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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Dorian.
    »Das werden wir ja sehen. Zieh deine Waffe!«
    Druss ließ Snaga aus der Scheide gleiten; seine kräftige Hand schloß sich um den runden Schaft. Dorian griff an. Und starb.
    Er lag am Boden; der Kopf war halb von den Schultern getrennt. Druss hämmerte Snaga tief in die Erde, um die Klinge vom Blut zu säubern, während Pinar wie betäubt dastand. Dorian war zwar kein herausragender Schwertkämpfer gewesen, aber ein gewisses Können hatte er sehr wohl besessen. Doch der alte Mann hatte das singende Schwert beiseite gefegt und in einer fließenden Bewegung den Angriff verkehrt – alles, ohne auch nur die Füße zu bewegen. Pinar blickte auf den Körper seines Kameraden hinab. Du hättest in der Dros bleiben sollen, dachte er.
    »Ich wollte nicht, daß das geschieht«, sagte Druss, »aber ich habe ihn gewarnt. Es war seine Entscheidung.«
    »Ja«, gab Pinar ihm recht. »Bitte verzeih mir, was ich gesagt habe. Ich glaube, du wirst uns eine große Hilfe sein. Entschuldige mich jetzt. Ich muß helfen, ihn wegzubringen. Willst du nachher etwas mit mir trinken?«
    »Ich treffe dich in der Gaststube«, antwortete Druss.
    Der große, dunkelhaarige junge Mann, mit dem Druss noch hätte ringen sollen, kam auf ihn zu, als er durch die Zuschauer ging.
    »Entschuldigung, Herr«, sagte er. »Es tut mir leid wegen Dorian. Er ist nun mal hitzköpfig. War er immer schon.«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Es wird keine Blutrache geben«, erklärte der Mann.
    »Gut. Ein Mann mit Frau und Töchtern kann es sich nicht leisten, außer sich zu geraten. Der Mann war ein Narr. Bist du ein Freund der Familie?«
    »Ja. Ich heiße Hagir. Unsere Höfe liegen dicht beieinander. Wir sind … waren … Nachbarn.«
    »Dann will ich hoffen, Hagir, daß du dich um seine Frau kümmerst, wenn du nach Hause kommst.«
    »Ich gehe nicht nach Hause. Ich gehe zurück nach Dros Delnoch.«
    »Was hat deine Meinung geändert?«
    »Mit allem Respekt, du. Ich glaube, ich weiß, wer du bist.«
    »Triff deine Entscheidungen allein, bürde sie nicht mir auf. Ich will gute Soldaten in Dros Delnoch, aber auch Männer, die durchhalten.«
    »Ich bin nicht gegangen, weil ich Angst hatte. Ich war nur diese verrückten Regeln leid. Aber wenn Männer wie du dabei sind, stehe ich es durch.«
    »Gut. Wir trinken später noch etwas zusammen. Jetzt muß ich ein heißes Bad nehmen.«
    Druss drängte sich an den Männern vorbei durch die Tür und ging in die Gaststätte.
    »Gehst du wirklich zurück, Hagir?« fragte einer der Männer.
    »Ja. Ja, ich gehe zurück.«
    »Aber warum?« wollte ein anderer wissen. »Es hat sich doch nichts geändert. Abgesehen davon, daß wir wahrscheinlich alle gemeldet und ausgepeitscht werden.«
    »Es liegt an ihm – er geht dorthin. Der Meister der Axt.«
    »Druss! Das war Druss?«
    »Ja, ich bin ganz sicher.«
    »Wie gräßlich«, sagte der andere.
    »Wie meinst du das, Somin?« fragte Hagir.
    »Dorian – Druss war Dorians Held. Weißt du nicht mehr, wie er immer von ihm sprach? Druss hier, Druss da. Das ist einer der Gründe, warum er sich überhaupt verpflichtet hat – um wie Druss zu sein, ihm vielleicht sogar zu begegnen.«
    »Nun, er ist ihm begegnet«, sagte Hagir ernst.
     
    Druss, der dunkelhaarige Pinar, der großgewachsene Hagir und der grobschlächtig wirkende Somin saßen an einem Ecktisch in der langgestreckten Gaststube. Um sie herum hatte sich eine Menschenmenge geschart, angezogen von der Legende um den grauen alten Mann.
    »Nur knapp über neuntausend, sagst du. Wie viele Bogenschützen?«
    Pinar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nicht mehr als sechshundert, Druss. Die anderen sind übriggebliebene berittene Lanzenträger, Infanteristen, Speerträger und Techniker. Der größte Teil der Besatzung besteht aus Bauern von der sentrischen Ebene, die sich freiwillig gemeldet haben. Sie sind mutig.«
    »Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Druss, »ist die erste Mauer vierhundert Schritt lang und zwanzig breit. Man braucht tausend Bogenschützen auf dieser Mauer. Und ich meine nicht nur tausend Bögen. Wir brauchen Männer, die auf hundert Schritt ihr Ziel treffen!«
    »Wir haben sie aber nicht«, erklärte Pinar. »Dafür stehen fast tausend Legionsreiter auf unserer Habenseite.«
    »Gut. Wer führt sie an?«
    »Gan Hogun.«
    »Derselbe Hogun, der die Sathuli bei Corteswain in die Flucht geschlagen hat?«
    »Ja«, antwortete Pinar stolz. »Ein fähiger Soldat, der sehr auf Disziplin hält und trotzdem von seinen Männern

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