Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
entspannte sich. Seine Beine und Hände zitterten.
    »Du bist in meinen Geist eingedrungen«, beschuldigte er den Krieger. Er fixierte die dunklen Augen des anderen mit kaltem Blick. »Ich weiß zwar nicht wie, aber wenn du das je wieder tust, werde ich dich töten. Verstehst du?«
    »Ich verstehe«, antwortete Menahem leise. Seine Stimme drang nur gedämpft durch den Helm. Rek schaffte es erst beim zweiten Versuch, sein Schwert in die Scheide zu stecken, und wandte sich dann an Virae, die ihn mit merkwürdigem Blick anschaute.
    »Es war nicht mein wahres Ich«, sagte er. »Sieh mich nicht so an, Virae.«
    »Oh, Rek, es tut mir leid«, sagte sie mit Tränen in den Augen. »Es tut mir wirklich leid.«
    Eine neue Angst durchfuhr ihn, als sie ihr Gesicht abwandte. »Verlaß mich nicht«, bat er. »Es geschieht nur selten, und ich würde mich niemals gegen dich wenden. Niemals! Glaub mir!«
    Sie wandte sich zu ihm um und schlang die Arme um seinen Hals. »Dich verlassen? Was redest du da? Es ist mir egal, du Dummkopf. Ich hatte nur Mitleid mit dir. O Rek, du bist ein solcher Idiot! Ich bin doch kein Schankmädchen, das beim Anblick einer Ratte zu kreischen anfängt. Ich bin eine Frau, die unter Männern aufgewachsen ist. Unter Soldaten. Kämpfern, Kriegern. Glaubst du wirklich, ich würde dich verlassen, weil du ein Berserker bist?«
    »Ich kann es beherrschen«, sagte er und drückte sie fest an sich.
    »Wo wir hingehen, Rek, brauchst du das nicht«, antwortete sie.
     
    Serbitar verließ den Balkon des Klosters und schenkte sich einen Becher Quellwasser aus einem irdenen Gefäß ein.
    »Wie hat er es gemacht?«
    Vintar lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. »In ihm ist ein Brunnen voller Mut, genährt von vielen Dingen, die wir nur erraten können. Doch als Menahem ihn mit Furcht nährte, reagierte er mit Gewalt. Denn Menahem konnte nicht verstehen, daß dieser Mann die Furcht selbst fürchtet. Hast du die Erinnerung an seine Kindheit mitbekommen, als Menahem in seine Gedanken eindrang?«
    »Die Tunnel?«
    »Ja. Was soll man von einem Kind halten, das Angst vor dem Dunkeln hat und dennoch dunkle Tunnel sucht, um hindurchzugehen?«
    »Er hat versucht, seine Ängste zu überwinden, indem er sich ihnen stellte«, erklärte Serbitar.
    »Das tut er heute noch. Und deswegen wäre Menahem fast gestorben.«
    »In Dros Delnoch wird es nützlich sein«, meinte Serbitar lächelnd.
    »Mehr, als du ahnst«, sagte Vintar. »Mehr, als du ahnst.«
     
    »Ja«, erklärte Serbitar Rek, als sie im eichengetäfelten Studierzimmer mit Blick auf den Hof saßen. »Ja, wir können Gedanken lesen. Aber ich versichere dir, wir werden nicht mehr versuchen, die deinen zu lesen – oder die deiner Gefährtin.«
    »Warum hat er mir das angetan?« fragte Rek.
    »Menahem ist die Augen der Dreißig. Er mußte sich überzeugen, daß du würdig bist, uns um … den Dienst zu bitten. Du erwartest, daß wir mit deinen Truppen kämpfen, daß wir die feindliche Taktik analysieren und unsere Fähigkeiten zur Verteidigung einer Festung einsetzen, die uns nichts bedeutet. Der Bote muß würdig sein.«
    »Aber ich bin doch nicht der Bote. Ich bin lediglich ein Begleiter.«
    »Wir werden sehen – Wie lange weißt du schon von deinem … Leiden?«
    Rek blickte durch das Fenster auf den Balkon. Ein Zaunkönig landete auf dem Geländer, schärfte seinen Schnabel an den Steinen und flog wieder davon. Leichte Wolken bildeten sich, wollige Inseln im klaren Blau des Himmels.
    »Es ist bisher nur zweimal passiert. Beide Male in den Sathuli-Kriegen. Einmal, als wir nach einem morgendlichen Überfall auf ein Dorf umzingelt wurden, das zweitemal, als ich zur Wacheinheit für eine Gewürz-Karawane gehörte.«
    »Unter Kriegern ist es durchaus verbreitet«, sagte Serbitar. »Es ist eine Gabe der Furcht.«
    »Es hat mir zweimal das Leben gerettet, aber es macht mir angst«, erklärte Rek. »Es ist, als ob jemand anders die Kontrolle über meinen Geist und meinen Körper übernimmt.«
    »Aber das ist nicht der Fall, sei versichert. Du bist es ganz allein. Fürchte nicht, was du bist, Rek – darf ich dich Rek nennen?«
    »Natürlich.«
    »Ich wollte nicht über Gebühr vertraulich sein. Es ist ein Spitzname, nicht wahr?«
    »Eine Kurzform für Regnak. Mein Pflegevater, Horeb, hat ihn mir gegeben, als ich noch ein Kind war, und der Name ist geblieben.«
    »Glaubst du«, fragte Serbitar, »daß du dich in Dros Delnoch wohl fühlen wirst?«
    Rek lächelte. »Du meinst, ob

Weitere Kostenlose Bücher