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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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sei ›verrückt nach ihm‹. Genau so hat sie es ausgedrückt.«
    »Das muss sehr verletzend für Sie gewesen sein.«
    »Logisch, aber das war ihr egal. Angeblich kam sie nicht dagegen an. Sie ist sofort zu ihm gezogen. Das ist Emma, wie sie leibt und lebt. Handelt, ohne nachzudenken. Auch die Scheidung ging ruckzuck über die Bühne. Sie nahm alle Schuld auf sich. Sechs Monate später waren wir geschieden. Kurz darauf hat sie ihn dann geheiratet. Und es bereut.«
    »Inwiefern?«
    Jason trank sein Bier aus und knallte die Dose auf den Tisch. »Ach, nichts.«
    »Wann haben Sie Rose kennengelernt?«
    »Als Emma mich gerade verlassen hatte. Einige würden sicher sagen, ich hätte nur einen Ersatz gesucht, aber Rose und ich sind zusammengeblieben. Anders als Emma und ich. Und Emma ist bei Hatcher geblieben, aber das habe ich erst bei der Gerichtsverhandlung erfahren.« Er hielt inne. »Sie sah schrecklich aus, konnte kaum gehen. Wahrscheinlich stand sie unter Beruhigungsmitteln. Wir haben kein Wort miteinander gewechselt.«
    Cate nickte. »Das muss für Sie beide sehr schwierig gewesen sein. Opfer und Zeugen der Verteidigung sollten nicht zusammen vor dem Gerichtssaal warten müssen. Das ist grausam.« Mitten im Satz wurde ihr bewusst, dass sie Jason im Geiste als Mitwisser einstufte. Er war der Lebensgefährte von Rose. Hätte er nicht wenigstens ahnen müssen, was sie vorgehabt hatte?
    »Also gut, Sie haben Rose kennengelernt, als Sie und Emma sich getrennt hatten. Warum haben Sie Rose nach Ihrer Scheidung nicht geheiratet?« Die Frage ging ein wenig zu weit, aber die Antwort konnte aufschlussreich sein.
    »Ein gebranntes Kind scheut das Feuer, könnte man sagen. Aber genau genommen habe ich darin keinen Sinn gesehen. Ein Ehering ist keine Garantie für die Dauer einer Beziehung, das hatte ich gerade erst auf die harte Tour gelernt. Ab und zu hat Rose vom Heiraten gesprochen, aber es schien ihr nicht wichtig zu sein. Immerhin bin ich bei ihr geblieben. Wir brauchten keinen offiziellen Segen.«
    Cate fragte sich, ob Rose in dem Punkt tatsächlich so gleichgültig gewesen war. Oder ob sie Emma womöglich verfolgt hatte, gerade weil diese mit Jason verheiratet gewesen war und es keineswegs nur um Luke gegangen war. Aber sie wollte Jason nicht noch mehr in die Enge treiben, schließlich war es ihr erstes Gespräch. Abgesehen davon war ihr der Mann nicht ganz geheuer, und sie fürchtete sich vor seiner Reaktion. Deshalb entschied sie, ein neues Thema anzuschneiden. »Wie kommt Rose Ihrer Meinung nach im Gefängnis zurecht?«
    »Ganz gut. Jedenfalls besser, als ich es täte.«
    »Hat Sie das überrascht?«
    »Rose hat mich schon immer überrascht.« Er gestattete sich ein kleines Lächeln, das so etwas wie Stolz verriet. Dann sah er Cate direkt an und fragte: »Gefällt Ihnen die Arbeit im Gefängnis?«
    Für einen Moment geriet Cate aus dem Takt. Dann fing sie sich wieder. »Ich habe dort erst vor Kurzem angefangen.« Hastig setzte sie hinzu: »Aber ich bin sicher, dass es mir gefallen wird.«
    »Sie kommen mir nicht wie eine typische Bewährungshelferin vor.« Sein Blick wurde prüfend. Cate spürte, dass sie rot wurde. Er neigte sich zu ihr, und sie roch seinen Bieratem. »Was hält denn Ihr Mann von Ihrem Job?«
    Unwillkürlich schaute Cate auf den Ringfinger ihrer linken Hand, an dem nie ein Ehering gesteckt hatte. »Um mich geht es hier nicht.«
    »Typisch!«, brach es aus Jason hervor. »Ihr dürft immer alles fragen. Ihr dürft die Finger in jede Wunde stecken …« Er verstummte und kniff die Lippen zusammen.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich sage jetzt gar nichts mehr. Sie würden es ja doch nicht verstehen.«
    »Was würde ich nicht verstehen, Jason?«
    »Sie wollen alles wissen, obwohl es nichts mehr ändert. Sie machen keinen der Jungen wieder lebendig und haben keine Ahnung, wie es ist, wenn man …«
    »Doch, das habe ich. Ein Kind zu verlieren ist der größte Schmerz, den ein Elternteil erleiden kann.«
    »Rose wird nie mehr eins bekommen, aber das wissen Sie ja sicherlich.«
    »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Sie kann keine Kinder mehr kriegen. Irgendwas ist bei der Geburt schiefgelaufen. Schon vor Joels Tod wussten wir, dass wir kein zweites Baby bekommen würden. Deshalb hat sie sich ja auch so an Luke geklammert.«
    »Das tut mir leid. Auch das muss sehr hart gewesen sein.«
    »Ach, hören Sie doch auf, Ihnen ist das doch sowieso scheißegal.« Er rutschte näher und ballte die Hände zu

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