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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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schon bestraft, ich täte es jetzt für Euer loses Mundwerk. Und nun schlaft recht gut, damit Ihr das Morgengebet nicht versäumt.«
    Mit diesen Worten verließ die Priorin Benedictas Zelle.
    Die junge Nonne lag noch lange wach. Wenn sie wenigstens in die Küche gedurft und Brote hätte backen dürfen, dann hätte sie dem Klosterleben vielleicht noch etwas abgewinnen können. Aber so? Ich soll leiden wie der Herr, das ist mein Schicksal, versuchte Benedicta sich selbst zur weisen Einsicht zu bewegen, doch vergeblich. Das Grummeln in ihrem Innern blieb stark und mächtig. Als bald darauf ein Gewitter über Engelthal niederging, entsprachen die Blitze und das Donnergrollen dem Aufruhr in ihrem Herzen.

4
    Zwar wagte Walburga ihre Mitschwester in den folgenden Tagen nicht mehr anzusprechen, trotzdem fühlte sich Benedicta auf Schritt und Tritt verfolgt. Mit den Blicken eines Raubvogels beobachtete die verbissene Alte ihre junge Mitschwester. Benedictas Laune, die während der Fastentage noch schlechter geworden war, besserte sich dadurch keineswegs. Ständig knurrte ihr der Magen, und die Lebkuchen, die Agnes unter Dietlindes Anleitung herstellen musste, schmeckten schauderhaft. Hätte Benedicta keine Angst gehabt, ohne Speise zu verhungern, sie hätte die steinharte braune Masse nicht angerührt, die alles, nur nicht süß schmeckte.
    Zu allem Überfluss hatte die Priorin sie dazu verurteilt, zehn Tage lang allein in ihrer Zelle Zwiesprache mit dem Herrn zu halten, nachdem sie sich lautstark über den scheußlichen Fraß beschwert hatte. Wasser und einen Teller mit der furchtbaren Speise hatte man ihr mitgegeben, doch abgeschlossen hatte Leonore nicht. So nutzte Benedicta jede Gelegenheit, ihrem Gefängnis zu entkommen, ungesehen durch das Kloster zu streifen und mit dem Gärtner zu plaudern.
    Von ihm wusste sie auch, dass heute ihr Glückstag war, denn Walburga lag mit Fieber danieder, und die Priorin war nach Nürnberg gereist, sodass Benedicta es wagen konnte, sich heimlich mit Agnes im Klostergarten zu treffen.
    Endlich die wärmende Sonne!, freute sich Benedicta, als ihre Augen sich an das grelle Tageslicht gewöhnt hatten. Agnes kam ihr schon ungeduldig im Kreuzgang entgegengeeilt. Sie schien außer sich vor Wut.
    »Warum hat die Priorin nicht dich das Rezept zusammenstellen lassen? Die ehrwürdige Schwester Dietlinde schwört darauf, auf den Honig zu verzichten und dafür mehr Mehl zu nehmen. Sie behauptet, die Süße zu genießen, sei eine Sünde. Es schmeckt ekelerregend, aber keiner traut sich, etwas zu sagen«, schimpfte sie.
    Angewidert verzog Benedicta das Gesicht. »Keiner bis auf mich. Ich habe mich beschwert, und du siehst, wohin mich das gebracht hat. Diese Fladen schmecken widerlich! Dagegen waren die Lebkuchen der Nürnberger Mönche eine wahre Köstlichkeit. Ich hoffe nur, dass bald eine Beschwerde aus Nürnberg eintrifft, nachdem die erste Lieferung angekommen ist. Ich glaube kaum, dass der Provinzial über dieses ungenießbare Zeug erfreut ist. Wo er doch so gerne isst! Glaub mir, ich habe die Priorin schier angebettelt, mich in die Küche zu lassen, wobei ich ihr leider verraten habe, dass wir beide vor Jahren einmal gemeinsam köstliche Lebkuchen gebacken haben. Ach, Agnes, wenn du wüsstest, wie sehr mich das alles quält. Dieses Leben, eingesperrt hinter dicken Mauern!«
    Erstaunt betrachtete Agnes die Freundin und rückte ein wenig näher. »War es denn nicht dein Herzenswunsch, im Engelthal zu leben?«
    Entschieden schüttelte Benedicta den Kopf. »Nein, niemals. Meine Stiefmutter Adelheit brachte mich nach dem Tod meines Vaters gegen meinen Willen hierher. Sie behauptet, es sei der erklärte Wunsch meines Vaters gewesen, und sie zeigte der Priorin ein Schriftstück, worin er dies verfügt haben soll. Doch das hätte er niemals getan. Wie oft sagte er, ich würde bestimmt einmal eine wunderbare Mutter.«
    Agnes stöhnte auf. »Mich hat man einfach vor den Toren des Klosters abgelegt. Kein Mensch weiß, woher ich komme, aber man glaubt, ich sei das Kind der ersten Köchin, denn die war am nächsten Tag spurlos verschwunden. So ganz aus freien Stücken bin ich also auch nicht hier.«
    »Oh, verzeih, dass ich so über mein Schicksal jammere! Ich bin nur entsetzlich enttäuscht, dass ich mein Geschick nicht entfalten darf«, entgegnete Benedicta entschuldigend.
    »Wir wollen beide nicht mit unserem Schicksal hadern«, schlug Agnes vor. »Es ist einfach nur schade, dass die Priorin dich nicht in

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