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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ihr nicht sterben solltet? Ich meine, angenommen, wir gewinnen?«
    Seine Augen glitten prüfend über ihr Gesicht. »Dann geben wir das Geld zurück«, erklärte er.
    »Ich verstehe.«
    »Du bist nicht überzeugt?«
    »Es spielt keine Rolle. Was hältst du von Rek?«
    »In welcher Hinsicht?« fragte der Abt zurück.
    »Laß uns keine Spielchen treiben, Vater Abt. Ich weiß, daß du Gedanken lesen kannst. Ich möchte wissen, was du von Rek hältst.«
    »Die Frage ist nicht präzise genug – nein, laß mich ausreden«, sagte er, als er sah, wie ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Meinst du als Mann, als Krieger oder als zukünftigen Ehemann für die Tochter eines Grafen?«
    »Alles drei, wenn du willst. Ich weiß es nicht. Sag es mir einfach.«
    »Na schön. Glaubst du an Schicksal?«
    »Ja«, antwortete sie und erinnerte sich daran, daß sie Rek dieselbe Frage gestellt hatte. »Ja, das tue ich.«
    »Dann glaube dieses: Es war vorherbestimmt, daß ihr euch begegnet. Ihr seid das vollkommene Paar. Du förderst seine Stärken und milderst seine Schwächen. Was er für dich tut, weißt du bereits. Als Mann ist er nicht einzigartig, nicht einmal etwas Besonderes. Er hat keine großen Talente. Er ist weder Dichter noch Schriftsteller noch Philosoph. Und als Krieger – nun, er verfügt sporadisch über Mut, hinter dem sich große Ängste verbergen. Aber er ist verliebt. Und das wird seine Stärke vergrößern sowie die Kraft, seine Ängste zu bekämpfen. Und als Ehemann? In Tagen des Friedens und des Überflusses wäre er meinem Gefühl nach launenhaft und eigensinnig. Aber jetzt … er liebt dich, und er ist bereit, für dich zu sterben. Mehr kannst du von einem Mann nicht verlangen.«
    »Warum habe ich ihn ausgerechnet jetzt getroffen?« fragte sie mit Tränen in den Augen. »Ich will nicht, daß er stirbt. Ich glaube, ich würde mich umbringen.«
    »Nein, mein Liebes. Das glaube ich nicht, obwohl ich zugebe, daß dir wahrscheinlich so zumute sein wird. Warum jetzt? Warum nicht? Leben oder sterben, ein Mann und eine Frau brauchen Liebe. In unserer Rasse selbst liegt das Bedürfnis danach. Wir brauchen es, um teilen zu können. Jemandem anzugehören. Vielleicht stirbst du, noch ehe das Jahr um ist. Aber vergiß nie: Das Haben kann man dir vielleicht wegnehmen, das Gehabthaben niemals. Es ist viel besser, Liebe gekostet zu haben, ehe man stirbt, als allein zu sterben.«
    »Das glaube ich auch. Aber ich hätte gern Kinder und ein Zuhause gehabt. Ich hätte Rek gern mit nach Drenan genommen und ein bißchen mit ihm geprotzt. Ich hätte diesen Ziegen am Hofe gern gezeigt, daß auch mich ein Mann lieben kann.« Sie biß sich auf die Lippen, um die Tränen zurückzuhalten.
    »Diese Frauen bedeuten nichts. Ob sie dich sehen oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, daß sie im Unrecht waren. Und es ist noch ein wenig zu früh für Verzweiflung. Es ist Frühling, und es dauert noch viele Wochen, bis wir die Dros erreichen. In der Zwischenzeit kann alles Mögliche geschehen. Ulric kann einen Herzanfall erleiden oder vom Pferd stürzen und sich das Genick brechen. Abalayn schließt vielleicht noch einen Vertrag. Der Angriff mag auf eine andere Festung erfolgen. Wer weiß?«
    »Du hast recht. Ich weiß nicht, warum ich plötzlich so voller Selbstmitleid bin. Rek zu treffen war für mich etwas Wunderbares. Du hättest ihn sehen sollen, wie er sich Reinards Bande entgegengestellt hat. Du kennst doch Reinard?«
    »Ja.«
    »Nun, seinetwegen brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Er ist tot. Rek hat sich zwanzig von diesen Halunken zum Kampf gestellt, weil sie mich haben wollten. Zwanzig! Er hätte niemals mit allen kämpfen können. Verdammt, jetzt fange ich doch an zu weinen!«
    »Warum auch nicht? Du liebst einen Mann, der dich verehrt, und die Zukunft sieht düster und hoffnungslos aus.« Er ging zu ihr, nahm ihre Hand und zog sie hoch. »Virae, für die Jungen ist es immer am schlimmsten.«
    Sie legte den Kopf an seine Schultern, als die Tränen flossen. Er legte die Arme um sie und tätschelte ihr den Rücken. »Kann Dros Delnoch bestehen?« fragte sie.
    »Alles ist möglich. Wußtest du, daß Druss auf dem Weg dorthin ist?«
    »Er hat zugestimmt? Das sind gute Neuigkeiten.« Sie schniefte und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Dann kamen ihr Reks Worte wieder in den Sinn. »Er ist doch nicht senil, oder?«
    Vintar lachte laut auf. »Druss! Senil? Gewiß nicht. Was für ein wunderbarer Gedanke! Druss ist ein

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