Die leere Wiege: Roman (German Edition)
bei Emma.«
Mein Herz verkrampfte sich. »Seid ihr jetzt wieder zusammen?«
»Nein. Der Pisser, den sie geheiratet hat, war nicht da. Die Schlampe hat mit mir geschlafen und mich anschließend rausgeworfen.« Du riebst dein Gesicht am Kopfkissen. »Letzte Nacht hat mir das Herz wehgetan, heute Morgen ist es der Kopf.«
»Ich würde dich niemals rauswerfen, Jason.«
Du sahst mich an. Deine Hand kroch unter der Decke hervor und zog mich am Arm. »Komm zu mir.«
Schwerfällig hievte ich mich hoch und legte mich mit dem Rücken zu dir ins Bett. Du drücktest dich an mich. Meine Handflächen wurden feucht vor Schweiß. Durch den Stoff meiner Jeans spürte ich dein Knie, deinen Schenkel. Dein Mund erhitzte die Haut auf meinem Nacken.
»Du würdest mich nie verlassen?«
»Niemals.«
Du drehtest mich auf den Rücken, und deine Hand wanderte zu den Knöpfen meiner Bluse. Du streiftest mir die Bluse ab, haktest meinen Büstenhalter auf und zogst ihn mir aus. Meine Brüste fühlten sich lose und preisgegeben an. Mit dem Mund fingst du an sie zu erkunden, und mit den Zähnen knabbertest du an meinen Brustwarzen. Ich erschauerte. Deine Hand fand den Reißverschluss meiner Jeans, und mein Magen zog sich zusammen. Du zerrtest und zogst, bis ich dir half und mich aus der Jeans wand. Du strichst mir über die Hüften. Dann glitt dein Mund tiefer, zum Bund meiner Unterhose. Mit der Zunge fuhrst du an dem Bund entlang, sie hinterließ eine feuchte Spur auf meiner Haut.
Ich legte eine Hand auf deinen Kopf, spürte deine Zunge an der Innenseite meines Schenkels und wollte, dass du weitermachtest, und gleichzeitig, dass du aufhörtest. Du befreitest mich von der dünnen Baumwollunterhose. Dein Mund folgte deinen Händen.
Ich erreichte einen unbekannten Ort, irgendwo über mir. Ich dachte an nichts, doch ich spürte – und wie ich es spürte –, dass mein Verstand mir Einhalt gebieten wollte, während mein Körper sich dir ergab und mein Herz wie hypnotisiert war. Verführt. Ich sah die sanften Farben eines Regenbogens.
Dann warst du auf einmal über mir, stütztest dich auf deine Arme und ließest dich auf mich sinken, warst in mir. Es tat weh. Ich sog den Atem ein und versteifte mich. Du bewegtest dich auf mir. Ich spürte ein unbekanntes Brennen, eine schmerzhafte Fülle.
Ich hörte deinen Atem und dann gutturale Laute, die mir sagten, dass du kurz vor dem Orgasmus warst. Dann überlief dich ein Schauer, und du sacktest auf mir zusammen.
Ich hielt dich eng umschlungen, küsste deinen feuchten Hals und sagte ein ums andere Mal deinen Namen. »Jason, Jason, ich liebe dich. Sag, dass du mich auch liebst, Jason.«
Du schlossest die Augen und flüstertest: »O Emma.«
—
Am Abend gingst du wieder nicht zur Arbeit, und dir wurde gekündigt. Du packtest deine Habseligkeiten in eine Reisetasche und zogst bei mir ein.
Du hattest Emmas Namen gesagt, doch wir sprachen nie darüber. Für mich war es das erste Mal gewesen, aber auch das behielt ich für mich. Du wirst es ohnehin gewusst haben. So wie ich wusste, dass ich dich liebte und dass du noch immer Emma liebtest.
19.
Ich bin in meiner Zelle, liege auf der Pritsche.
Janie ist bei mir. Ihr Kopf ruht an meiner Schulter. Wir teilen uns einen Joint, während ich ihr den jüngsten Brief ihres Vaters vorlese. Janie hört mir aufmerksam zu. Sie kann nicht gut lesen, und die Briefe verraten, dass ihr Vater nicht gut schreiben kann. Den Sätzen auf der linierten Seite fehlt der Zusammenhang, und die meisten Wörter sind falsch geschrieben. Hier und da hat er ein Wort mit schwarzem Kugelschreiber dick ausgestrichen. Zum Glück fasst er sich jedes Mal kurz.
In zwei Monaten wird Janie freigelassen, doch das Lehrpersonal im Gefängnis hat erkannt, dass sie nicht imstande ist, sich draußen zurechtzufinden. Aber sie versuchen, sie darauf vorzubereiten. Deshalb gibt es Tage, an denen Janie Freigang hat, um an der Volkshochschule von Ipswich an Grundkursen in Schreiben und Rechnen teilzunehmen. Janie hasst diesen Unterricht, aber gehorsam, wie sie ist, nimmt sie jedes Mal brav erst die Bahn und dann den Bus, um etwas zu lernen, das sie längst können müsste.
»Wie war der Unterricht heute?«, frage ich.
Janie verzieht das Gesicht wie ein Kind, das eine bittere Medizin schlucken soll. »Es ist alles so schwierig«, klagt sie. »Aber meine Lehrerin ist ganz nett. In den Pausen darf ich in der Klasse bleiben, denn mit den anderen Schülern mag ich nicht reden.
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