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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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was Neues zum Anziehen. Außerdem sah sie müde aus. Seit Tims Auszug hatte sie kein einziges Date gehabt. Anfangs war ihr das nur recht gewesen, denn das Letzte, was sie gewollt hatte, war eine neue Beziehung, und die Liebe, die sie brauchte, schenkte ihr Amelia.
    Aber inzwischen war ihr Herz dabei zu heilen, und auf der Wunde hatte sich eine Kruste gebildet. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie ihren Kokon demnächst verlassen würde und sich wieder begehrt fühlen wollte. Die Frage war nur, von wem? Im Gefängnis arbeiteten jede Menge Männer, aber keiner von ihnen war ihr Typ. Sie mochte keine Machos mit übertriebenem Selbstwertgefühl. Aber wer war überhaupt ihr Typ? Nach den zehn Jahren mit Tim wusste sie das gar nicht mehr so genau.
    Pauls gutes Aussehen wirkte nicht auf sie. Abgesehen davon hielt sie ihn für schwul. Er verbarg es, weil er in einem Gefängnis arbeitete und sein Ruf ruiniert wäre, sollte es herauskommen, doch wenn er sich auf seine »bessere Hälfte« bezog, dachte Cate unweigerlich an einen Mann.
    Ich bin vertrocknet, sagte sie sich bekümmert. Seit vier Jahren hatte sie nicht mehr mit einem Mann geschlafen. Der Sex fehlte ihr.

26.
     
    Eintrag in mein schwarzes Buch
     
    Als Erstes hörte ich Laute, beruhigend und angenehm. Der leise, melodiöse Klang von Frauenstimmen, die in meiner Nähe murmelten. Als Nächstes spürte ich ein Ziehen im Unterleib. Als wäre mein Gehirn mit leichter Verspätung erwacht, erkannte ich, dass mir etwas wehtat, dann raste ein glühender Schmerz durch mich hindurch, der nur langsam verging. Gleich darauf kam er wieder, kehrte mit jedem Atemzug zurück. Ich wusste nicht, wo ich war.
    Mit geschlossenen Augen versuchte ich mich zu konzentrieren und fragte mich, was mit mir geschehen war. Ich lag auf dem Rücken, fühlte mich verwundbar und spürte etwas Schweres auf mir, das mich niederdrückte. Unter mir war eine feste Fläche. Ich versuchte, mich zu bewegen, doch sofort durchzuckte mich wieder dieser Schmerz, und ich stöhnte. Langsam öffnete ich die Augen. Es half nichts, denn es war, als starrte ich in ein schwarzes Loch. Dann gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, und ich erkannte einen Vorhang, der halb zugezogen an einer Metallleiste hing. Durch die Lücke fiel das weiche Licht einer Lampe. Von dort kamen auch die Stimmen. Zwei Frauen, die sich leise unterhielten. Alles wirkte irgendwie bekannt, und dennoch fehlten mir die Worte, um diesen Ort zu beschreiben.
     
    Wieder wurde ich wach. Diesmal öffnete ich die Augen sofort. Im Zimmer war es ein wenig heller als zuvor. Ich versuchte, mich aufzurichten, doch der Schmerz in meinem Unterleib raubte mir den Atem. Wimmernd fiel ich zurück. Wenig später drehte ich den Kopf ein wenig zur Seite. Jetzt war nur noch eine einzige Frau da. Sie schrieb etwas nieder. Dann saß sie mit gesenktem Kopf da, sodass es aussah, als betete sie. Mit einem Mal begriff ich, dass ich im Krankenhaus lag.
    Irgendetwas war in meiner rechten Hand. Ich schaffte es nicht, den Arm zu heben, deshalb befühlte ich den Gegenstand. Glatt war er und aus festem Material, mit einer Delle in der Mitte, auf die ich drückte. Der Kopf der Frau zuckte hoch. Demnach hatte ich irgendeinen Alarmauslöser in der Hand. Im Nu war die Frau auf den Beinen. Als sie näher kam, hörte ich das Quietschen ihrer Gummisohlen. Ihr Gesicht tauchte über mir auf. Sie berührte mich am linken Arm und schien etwas zu überprüfen. Ich erkannte, dass ich an einen Tropf angeschlossen war. Für eine Krankenschwester erschien die Frau mir zu jung, denn ihre Haut war rosig, und in ihrem lila Lidschatten war irgendein Glitzerzeug. Wortlos umfasste sie mein Handgelenk und kontrollierte etwas auf einem silbrigen Messgerät, das um ihren Hals hing. Sie wirkte zufrieden und ließ mein Handgelenk wieder los. Als sie sprach, flüsterte sie, woraus ich schloss, dass es noch immer Nacht war.
    »Haben Sie Durst?«
    Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen. Erst als sie nachfragte, merkte ich, dass sich mein Mund anfühlte wie Sandpapier. Ich nickte und biss die Zähne zusammen, denn selbst die kleinste Bewegung tat mir weh. Die Schwester nahm eine Plastikkaraffe von meinem Nachttisch und füllte einen Plastikbecher mit Wasser. Mit routiniertem Griff stützte sie meinen Oberkörper, zog die Kissen unter mir höher und ließ mich halb sitzend zurücksinken. Dann hielt sie mir den Becher an den Mund. Vorsichtig nahm ich einen winzigen Schluck. Als der Schmerz

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