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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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»Das halte ich für keinen guten Vorschlag. Und überhaupt, was sind das für Andeutungen? Welches Geheimnis teilt Ihr mit der Übeltäterin?«
    »Nichts … es ist gar nichts … Ich dachte nur, hier im Kloster könnte sie nichts anrichten«, stammelte der Provinzial.
    »Ich verspreche, dass ich keinen Fluchtversuch unternehme, wenn Ihr Euch im Gegenzug um das Wohl des …«, mischte sich Benedicta ein. Mit dem Gedanken, in der Backstube des Klosters zu bleiben, konnte sie leben – unter der Bedingung, dass Leon in gute Hände kam.
    Sie kam allerdings nicht dazu, das Wohl des Kindes anzusprechen, weil sich Adelheit wie eine Furie auf den Provinzial stürzte und ihn anbrüllte. »Hört, hört! Sie gibt falsche Versprechungen ab. Lasst Euch nicht von ihr in die Irre führen! Sie wird entkommen und damit auch den Ruf von Sankt Katharinen in den Schmutz ziehen.«
    Der Provinzial, der erleichtert schien, dass ihm Adelheit nicht an die Kehle gegangen war, blickte zweifelnd von ihr zu Benedicta.
    »Da mögt Ihr recht haben. Wir müssen sichergehen, dass sie nicht noch einmal flieht. Wir schließen sie einfach in ihrer Zelle ein und lassen sie nur heraus, damit sie backen …«
    »Was redet Ihr da? Ich höre immer nur backen. Und Ihr glaubt, so haltet Ihr sie von einer Flucht ab? Seid Ihr von Sinnen? Sie muss eingesperrt werden. Und zwar dort, wo ihre Helfer keinen Zutritt haben. Wo sie keiner kennt.«
    »Gut, ich sehe es ein. Wir werden sie in ein anderes Kloster verbringen …«
    »… und dort einmauern. Sonst sehe ich mich gezwungen, mich an die Kirchenoberen zu wenden, und dann ist es nicht nur um den Ruf der Klöster geschehen, sondern auch um den Eurigen.«
    Der Provinzial kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Gut, gut, damit spreche ich das Urteil. Die Nonne Benedicta von Altmühl wird den Bruch ihres Gelübdes büßen, indem …«
    Der Provinzial wurde in seiner Rede unterbrochen, als jemand, ohne anzuklopfen, das Amtszimmer des Klosters betrat.
    »Wer stört da?«, schnaufte der Provinzial und fuhr herum.
    Benedicta erschrak. Es war Walburga, auf dem Arm das Kind. Lieber Gott, betete sie, lass dem Kind kein Leid geschehen!
    »Was ist das?« Der Provinzial deutete auf den kleinen Leon, der wach und friedlich in den Armen der Schwester lag.
    »Verzeiht, dass ich die Verhandlung störe, hochverehrter Provinzial, aber ich denke, Ihr könnt nicht über Schwester Benedicta richten, ohne zu wissen, dass sie ein Kind hat«, erklärte Walburga unterwürfig.
    »Verschwinde, Walburga, und nimm das Balg mit!«, keifte Adelheit und wandte sich ungeduldig an den Provinzial. »Los, sprecht weiter!«
    Der Atem des Provinzials ging pfeifend. »Aber … das … das ändert alles. Wir können doch keine Mutter einmauern …«, stammelte er verstört.
    Benedicta sah dem Geschehen fassungslos zu. Natürlich hätte sie gern etwas zu ihrer Verteidigung vorgebracht, aber es sah so aus, als sei das Kind Rettung genug.
    »Was fangen wir nur mit ihr an?«, jammerte der Provinzial und kratzte sich den kahlen Schädel.
    »Einmauern! Und das Kind gebt in meine Obhut!«, verlangte Adelheit mit schriller Stimme.
    »Niemals!«, fuhr Benedicta dazwischen, sprang auf und stellte sich schützend vor Walburga und den Kleinen.
    »Nein, gute Frau, Euch würde ich das Kind nicht anvertrauen«, ächzte der Provinzial und verfiel in grüblerisches Schweigen.
    »Einmauern, sage ich«, wiederholte Adelheit.
    »Könnt Ihr nicht einmal Euren Mund halten?«, knurrte der Provinzial die Stiefmutter an. »Ich denke nach.« Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf.
    »Ich hab’s. Der Vater des Kindes heiratet Euch!«
    »Der Vater des Kindes ist tot«, beeilte sich Benedicta zu sagen.
    »Dann heiratet eben einen anderen Mann von Stand und sprecht niemals mehr davon, dass Ihr einst eine Nonne wart.«
    »Ihr wollt ihr die Erlaubnis erteilen, unkeusch zu leben?« Adelheit war außer sich.
    »Die Früchte der Sünde sind doch ohnehin nicht zu verbergen«, murmelte er kleinlaut und deutete auf das Kind. »Was ist es denn eigentlich?«
    »Ein Junge«, erwiderte Walburga mit Stolz, als wäre es ihr eigenes Kind.
    »Ein Junge?«, wiederholte Adelheit und wurde blass. Dann räusperte sie sich. »Ihr habt ja recht, hochverehrter Provinzial.« Ihre Stimme klang plötzlich ganz weich. »Ich war so verbohrt, weil ich Sorge um die Ehre der Familie hatte, aber wir müssen auch das Wohl des unschuldigen Menschenkindes dort bedenken.« Adelheit erhob sich, trat auf ihre

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