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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Kampfstrategie ist darauf aufgebaut, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Nur dann kann ich meinen Zweck erfüllen – und eurer Sache dienen.«
    »Ich hoffe, du wirst deine Meinung für dich behalten«, sagte Rek. »Virae glaubt, daß wir durchhalten können. Ich verstehe genug von Kriegführung und Moral, um klar zu sagen: Falls sich deine Theorie unter den Männern verbreitet, gäbe es scharenweise Deserteure. Wir wären schon am ersten Tag geschlagen.«
    »Ich bin kein Tor, Rek. Ich sage es dir, weil es gesagt werden muß. Ich werde in Delnoch dein Ratgeber sein. Du brauchst mich, um die Wahrheit zu sagen. Direkt werde ich mit den Soldaten nichts zu tun haben, ebensowenig wie die Dreißig. Die Männer werden uns ohnehin meiden, sobald sie wissen, wer wir sind.«
    »Vielleicht. Warum sagst du, du würdest mein Ratgeber sein? Graf Delnar ist der Befehlshaber. Ich werde nicht einmal Offizier sein.«
    »Als Ratgeber«, erwiderte Serbitar, »kann ich eurer Sache am besten dienen. Die Zeit wird alles viel besser erklären, als ich es vermag. Habe ich dich deprimiert?«
    »Keineswegs. Du hast mir gesagt, daß alles hoffnungslos ist, daß wir alle praktisch tot sind und daß die Drenai am Ende sind. Da soll ich deprimiert sein? Ganz und gar nicht.«
    Serbitar lachte und klatschte in die Hände. »Du gefällst mir, Rek. Ich glaube, daß du durchhalten wirst.«
    »Ich werde schon durchhalten«, erwiderte Rek lächelnd. »Denn ich werde wissen, daß an der letzten Mauer zwei Pferde stehen, die darauf warten, gesattelt zu werden. Übrigens, habt ihr nichts Stärkeres zu trinken als Wasser?«
    »Leider nein«, antwortete Serbitar. »Alkohol schwächt unsere Kräfte. Falls du jedoch etwas brauchst, in der Nähe ist ein Dorf. Ich könnte jemanden hinschicken, um etwas für dich zu holen.«
    »Ihr trinkt nicht. Ihr habt keine Frauen. Ihr eßt kein Fleisch. Was macht ihr zur Entspannung?«
    »Wir studieren«, erklärte Serbitar. »Und wir üben, und wir pflanzen Blumen und züchten Pferde. Unsere Zeit ist sehr ausgefüllt, das kann ich dir versichern.«
    »Kein Wunder, daß ihr losziehen wollt, um irgendwo zu sterben«, sagte Rek voller Inbrunst.
     

Der kleine Schreibtisch war übersät mit zerbrochenen Federkielen und zerknitterten Pergamenten. Sie unterdrückte ein Lächeln, als der ältere Mann an seinen Brustplatten-Riemen herumfingerte. Er hätte kaum weniger wie ein Krieger aussehen können.
    »Kann ich dir helfen?« fragte sie, stand auf und beugte sich über den Schreibtisch.
    »Danke sehr, meine Liebe«, antwortete er. »Es ist reichlich schwer.« Er lehnte die Rüstung gegen den Schreibtisch und goß sich etwas Wasser ein; dann bot er den Krug Virae an, die jedoch den Kopf schüttelte.
    »Tut mir leid, daß das Zimmer so unordentlich ist, aber ich habe mich sehr beeilt, um mein Tagebuch fertigzustellen. So viel ist zu sagen, und so wenig Zeit.«
    »Nimm es doch mit«, meinte Virae.
    »Lieber nicht. Zu viele andere Probleme, mit denen ich mich beschäftigen muß, wenn wir erst einmal unterwegs sind. Du hast dich verändert, seit wir uns das letztenmal gesehen haben, Virae.«
    »Zwei Jahre sind eine lange Zeit, Abt«, sagte sie vorsichtig.
    »Ich glaube, es liegt an dem jungen Mann, der bei dir ist«, sagte er lächelnd. »Er hat großen Einfluß auf dich.«
    »Unsinn. Ich bin immer noch dieselbe.«
    »Dein Gang ist selbstsicherer geworden. Du bist nicht mehr so unbeholfen, wie ich dich in Erinnerung habe. Er hat dir etwas gegeben, denke ich.«
    »Lassen wir das. Was ist mit der Dros?« fuhr sie ihn errötend an.
    »Entschuldige, Liebes. Ich wollte dich nicht verlegen machen.«
    »Du hast mich nicht verlegen gemacht«, log sie. »Aber jetzt zu Dros Delnoch. Wie könnt ihr uns helfen?«
    »Wie ich deinem Vater vor zwei Jahren sagte, wird unsere Hilfe in Organisation und Planung bestehen. Wir werden die Pläne des Feindes kennen. Wir können euch unterstützen, diese Pläne zu durchkreuzen. Wir können taktisch die Verteidigung organisieren, und militärisch können wir kämpfen wie hundert Mann. Aber unser Preis ist hoch.«
    »Mein Vater hat zehntausend Goldraq in Ventria hinterlegt«, sagte sie. »Beim Kaufmann Asbidare.«
    »Gut. Dann ist das erledigt. Wir reiten morgen früh.«
    »Darf ich dich etwas fragen?« bat Virae. Er öffnete die Hände und wartete. »Wofür braucht ihr das Geld?«
    »Für den nächsten Tempel der Dreißig. Jeder Tempel wird durch den Tod des letzten finanziert.«
    »Oh. Und was geschieht, wenn

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