Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
schon.« Gilad rieb sich die müden Augen und beobachtete den Rauch, der träge von den Feuergräben aufstieg. »Sie haben auch ihr Bestes gegeben«, flüsterte er.
    »Wer?«
    »Die, die gestorben sind. Die, die noch sterben werden.«
    »Aber der Graf sagt, es ist in Ordnung. Er sagt, wir können weiterleben und den Kopf hoch tragen. Stolz sein auf uns.«
    »Sagt er das?«
    »Ja.«
    »Na, ich würde den Kopf nicht hoch tragen.«
    »Du hast die ganze Zeit gesagt, wir können diese Festung nicht halten. Jetzt haben wir die Möglichkeit zu gehen. Warum kannst du das nicht einfach hinnehmen und mit uns kommen?«
    »Weil ich ein Narr bin. Grüße daheim alle von mir.«
    »Du weißt, daß ich nicht ohne dich gehe.«
    »Nun benimm dich nicht auch noch wie ein Narr, Breg! Du hast alles, wofür zu leben sich lohnt. Stell dir nur Klein-Legan vor, wie er auf dich zukrabbelt! Und all die Geschichten, die du erzählen kannst. Geh. Geh schon.«
    »Nein. Ich weiß zwar nicht, warum du bleibst, aber ich bleibe auch.«
    »Das darfst du nicht«, widersprach Gilad weich. »Ich möchte, daß du nach Hause gehst. Wirklich. Denn wenn du nicht gehst, wer soll ihnen dann erzählen, was für ein Held ich bin? Im Ernst, Bregan, ich würde mich viel besser fühlen, wenn ich wüßte, daß du aus all dem heraus bist. Der Graf hat recht. Männer wie du haben ihren Part erfüllt. Und zwar großartig. Und was mich anbelangt – nun, ich will einfach bleiben. Ich habe viel über mich selbst und andere gelernt. Ich werde sonst nirgends gebraucht, nur hier. Ich bin nicht nötig. Ich werde nie ein Bauer sein, und ich habe weder das Geld, um Kaufmann zu werden, noch die Erziehung, um Fürst zu werden. Ich gehöre nirgends hin. Hier ist mein Platz – unter all den anderen, die nirgends hingehören. Bitte, Bregan. Bitte, geh!«
    In Bregans Augen standen Tränen, und die beiden Männer umarmten sich. Dann stand der junge Bauer mit dem lockigen Haar auf. »Ich hoffe, es wird alles gut für dich ausgehen, Gil. Ich werde es allen erzählen – das verspreche ich dir. Viel Glück!«
    »Dir auch, Bauer. Nimm deine Axt. Sie können sie in der Dorfhalle aufhängen.«
    Gilad sah ihm nach, wie er zu den Ausfalltoren ging und die Festung verließ. Bregan drehte sich einmal um und winkte. Dann war er fort.
    Insgesamt entschlossen sich sechshundertfünfzig Männer zu gehen.
    Zweitausendundvierzig blieben. Dazu kamen Bowman, Caessa und fünfzig Bogenschützen. Die anderen Gesetzlosen kehrten nach Skultik zurück, nachdem sie ihren Vertrag erfüllt hatten.
    »Wir sind jetzt zu wenige«, murmelte Druss, als die Besprechung beendet war.
    »Ich konnte Menschenmassen noch nie leiden«, sagte Bowman leichthin.
    Hogun, Orrin, Rek und Serbitar blieben sitzen, als Druss und Bowman in die Nacht hinausgingen.
    »Nicht verzweifeln, altes Schlachtroß«, sagte Bowman und schlug Druss auf den Rücken. »Es könnte schlimmer sein, weißt du.«
    »Wirklich? Wie denn?«
    »Na, uns könnte der Wein ausgehen.«
    »Uns ist der Wein ausgegangen.«
    »Was? Das ist ja furchtbar. Ich wäre niemals geblieben, wenn ich das gewußt hätte. Glücklicherweise habe ich rein zufällig noch ein paar Krüge lentrischen Roten in meiner neuen Unterkunft. Zumindest heute abend haben wir also unser Vergnügen. Vielleicht gelingt es uns sogar, etwas für morgen aufzuheben.«
    »Gute Idee«, sagte Druss. »Vielleicht können wir den Wein in Flaschen füllen, damit er noch ein paar Monate altern kann. Lentrischen Roten, bei den Göttern! Das Zeug, das du da hast, braut ihr in Skultik doch aus Seife, Kartoffeln und Rattengedärmen. Spülwasser von den Nadir würde ja besser schmecken.«
    »Du hast mir da was voraus, altes Roß, denn ich hatte noch nie Gelegenheit, Spülwasser von den Nadir zu probieren. Aber mein Gebräu hat’s ziemlich in sich.«
    »Eher würde ich einem Nadir den Schweiß aus den Achseln lecken«, brummte Druss.
    »Schön! Dann trinke ich ihn eben allein!« fuhr Bowman ihn an.
    »Kein Grund, beleidigt zu sein, mein Junge. Ich komme mit dir. Ich war immer schon der Meinung, daß Freunde gemeinsam leiden sollten.«
     
    Die Arterie wand sich unter Viraes Fingern wie eine Schlange. Blut quoll aus ihr in die Bauchhöhle.
    »Fester!« befahl Calvar Syn, der seine Hände tief in der Wunde hatte und blaue, schleimige Därme beiseite schob in dem verzweifelten Versuch, die innere Blutung zu stoppen. Es war sinnlos. Er wußte, daß es sinnlos war. Aber er war es dem Mann schuldig, daß er jeden

Weitere Kostenlose Bücher