Die leere Wiege: Roman (German Edition)
Strand aus Steine ins Meer schleuderten, wie wir im Dunkeln vor dem Fernseher saßen, wie du in jener Nacht in meinen Armen weintest. Wortlos würde ich dir diese Bilder zeigen, und du würdest ihren Sinn erfassen.
Wörter sind problematisch, denn man kann sie verdrehen. Die Wahrheit ist, dass ich dich geliebt habe. Und nicht erwartete, von dir ebenfalls geliebt zu werden. Du hättest lediglich treu sein müssen.
22.
Eintrag in mein schwarzes Buch
Seit zehn Wochen war ich schwanger, aber ich hatte es dir noch nicht gesagt. Da ich von jeher übergewichtig war, fiel es kaum auf. Das wenige, das man vielleicht gesehen hätte, kaschierte ich mit weiter Kleidung. Ich wollte mein Geheimnis so lange wie möglich wahren, doch manchmal stahl ich mich ins Bad und warf einen Blick auf den Schwangerschaftstest, jenes kostbare Plastikstäbchen mit dem bläulichen Strich. Es war mein Talisman, der Beweis dafür, dass ich endlich einmal Glück gehabt hatte und gesegnet war.
Eines Sonntagmorgens lagen wir im Bett. Ich versuchte, mit dir zu kuscheln, aber du entzogst dich meinen Armen. Und dann schien etwas in dir zu reißen, als wäre dir alles zu viel geworden.
»Ich kann nicht, Rose. Ich muss dir etwas sagen …«
»Pscht.«
Ich strich dir über die Haare und küsste dich auf die Wange, doch ich spürte, dass sich dein Herz von mir entfernte, und hatte Angst vor dem, was gleich kommen würde. Noch immer warfst du fortwährend prüfende Blicke auf dein Handy, und Emmas Foto war nach wie vor in deinem Portemonnaie.
»Ich gehe fort, Rose. Das mit uns führt zu nichts. Hier hält mich nichts mehr.«
Ich legte eine Hand auf meinen sanft gerundeten Bauch und das Baby, das in mir wuchs. »Bitte bleib, Jason. Ich will alles für dich tun, wenn du nur bleibst.«
»Nein, Rose, du hast mehr verdient als das.«
»Ich will nur dich, und du bist mehr, als ich verdiene.« Ich umklammerte dich wie ein bedürftiges Kind.
»Herrgott, zeig doch wenigstens ein bisschen Würde, und winsele mich nicht so an.«
»Ich habe keine Würde.« Ich wollte mich an dich schmiegen, aber du rücktest von mir ab. »Ich liebe dich.«
»Aber ich will dich nicht. Ich liebe Emma.«
Wie leicht dir das über die Lippen kam. Ich schnappte nach Luft, versuchte jedoch, ruhig zu bleiben. »Das weiß ich. Damit habe ich mich abgefunden.«
»Rose«, sagtest du entnervt und schobst mich noch weiter von dir fort. »Was muss ich denn noch tun, damit du begreifst, dass aus uns nichts wird?« Du legtest dich auf den Rücken und starrtest an die Decke. »Ich muss von hier fort, weg von Emma und der Macht, die sie über mich hat.«
»Ich will nicht, dass du darüber sprichst.«
»Wie lange willst du den Kopf denn noch in den Sand stecken? Ich habe dich nie belogen, du weißt, dass ich mich immer wieder mit ihr getroffen habe. Dass ich mit ihr geschlafen habe und sie mich danach jedes Mal weggeschickt hat. Dass sie mich immer wieder zu sich ruft, wenn sie sich mit ihrem Mann gestritten hat.«
Ich konnte kaum noch atmen. Genau wie du starrte ich an die Decke und fühlte mich von der Grausamkeit deiner Worte erschlagen.
»Wenn sie auf ihn sauer ist oder wütend wird, weil er zu lange arbeitet, schickt sie mir eine Nachricht. Sie weiß, dass ich sie immer noch begehre. Ich halte das nicht länger aus.«
Ich erinnerte mich an die Nacht nach der Séance. An den Geruch auf deiner Haut.
»Wo schlaft ihr miteinander?« Warum ich das wissen wollte, war mir nicht klar, dennoch war es für mich wichtig. Ich wollte mir die Szene vorstellen können.
»In ihrem Ehebett.«
»In ihrem Ehebett?« Ich stützte mich auf einen Ellbogen, denn ich wollte dein Gesicht sehen. »Du besuchst sie zu Hause?«
»Ja. Hinterher weint sie jedes Mal und sagt, es war ein Fehler und dass sie ihren Mann liebt. Dann schwört sie, dass es das letzte Mal war und sie nie mehr mit mir schlafen wird, ganz gleich, wie sehr ich sie anflehe. Ich ertrage es einfach nicht mehr, dieses ständige Warten, dass sie sich wieder meldet. Deshalb will ich fort, denn für dich und mich kann es keine Zukunft geben.«
Aber für dich gab es keinen Ort, wohin du hättest gehen können, und ich war nicht gewillt, dich einfach so ziehen zu lassen.
»Jason, ich bin schwanger. Wir werden ein Baby bekommen.« Ich beobachtete deine Miene und bemerkte deinen ungläubigen Blick. Dann legte ich eine Hand auf meinen Bauch. »Du wirst Vater.«
Du dachtest, das sei nur ein Trick von mir, doch dann zeigte ich dir den
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