Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
Vom Netzwerk:
Junge, und deshalb behältst du das hier auch schön für dich.« Er stand auf. »Ich geh mal kurz pissen.« Damit verschwand er.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Mark.
    »Nicht wirklich«, bekannte Cate. »Ich glaube, es liegt an diesem Ort, dass sich jeder so … unangemessen verhält. Tut mir leid, wenn ich jetzt prüde klinge.«
    »Ach nein, das ist doch verständlich.« Seine Gesichtsfarbe vertiefte sich.
    Cate betrachtete Marks pickliges Gesicht und dachte an die Hänseleien der Billardspielerin. »Machen die Gefangenen sich manchmal über Sie lustig?«
    »Klar. Aber das sind bloß Neckereien. Ich nehme das nicht weiter ernst.«
    Aber ich nehme es ernst , dachte Cate. Vielleicht ist das mein Fehler .
    Mark spähte nach draußen. »Oje, das sieht nach Ärger aus.«
    Cate trat zu ihm.
    Rose Wilks stand am Billardtisch und stritt sich mit Reynolds. Rose wirkte wütend. Reynolds wich zurück und senkte den Kopf wie ein gescholtenes Kind. Nicht weit entfernt stand Janie mit ausgebreiteten Armen, um die anderen zurückzuhalten.
    Mark betrachtete die Szene, schien jedoch nicht einschreiten zu wollen. »Wilks ist hier der Chef«, erklärte er. »Reynolds muss verrückt sein, sich mit ihr anzulegen.«
    Rose trat noch einen Schritt auf Reynolds zu, die ihr Queue wie einen Schutzschild vor sich hielt.
    »Ich glaube, sie streitet sich meinetwegen«, sagte Cate. »Ich rede mal mit ihr.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Wir sind allein. Das regelt sich von selbst.« Marks Stimme klang schrill vor Angst.
    Cate ignorierte ihn und ging auf die Frauen zu. Doch der Streit war schon vorüber. Reynolds entfernte sich mit schleppendem Schritt, während die anderen Frauen ihr interessiert nachsahen. Unmittelbar vor Cate blieb die Gefangene stehen.
    »Tut mir leid, dass ich mich schlecht benommen habe. Soll nie wieder vorkommen.« Ihre Stimme war kaum hörbar, und sie schaute dabei zu Boden.
    »Wie heißen Sie?«
    »Reynolds.«
    »Und mit Vornamen?«
    »Natalie.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Entschuldigung, Natalie.«
    Die Übeltäterin huschte die Treppe hoch zu den Zellen, Rose und Janie gingen ihr nach. Als Natalie in einer Zelle verschwand, blieb Rose an der Brüstung stehen und nickte Cate kurz zu, ehe sie der anderen in die Zelle folgte und die Tür hinter sich zuschlug.
     
    Dann war Mittagessenszeit. Am ersten Tag hatte Callahan Cate erklärt, dass der reibungslose Ablauf bei der Verpflegung eine der Voraussetzungen für eine ruhige Gefängnisbelegschaft sei. Deshalb dürften auch nur die privilegiertesten Insassen in der Küche arbeiten, Männer und Frauen, denen man scharfe Messer und heißes Fett anvertrauen konnte.
    Cate und Paul Chatham standen an der Theke und beäugten die verkochten Gerichte.
    Cate entschied sich für Blumenkohl mit Käsesoße und Pommes frites.
    »Sind Sie Vegetarierin?«, fragte Paul, als sie einen freien Tisch gefunden hatten.
    »Das ist Trostnahrung«, bekannte Cate. »Ich bin noch immer nicht ganz auf der Höhe, und heute Morgen habe ich den Lebensgefährten von Rose Wilks besucht. Es endete damit, dass er auf dem Boden hockte und weinte und ich das Weite gesucht habe, ehe er mich schlagen konnte.«
    »Das ist jetzt nicht wahr, oder?«
    »Doch. Ich habe ihm einen neuen Termin für kommenden Montag angeboten.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Das würde es nur noch schlimmer machen. Ich hoffe, bis dahin hat er sich wieder abgeregt.«
    »Immerhin haben Sie das Wochenende, um sich zu erholen. Unternehmen Sie was Schönes mit Ihrer Tochter. Etwas, das auch der hübschen Mutter gefällt.«
    »Dazu wird es nicht kommen. Es wird ein trauriges Wochenende werden, denn Amelia wird bei ihrem Vater sein. Tim zeigt seiner neuen Freundin gern, wie gut er glückliche Familie spielen kann, obwohl er unsere Familie zerstört hat, um mit ihr zusammen zu sein.«
    »Das tut mir leid.«
    »Mir auch.« Cate tunkte eine Fritte in die Käsesoße und knabberte appetitlos daran. »Aber wenigstens brauche ich mich jetzt nicht mehr mit einem Mann herumzuschlagen.«
    Paul hob beide Hände und wich zurück. »Okay, okay, Botschaft angekommen. Aber wie wär’s denn mit Folgendem? Am Freitag gebe ich eine kleine Cocktailparty, und Sie sind herzlich eingeladen. Vielleicht findet sich dort ja ein netter Mann, mit dem Sie sich herumschlagen wollen.«
     
    —
     
    Cate entschuldigte sich und ging zur Toilette. Als sie sich die Hände wusch, betrachtete sie sich im Spiegel über dem Waschbecken. Sie musste dringend zum Friseur. Und sie brauchte

Weitere Kostenlose Bücher