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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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begleiten.«
    »Das Kind schläft«, erwiderte Benedicta und musterte die Amme prüfend. Sie hatte ein offenes Gesicht und ein freundliches Lachen. Ich habe keine Wahl, sagte sich Benedicta. Wenn die Botschaft nicht ankommt, dann habe ich die Gewissheit, dass ich ihr nicht trauen konnte.
    »Berchta, ich habe gleich einen Auftrag an dich. Ich soll einen Mann heiraten, den ich nicht liebe, und nun bitte ich dich, dem Mann meines Herzens eine Botschaft zu überbringen.«
    Berchta lächelte breit. »Gern tu ich Euch einen Gefallen. Ihr habt mich doch schließlich vor dem Pranger gerettet.«
    »Vor dem Pranger?«
    »Ja, meine letzte Herrin behauptete, ich hätte ihr ein Schmuckstück gestohlen, aber ich hatte es nicht genommen. Heute sollte ich zum Gespött der ganzen Stadt am Pranger stehen, aber dann hat mich der Lochwirt ganz plötzlich nach Sankt Katharinen zu Euch geschickt. Man hat mir die Strafe erlassen, wenn ich Euch dafür nach Regensburg begleite.«
    Unversehens schwand Benedictas Hoffnung, Berchta sei die geeignete Person, um Konstantin die rettende Botschaft zu überbringen. Eine Diebin! Das machte wenig Hoffnung. Trotzdem trug sie ihr auf, zum Haus des Gewürzhändlers zu eilen und dem jungen Herrn mitzuteilen, dass er sofort nach Sankt Katharinen zu Benedicta reiten solle. Was hatte sie schon zu verlieren? Schlimmer konnte es doch nicht werden.
    Berchta wiederholte die Botschaft noch einmal, versprach, alles zu Benedictas Zufriedenheit zu erledigen, und pochte kräftig an die Tür. Der Klosterknecht, der vor Benedictas Tür wachte, wollte die Amme erst gar nicht aus der Zelle herauslassen. Berchta aber zeterte so lange, dass sie noch ihre Kleidung holen müsse, bevor sie nach Regensburg mitkommen könne, dass er schließlich zähneknirschend nachgab. Ich bin gespannt, ob ich sie jemals wiedersehe, dachte Benedicta seufzend.

56
    Der Tuchhändler Peter Teffler war über den überstürzten Aufbruch seiner Gäste alles andere als begeistert.
    »Aber Ihr wolltet doch noch unter vier Augen mit mir sprechen«, bemerkte er mit einem Anflug von Vorwurf in der Stimme.
    Verlegen schlug Conrat die Augen nieder, aber Adelheit versicherte lautstark: »Wir besuchen Euch bald wieder, aber nun müssen wir uns wirklich sputen.«
    Sie wollte Conrat nicht einmal mehr die Gelegenheit geben, sich von Marie zu verabschieden, doch dagegen wehrte er sich entschieden. Er fand Marie tränenblind in ihrem Gemach. Wortlos ging er auf sie zu und nahm sie in die Arme.
    »Sei nicht traurig und vertrau mir! Ich komme zurück, und dann halte ich um deine Hand an. Im Augenblick kann ich es nicht tun. Ich habe vorher noch etwas Wichtiges zu erledigen.«
    Er lächelte, obwohl ihm der Gedanke, welchen Preis er für diese Ehe bezahlen musste, Übelkeit bereitete.
    »Was es auch immer sei, Liebster, ich warte auf dich«, flüsterte Marie und ließ ihn nur schweren Herzens gehen. Sie winkte ihm traurig nach, als sich der Pferdewagen langsam in Bewegung setzte.
    Ihm ging das Herz über, als er sie so traurig dort stehen sah. Ich muss es tun, sprach er sich gut zu.
    »Hast du es dir überlegt, mein Sohn?«, fragte Adelheit mitleidslos, während Conrat mit versteinerter Miene die Pferde antrieb.
    »Sie und ihr Balg werden Regensburg niemals erreichen. Dafür werde ich sorgen«, knurrte er.
    Im Kloster angekommen, ließ Adelheit sich sofort zur Zelle ihrer Stieftochter bringen. Sie wunderte sich, dass Benedicta über das ganze Gesicht strahlte, als sie die Zellentür öffnete, doch dann verfinsterten sich deren Züge.
    »Ach, Ihr seid es nur!«, entfuhr es ihr enttäuscht.
    »Hast du etwa jemand anderen erwartet?«, fragte Adelheit lauernd.
    »Ja, ich dachte, mein Bräutigam gebe sich die Ehre«, log sie. Wie sehr hatte sie gehofft, dass Konstantin in Begleitung der Amme rechtzeitig eintreffe, um sie zu retten, aber jetzt war es zu spät.
    »Pack dein Bündel!«, herrschte Adelheit Benedicta an.
    »Genau, pack so viel ein, wie in deine kleine Reisekiste passt, habt Ihr damals befohlen.«
    »Du bist immer noch so unverschämt«, schnaubte Adelheit und wollte Benedicta eine Ohrfeige versetzen. Die aber packte die Hand ihrer Stiefmutter, hielt sie fest umklammert und fauchte: »Wagt es nicht, mich zu schlagen! Ich bin zwar in Eurer Gewalt, aber ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, das Ihr einschüchtern könnt. Und jetzt holt meinen Bräutigam, oder ich rühre mich nicht von der Stelle. Verstanden?«
    Adelheit trat vor Schreck einen Schritt

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