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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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um Krieger oder den Krieg.«
    »Du wirst nie gewinnen, Hogun«, sagte Bowman und öffnete die Tür zur Messe. »Gib lieber jetzt auf, solange du noch kannst.«
    »Du machst einen grundlegenden Fehler in deinen Überlegungen, Caessa«, sagte Orrin plötzlich, als die Gruppe sich an einem langen, aufgebockten Tisch niederließ. »Du ignorierst die schlichte Tatsache, daß die überwiegende Mehrheit unserer Truppen hier Bauern sind. Sie haben sich für die Dauer dieses Krieges verpflichtet.« Er lächelte sanft und winkte einem Bediensteten.
    »Dann sind sie um so größere Narren«, erwiderte Caessa.
    »Wir sind alle Narren«, stimmte Orrin ihr zu. »Krieg ist eine lächerliche Torheit. Und du hast recht – Männer lieben es, sich im Kampf zu beweisen. Ich weiß nicht warum, denn ich habe dieses Bedürfnis nie verspürt. Aber ich habe es allzu oft bei anderen beobachtet. Doch selbst für mich ist Druss, so wie Hogun ihn beschreibt, ein Vorbild.«
    »Warum?« wollte sie wissen.
    »Ich kann es nicht in Worte fassen, fürchte ich.«
    »Natürlich kannst du das.«
    Orrin lächelte und schüttelte den Kopf. Er füllte ihre Becher mit weißem Wein; dann brach er das Brot und reichte es herum. Eine Zeitlang aßen sie schweigend; dann ergriff Orrin erneut das Wort.
    »Es gibt eine grüne Pflanze, die Naptis heißt. Wenn man ihre Blätter zerkaut, lindert sie Zahn- oder Kopfschmerzen. Niemand weiß warum. Sie wirkt einfach. Ich glaube, Druss ist so ähnlich. Wenn er in der Nähe ist, scheinen Ängste zu schwinden. Besser kann ich es nicht erklären.«
    »Auf mich hat er nicht diese Wirkung«, meinte Caessa.
     
    Auf der Brustwehr des Turmes beobachteten Gilad und Bregan die Vorbereitungen der Nadir. Auf der Mauer überwachte Dun Pinar, wie gekerbte Pfosten aufgestellt wurden, um die Belagerungsleitern abzuwehren, während Bar Britan dafür sorgte, daß zahllose irdene Ölgefäße herbeigeschafft wurden. Sobald sie gefüllt und verschlossen waren, wurden die Gefäße in Flechtkörben an verschiedenen Stellen der Mauer plaziert. Die Stimmung war ernst. Nur wenige Worte wurden gewechselt. Die Männer überprüften ihre Waffen, schärften bereits scharfe Schwerter noch einmal, ölten ihre Rüstung oder überprüften jeden einzelnen Pfeil an ihren Köchern erneut.
    Hogun und Bowman gingen zusammen aus der Messe und ließen Orrin und Caessa tief in ein Gespräch versunken zurück. Sie setzten sich etwa zwanzig Schritt von dem Axtkämpfer ins Gras. Bowman legte sich auf die Seite und stützte sich auf den Ellbogen.
    »Ich habe mal ein Stück aus dem Buch der Alten gelesen«, erzählte der Bogenschütze. »Jetzt fällt mir vor allem eine Zeile wieder ein. ›Kommt der Moment, kommt der Mann.‹ Niemals hat ein Moment verzweifelter nach einem Mann gerufen als dieser. Und Druss ist gekommen. Vorsehung, oder was meinst du?«
    »Große Götter, Bowman! Du wirst doch wohl nicht abergläubisch, oder?« fragte Hogun grinsend.
    »Ich glaube nicht. Ich frage mich nur, ob es so etwas wie Schicksal gibt, das einen solchen Mann zu einer solchen Zeit schickt.«
    Hogun zupfte einen Grashalm aus und steckte ihn zwischen die Lippen. »Also schön, untersuchen wir das Argument. Können wir drei Monate aushalten, bis Wundweber seine Armee zusammen und ausgebildet hat?«
    »Nein. Nicht mit den paar Mann.«
    »Dann spielt es keine Rolle, ob Druss’ Ankunft vorherbestimmt war oder nicht. Vielleicht halten wir aufgrund seines Trainings ein paar Tage länger durch, aber das ist nicht genug.«
    »Die Stimmung ist gut, altes Roß, also wiederholst du solche Bemerkungen lieber nicht.«
    »Hältst du mich für einen Idioten? Ich werde neben Druss stehen und sterben, wenn die Zeit kommt, wie andere auch. Ich teile dir meine Gedanken mit, weil du sie verstehst. Du bist Realist. Du bleibst nur, bis die dritte Mauer fällt. Mit dir kann ich doch ganz offen reden?«
    »Druss hielt den Skeln-Paß, als alle anderen sagten, er würde fallen«, sagte Bowman.
    »Elf Tage lang – keine drei Monate. Und damals war er fünfzehn Jahre jünger. Ich will seine Verdienste nicht schmälern, er ist seiner Legende würdig. Ritter von Dros Delnoch! Hast du jemals solche Ritter gesehen? Bauern, Pächter und frische Rekruten. Nur die Legion hat schon wirkliche Kämpfe erlebt, und sie ist dafür ausgebildet, kurze, schnelle Angriffe zu Pferde auszuführen. Unsere Verteidigung könnte beim ersten Angriff zusammenbrechen.«
    »Aber das wird sie nicht, oder?« sagte Bowman lachend.

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