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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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verkaufte Benedicta zusammen mit Crippin das leckere Anisbrot. Es fand reißenden Absatz und entlockte sogar dem Bäckermeister, der seit der Hochzeit wie versteinert wirkte, das eine oder andere Lächeln.
    Sie kamen mit dem Backen kaum nach, weil Gieselbert sich zu allem Überfluss auch noch krank gemeldet hatte. Eigentlich wohnte er bei seinem Meister, aber er hatte gebeten, sich im Haus seines Vaters auskurieren zu dürfen. Wie immer hatte Crippin dem Burschen nachgegeben.
    Abgesehen von der zusätzlichen Arbeit war Benedicta recht froh über das Fernbleiben des Lehrjungen, bereitete ihr sein verschlagenes Wesen doch zunehmend Kummer. Der Vierzehnjährige wurde immer frecher und weigerte sich sogar, den Teig für das Anisbrot zu kneten. Und Meister Heller ließ sich seit dem schrecklichen Vorfall bei Sankt Sebaldus nur noch mehr von ihm gefallen.
    Auf dem Markt herrschte ein buntes Treiben, und es gab alles zu kaufen, was das Herz begehrte. Dazwischen trieben Gaukler ihre Scherze, und sogar ein abgerichteter Bär führte seine Kunststücke vor. Benedicta mochte diese Stimmung. Das einzig Störende waren Meister Burchard und seine Tochter, die ständig zu ihnen herüberschielten. Und das, obwohl sie doch seit der Hochzeit nicht mehr mit ihnen sprachen.
    Plötzlich kam einer der Gaukler auf den Stand zu. Sie erkannte ihn sofort. Ihn und seinen Freund hatten Agnes und sie an dem Tag, als sie in die Stadt gekommen waren, nach dem Weg gefragt.
    »Sei gegrüßt, schöne Frau«, sagte der Gaukler und vollführte eine übertriebene Verbeugung.
    Benedicta lachte. »Seid ihr Fahrenden noch immer in der Stadt?«
    »Und hast du immer noch keinen Mann?«
    Benedicta seufzte. »Mach dir keine falschen Hoffnungen! Er ist Zeidler, und es wird noch dauern, bis er aus dem Wald in die Stadt kommt. Aber eins ist gewiss – er kommt!«
    Der Gaukler sah sie listig an. »Oh, schöne Frau, du weißt also gar nicht, wo sich dein Bräutigam befindet. Da will ich doch behilflich sein.«
    Mit diesen Worten wandte er sich um und verschwand in der Menge.
    Benedicta atmete auf, als sie den aufdringlichen Gaukler los war, denn Lukarde verfolgte das Geplänkel mit Luchsaugen. Als Benedicta der Baderin gerade ein Brot verkaufte, sah sie hinter ihr den Gaukler auftauchen. In Begleitung einiger junger Burschen. Alle näherten sich dem Stand. Grinsend blieb der Gaukler davor stehen und deutete auf die jungen Männer. Es waren fünf an der Zahl. Stattliche Burschen in kurzen grünen Röcken mit weiten Ärmeln, eng anliegenden Beinkleidern, Gugelhauben auf dem Kopf und Armbrüsten über den Schultern. Und alle lächelten Benedicta an.
    Sie überlegte noch, was für lustige Gesellen das wohl sein mochten, da sagte der Gaukler so laut, dass es jeder hören konnte: »Hier, schöne Frau, bringe ich dir die Zeidler, die heute aus dem Reichswald gekommen sind. Zeig mir doch, welcher von ihnen dir versprochen ist!«
    Benedicta wurde feuerrot im Gesicht.
    Der Gaukler wandte sich an die Zeidler und rief aufmunternd: »Nur keine falsche Schüchternheit! Nun gib dich zu erkennen, Bräutigam! Einer von euch wird es doch sein, oder gibt es gar keinen Ehemann, auf den diese hübsche Maid wartet? Dann mache ich ihr vielleicht einen Antrag.« Er brach in schallendes Gelächter aus.
    Inzwischen war auch Lukarde neugierig an den Stand getreten und fiel in das Lachen des Gauklers ein. Die Schadenfreude stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Dieses Bettelweib behauptet, sie sei einem Zeidler versprochen? Ich glaube, ein Gaukler passt besser zu ihr. Komm, Narr, mach ihr einen Antrag!«
    Um den Stand herum hatten sich Schaulustige versammelt.
    »Ja, mach ihr einen Antrag!«, wiederholten einige der Umstehenden.
    Crippin, der das Ganze fassungslos betrachtete, wandte sich an die Menge. »Ihr Bräutigam ist nicht dabei, ihr dummem Leute!«, schrie er aufgebracht. »Hört auf, sie in Verlegenheit zu bringen!«
    »Wie heißt denn dein Bräutigam?«, fragte einer der Zeidler lauernd.
    Hätte sich doch nur ein Loch im Boden aufgetan und Benedicta verschlungen!
    »Sie hat gelogen!«, kreischte Lukarde hasserfüllt.
    »Das ist wohl wahr, wenn sie nicht einmal seinen Namen kennt. Aber ich, ich kenne sie alle!«, rief der Wortführer der Zeidler.
    Benedicta suchte krampfhaft nach einem Männernamen, der nicht allzu selten war, aber ihr wollte einfach keiner einfallen.
    Da trat der stattlichste der Zeidler drohend auf den Gaukler zu. »Hast du die Leute genügend belustigt, du Tor? Dann

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