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Die Lebensfreude

Die Lebensfreude

Titel: Die Lebensfreude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola
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sie fauchen und sich herumbalgen; man sah die Augen aller Kater von Bonneville wie Kerzen im Dunkeln leuchten. Später kam sie in einem ekelhaften Zustande zurück, wie ein Luder hergerichtet, mit so abgerissenem und schmutzigem Fell, daß sie sich eine ganze Woche hindurch glatt lecken mußte. Dann nahm sie wieder die angeekelte Miene einer Prinzessin an, rieb sich liebkosend am Kinn der Leute, ohne daß sie zu bemerken schien, wie ihr Bauch sich rundete. Eines schönen Morgens fand man sie mit Jungen vor. Veronika trug sie sämtlich in der Schürze fort, um sie ins Wasser zu werfen. Minouche, die abscheuliche Mutter, suchte sie nicht einmal; sie war es gewohnt, ihrer so entledigt zu werden und meinte, die Mutterschaft sei damit zu Ende. Sie leckte sich wieder, schnurrte und tat schön bis zu dem Abend, an dem sie sich aus den Katzbalgereien und dem Miauen schamlos einen neuen Wurf Junge heimbrachte. Mathieu war ein besserer Vater für die Kinder, die er nicht gemacht hatte, denn er folgte winselnd der Schürze Veronikas und hatte die Leidenschaft, allen kleinen Wesen in der Wiege das Gesicht reinzulecken.
    »Ach, Tante, diesmal mußt du ihr eins lassen«, sagte Pauline bei jeder Beseitigung der Jungen, über das verliebte Treiben der Katze aufgebracht und entzückt.
    Veronika aber ärgerte sich.
    »Warum nicht gar! Damit sie es überall herumschleppt ... Und dann macht sie sich nichts daraus. Sie ist für das Vergnügen, nicht für das Leiden.«
    Bei Pauline stellte sich eine Liebe zum Leben ein, die jeden Tag mehr hervorsprudelte und sie, wie ihre Tante sagte, zur »Mutter der Tiere« machte. Alles was lebte, alles was litt, erfüllte sie mit einer geschäftigen Zärtlichkeit, mit einer Verschwendung von Pflege und Liebkosungen. Sie hatte Paris vergessen, es war ihr, als sei sie dort unter dieser rauhen Sonne in dem reinen Hauche der Meereswinde aufgewachsen. In weniger als einem Jahr war dieses Kind mit unentwickelten Körperformen ein schon kräftiges Mädchen mit starken Hüften und breiter Brust geworden. Die Verwirrung über dieses Aufblühen verlor sich, sowohl die Beschwerde ihres vom Saft geschwellten Körpers, wie die beängstigende Unruhe über ihren volleren Busen, über den feinen, schwärzeren Flaum auf. ihrer braunglänzenden Haut. Sie empfand im Gegenteil zur Stunde Freude an ihrem Erblühen, das siegreiche Gefühl, im Sonnenlicht zu wachsen und zu reifen. Das aufsteigende und als roter Regen sich ergießende Blut machte sie stolz. Vom Morgen bis zum Abend erfüllte sie das Haus mit den Trillern ihrer tiefen, von ihr selbst jetzt schön gefundenen Stimme, und wenn beim Schlafengehen ihre Blicke über die blühende Rundung ihres Busens bis zu dem Tintenfleck hinglitten, der ihren frischen, roten Unterleib beschattete, lächelte sie; sie sog einen Augenblick ihren eignen Wohlgeruch ein, wie den eines frischen Blumenstraußes und fühlte sich glücklich über ihren neuen Duft des reifen Weibes. Es war das in seinen Verrichtungen ohne Widerwillen oder Furcht gut geheißene, geliebte Leben, begrüßt von dem Siegesliede der Gesundheit.
    Lazare ließ in jenem Jahr sechs Monate verstreichen, ohne zu schreiben. Es liefen kaum kurze Zettelchen ein, welche die Familie seines Wohlbefindens versicherten. Dann aber überschüttete er plötzlich seine Mutter mit Briefen. Im November von neuem zum Examen nicht zugelassen, immer mehr von den medizinischen Studien angewidert, die zu traurige Stoffe behandelten, hatte er sich abermals einer neuen Leidenschaft in die Arme geworfen: der Chemie. Er hatte durch Zufall die Bekanntschaft des berühmten Herbelin gemacht, dessen Entdeckungen damals die Wissenschaft in Aufruhr versetzten, und er war in das Laboratorium dieses Gelehrten als Präparator eingetreten, ohne indessen zu bekennen, daß er die Medizin fahren gelassen habe. Seine Briefe jedoch waren bald voll von einem erst schüchtern angedeuteten, nach und nach aber begeisterten Plane. Es handelte sich um eine großartige Ausnützung der Seealgen, die mit Hilfe der Methode und der durch den berühmten Herbelin entdeckten Behandlung Millionen einbringen mußte. Lazare zählte die Wahrscheinlichkeiten des Erfolges her: den Beistand des großen Chemikers, die Leichtigkeit der Beschaffung des Rohmaterials, die wenig kostspielige Einrichtung. Schließlich gab er seinem Wunsche, kein Arzt werden zu wollen, offen Ausdruck; lieber wollte er den Kranken Heilmittel verkaufen, wie er scherzend sagte, als sie eigenhändig

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