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Die Lebensfreude

Die Lebensfreude

Titel: Die Lebensfreude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola
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er sich bis zur Furcht aufregte, indem er sich wiederholte, daß auch er eines Tages sterben werde: nichts gab Antwort darauf, es war ihm gleichgültig geworden, die Dinge hatten eine eigene Leichtigkeit angenommen. Selbst sein Pessimismus scheiterte an diesem Schmerzenslager; anstatt ihn in den Haß gegen die Welt zu versenken, war seine Empörung gegen den Schmerz nur noch ein glühendes Verlangen nach Gesundheit, die zum äußersten getriebene Lebenslust. Er sprach nicht mehr davon, die Erde wie einen alten unbewohnbaren Bau in die Luft sprengen zu wollen; die einzige ihn heimsuchende Vorstellung war die gesunde Pauline an seinem Arme unter den Strahlen einer heiteren Sonne; und sein einziges Verlangen war, sie noch einmal mit ihren kräftigen Schritten fröhlich die Wege entlang führen zu können, die sie gemeinsam gewandelt waren.
    An jenem Tage glaubte Lazare, der Tod komme. Seit acht Uhr wurde die Kranke von Übelkeiten heimgesucht, jede Anstrengung endete mit einem sehr beunruhigenden Erstickungsanfall. Bald machten sich Schauer bemerkbar; sie wurde von einem solchen Zittern geschüttelt, daß man ihre Zähne klappern hörte. Lazare rief erschrocken aus dem Fenster, man sollte sofort einen Jungen nach Arromanches schicken, obwohl er den Doktor wie gewöhnlich gegen elf Uhr erwartete. Das Haus war in ein düsteres Schweigen versunken, eine Leere machte sich geltend, seitdem Pauline es nicht mehr mit ihrer Lebhaftigkeit erfüllte. Chanteau verbrachte, die Blicke auf seine Beine gerichtet, mit der Furcht vor einem Anfalle unten schweigsam seine Tage; niemand war zu seiner Pflege da; Frau Chanteau zwang Luise zum Ausgehen, sie beide hatten sich aneinander geschlossen und lebten jetzt draußen in innigster Gemeinschaft; nur der schwere Schritt der unaufhörlich hinauf und hinunter steigenden Veronika störte den Frieden der Treppe und der leeren Stube. Dreimal hatte sich Lazare über die Brüstung gelehnt; ihn verzehrte die Ungeduld, ob die Magd jemanden zum Gange nach Arromanches bewogen hatte. Er kehrte gerade in das Zimmer zurück und betrachtete die etwas ruhiger gewordene Kranke, als die halb offene Tür leise knackte.
    »Nun, Veronika?«
    Es war indes seine Mutter. Sie wollte an diesem Morgen gerade Luise zu Freunden nach Verchemont begleiten.
    »Der kleine Cuche hat sich sofort aufgemacht«, erwiderte sie. »Er hat gute Beine.«
    Nach einer Pause fragte sie:
    »Es geht also nicht besser?«
    Lazare wies mit einer Gebärde der Verzweiflung wortlos auf die unbeweglich wie tot daliegende Pauline, deren Gesicht in einem kalten Schweiße gebadet war.
    »Dann werden wir nicht nach Verchemont gehen«, fuhr sie fort. »Sind diese Krankheiten, von denen man nichts versteht, nicht entsetzlich hartnäckig? ... Das arme Kind ist wahrlich schwer geprüft.«
    Sie hatte sich gesetzt und sagte ihre Sätze mit derselben tiefen und eintönigen Stimme her.
    »Wir hatten uns schon um sieben Uhr auf den Weg machen wollen! Es ist ein Glück, daß Luise nicht früh genug aufgestanden ist ... Was heute Morgen auch alles zusammentrifft! Man könnte meinen, es geschehe mit Absicht. Der Gewürzkrämer von Arromanches ist mit der Rechnung gekommen, ich habe sie bezahlen müssen. Jetzt ist der Bäcker unten ... Wieder für vierzig Franken Brot im Monat! Ich kann mir nicht vorstellen, wohin das alles geht.
    Lazare hörte nicht; die Furcht, den Schauer wiederkehren zu sehen, nahm ihn völlig in Anspruch. Das dumpfe Geräusch dieses Wortflusses aber reizte ihn. Er versuchte, sie hinauszuschicken.
    »Gib Veronika zwei Mundtücher und schicke sie mir durch sie herauf.«
    »Natürlich muß der Bäcker bezahlt werden«, fuhr sie fort, als habe sie nicht gehört. »Er hat mit mir gesprochen, man kann ihm also nicht sagen, daß ich ausgegangen sei ... Ach, ich habe genug mit diesem Hause! Die Last wird zu schwer, schließlich lasse ich alles stehen und liegen ... Wenn Pauline nicht so übel daran wäre, könnte sie uns die neunzig Franken für ihre Pension vorschießen. Heute ist der zwanzigste, also ohnehin nur noch zehn Tage ... Die arme Kleine scheint so schwach ...
    Lazare wendete sich mit heftiger Bewegung zu ihr.
    »Was willst du?«
    »Du weißt wohl nicht, wohin sie ihr Geld gelegt hat?«
    »Nein.«
    »Es muß sich in der Kommode befinden, vielleicht siehst du einmal nach.«
    Er weigerte sich dessen mit einer erbitterten Miene. Seine Hände zitterten.
    »Ich bitte dich, Mama ... Laßt mich allein!«
    Diese wenigen Sätze waren hastig im

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