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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Felssaum abzuschlagen und alle vierzig Schritt einen riesigen Flaschenzug aufzustellen. Für den Entwurf dieser Flaschenzüge, zwei Meter hoch um eingefettete Halterungen herum gegossen, hatte Khitan Monate gebraucht, und Jahre, bis sie zu seiner Zufriedenheit ausfielen. Fertiggestellt wurden sie schließlich von den Eisenwerkstätten in Lentrias Hauptstadt, fünfzehnhundert Kilometer weiter südlich. Sie hatten ein Vermögen gekostet, und selbst Ulric war blaß geworden, als die Endsumme genannt wurde. Aber im Laufe der Jahre hatten sie sich bezahlt gemacht.
    Tausende von Männern würden jeden Turm bis auf zwanzig Meter an die Mauern heranziehen. Danach konnten es immer weniger sein, da der Abstand zur Mauer geringer wurde. Aber die zentimeterdicken Taue konnten um die Flaschenzüge herumgeschlungen und unter den Türmen hindurchgezogen werden, so daß diese so von hinten bewegt werden konnten.
    Die Sklaven, die gruben und aushuben, um den Untergrund für die Flaschenzüge zu schaffen, wurden von Bogenschützen bewacht, die hinter beweglichen, mit Ochsenhaut bespannten Schirmen standen. Viele wurden von Felsen erschlagen, die von oben herabgerollt wurden. Das berührte Khitan jedoch nicht. Was ihn berührte, war die mögliche Beschädigung der Flaschenzüge, denn diese ließen sich nicht durch Eisenbeschläge schützen.
    Nach einem letzten langen Blick auf die Mauern machte er sich auf den Weg zu seiner Unterkunft, um den Technikern Anweisungen zu geben. Druss sah ihm nach, bis er die Zeltstadt betrat, die sich jetzt über drei Kilometer durch das Tal erstreckte.
    So viele Zelte, so viele Krieger. Druss befahl seinen Männern, sich auszuruhen und zu entspannen, solange sie es noch konnten, denn er sah in ihren Gesichtern Angst aufkeimen und kaum kontrollierte Panik in den schreckgeweiteten Augen. Die schiere Zahl des Feindes drückte sie nieder. Er fluchte leise, streifte seine schwarze Lederjacke ab, kletterte von der Brustwehr und ließ seine massige Gestalt in das weiche Gras sinken. Binnen weniger Augenblicke war er eingeschlafen. Die Männer stießen einander an und zeigten auf ihn. Diejenigen, die ihm am nächsten waren, kicherten, als er zu schnarchen anfing. Sie sollten nicht wissen, daß dies sein erster Schlaf seit zwei Tagen war, und auch nicht, daß er dort lag, weil er fürchtete, seine Beine würden ihn nicht mehr bis zu seinem Bett tragen. Sie wußten nur, daß er Druss war: der Meister der Axt.
    Und daß er für die Nadir nichts als Verachtung übrighatte.
    Bowman, Hogun, Orrin und Caessa zogen sich ebenfalls von den Befestigungen in den Schatten des Kasinos zurück. Der grüngekleidete Bogenschütze deutete auf den schlafenden Riesen.
    »Hat es schon jemals einen wie ihn gegeben?« fragte er.
    »Für mich sieht er einfach nur alt und müde aus«, sagte Caessa. »Ich verstehe nicht, warum du ihn mit solcher Ehrfurcht betrachtest.«
    »O doch, das verstehst du sehr wohl«, widersprach Bowman. »Du willst nur wieder provozieren, wie immer, meine Liebe. Aber das liegt halt in der Natur deines Geschlechts.«
    »Keineswegs«, entgegnete Caessa lächelnd. »Was ist er denn schon? Ein Krieger. Nicht mehr, nicht weniger. Was hat er je getan, daß man einen solchen Helden aus ihm macht? Seine Axt geschwenkt? Menschen getötet? Das habe ich auch. Das ist nichts Besonderes. Niemand hat je eine Saga über mich geschrieben.«
    »Wird man noch, meine Schöne, wird man noch«, sagte Bowman. »Warte nur ab.«
    »Druss ist mehr als einfach nur ein Krieger«, sagte Hogun leise. »Ich glaube, das war er schon immer. Er ist ein Maßstab, ein Beispiel, wenn du so willst …«
    »Ein Beispiel dafür, wie man tötet?« fragte Caessa.
    »Nein, das habe ich nicht gemeint. Druss steht für jeden, der sich weigert aufzugeben, sich zu unterwerfen, wenn das Leben keine Hoffnung mehr bereithält, beiseite zu treten, wenn die Alternative der Tod ist. Er ist ein Mann, der anderen gezeigt hat, daß es so etwas wie eine sichere Niederlage nicht gibt. Er hebt die Lebensgeister einfach dadurch, daß er Druss ist und als Druss gesehen wird.«
    »Worte!« sagte Caessa. »Ihr Männer seid alle gleich. Nichts als leere Worte. Würdest du auch das Loblied auf einen Bauern singen, der jahrelang gegen Mißernten und Überschwemmungen kämpft?«
    »Nein«, gab Hogun zu. »Aber es ist eben ein Mann wie Druss, der die Bauern dazu bringt, weiterzukämpfen.«
    »Quatsch!« schnaubte Caessa. »Arroganter Quatsch! Der Bauer schert sich keinen Deut

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