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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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hatte Carin gesagt. Dummer Kerl! Lieber, rücksichtsvoller, dummer Kerl! Carin der Müller.
    Sie war nie wirklich glücklich mit ihm gewesen, wenn sie es auch ohne diesen Krieg vielleicht nie gemerkt hätte. Aber sie war nahe daran gewesen, wirklich zufrieden zu sein. Dann hatte er sich den Verteidigern angeschlossen und war stolz mit der glänzenden Brustplatte und dem zu großen Helm nach Hause gekommen.
    Dummer Carin. Lieber Carin.
    Die Tür ging auf, und sie drehte sich um und sah ihre Freundin Delis, mit einem Reiseschal über dem blonden Haar und einem schweren Mantel um die Schultern.
    »Kommst du?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Kommt Carin auch mit?«
    »Nein.«
    Rasch sammelte sie ihre Habseligkeiten und stopfte sie in einen Beutel, der Carin gehörte. Delis trug die Tasche zum Wagen, der draußen wartete, während Maerie ihren Sohn auf den Arm nahm und ihn in eine zweite Decke hüllte. Sie bückte sich, öffnete die kleine Truhe, schob das Leinen beiseite und holte den kleinen Beutel mit Silber heraus, den Carin dort versteckt hatte.
    Sie machte sich nicht die Mühe, die Tür zu schließen.
     
    In der inneren Festung wütete Druss mit Rek und schwor, jeden Deserteur zu töten, den er erwischte.
    »Dafür ist es jetzt zu spät!« sagte Rek.
    »Verdammt, Junge«, brummte Druss. »Wir haben nicht einmal mehr tausend Mann. Serbitar sagt, wir können Kania vielleicht noch zwei Tage halten, Sumitos drei, Valteri desgleichen und Geddon eher weniger. Zehn Tage alles in allem. Zehn elende Tage.«
    Der junge Graf lehnte an der Balkonbrüstung oberhalb der Tore und beobachtete die Konvois, die nach Süden zogen. »Sieh sie dir an, Druss! Bauern, Bäcker, Händler. Welches Recht haben wir, von ihnen zu verlangen, daß sie sterben? Spielt es für sie eine Rolle, ob wir es schaffen oder nicht? Die Nadir werden nicht jeden einzelnen Bäcker in Drenan töten – für sie bedeutet es lediglich eine andere Herrschaft.«
    »Du gibst zu schnell auf«, schnaubte Druss.
    »Ich bin Realist. Und halt mir keine Vorträge über Skeln-Paß. Ich gehe nirgends hin.«
    »Könntest du aber genausogut«, sagte Druss und ließ sich in einen Ledersessel fallen. »Du hast die Hoffnung schon aufgegeben.«
    Rek drehte sich um, seine Augen funkelten. »Was ist eigentlich mit euch Kriegern? Es ist verständlich, daß ihr in Klischees redet, aber unverzeihlich, wenn ihr so denkt. Verlorene Hoffnung? Ich hatte niemals Hoffnung. Dieses Unternehmen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, aber wir tun, was wir können und müssen. Ein junger Bauer mit Frau und Kindern entschließt sich also, nach Hause zu gehen. Gut! Er zeigt eine Vernunft, die Männer wie du und ich nie verstehen werden. Man wird Lieder über uns singen, aber der Bauer wird dafür sorgen, daß es Menschen gibt, die sie singen können. Er pflanzt. Wir zerstören.
    Jedenfalls hat er seinen Part erfüllt und gekämpft wie ein Mann. Es ist verbrecherisch, daß er es für nötig hält, in Schande zu fliehen.«
    »Warum gibst du nicht gleich allen die Gelegenheit, nach Hause zu gehen?« fragte Druss. »Dann können wir beide auf den Mauern stehen und die Nadir auffordern, einzeln gegen uns anzutreten, wie gute Sportsleute.«
    Plötzlich lächelte Rek, Spannung und Zorn fielen von ihm ab. »Ich will nicht mit dir streiten, Druss«, sagte er sanft. »Du bist ein Mann, den ich mehr bewundere als alle anderen. Aber ich glaube, hier liegst du falsch. Nimm dir noch Wein – ich bin gleich zurück.«
    Weniger als eine Stunde später wurde die Botschaft des Grafen allen Abteilungen vorgelesen.
    Bregan überbrachte Gilad die Neuigkeit, der im Schatten des Feldhospitals saß, unter dem hochaufragenden Westteil Kanias.
    »Wir können nach Hause gehen«, sagte Bregan, ganz rot im Gesicht. »Wir können zum Erntedankfest dort sein!«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Gilad. »Haben wir uns denn ergeben?«
    »Nein. Der Graf sagt, jeder, der will, kann gehen. Er sagt, wir können stolz gehen, stolz, da wir gekämpft haben wie Männer – und als Männer müßten wir das Recht haben, nach Hause zu gehen.«
    »Werden wir uns denn ergeben?« fragte Gilad verwirrt.
    »Ich glaube nicht«, antwortete Bregan.
    »Dann werde ich nicht gehen.«
    »Aber der Graf sagt, es ist in Ordnung!«
    »Es ist mir egal, was er sagt.«
    »Ich verstehe dich nicht, Gil. Viele von den anderen gehen. Und es stimmt, daß wir unseren Part erfüllt haben. Oder nicht? Ich meine, wir haben doch unser Bestes gegeben.«
    »Ich glaube

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