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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Soldaten kicherten, als sich Freiwillige meldeten. Der Lärm schwoll an, als Männer das Recht für sich beanspruchten, den alten Mann niederzuringen, und Druss lachte laut, als er ein Stück abseits seine Apfelsine schälte. Schließlich waren die Paare ausgewählt, und er erhob sich.
    »Hinter dieser kleinen Übung steckt natürlich ein Zweck, aber das erkläre ich euch später. Für den Augenblick könnt ihr das ganze als Unterhaltung betrachten«, sagte Druss, die Hände in die Hüften gestemmt. »Jedenfalls habe ich festgestellt, daß das Publikum immer aufmerksamer ist, wenn es was zu gewinnen gibt, also biete ich der Gruppe einen freien Nachmittag, deren stärkster Mann mich besiegt.« Diese Ankündigung wurde mit Jubel begrüßt. Dann fuhr Druss fort: »Aber wenn ich nicht besiegt werde, sind drei Kilometer zusätzlich zu laufen.« Er grinste, als die Männer stöhnten.
    »Seid doch nicht solche Hasenherzen! Was habt ihr denn schon vor euch? Hier steht ein fetter, alter Mann … wir fangen mit den beiden Kriegern von Gruppe Bilad an.«
    Die Männer hätten Zwillinge sein können: Beide waren sehr groß, hatten schwarze Bärte, muskulöse Arme und Schultern; zwei so prächtige Krieger, wie man sie in den Gruppen nur finden konnte.
    »Schön, Jungs«, sagte Druss, »ihr könnt ringen oder boxen, treten oder drücken. Fangt an, wenn ihr soweit seid.« Der alte Mann zog seine Weste aus, während er sprach, und die zwei umkreisten ihn langsam, entspannt und lächelnd. Sobald jeder von ihnen auf einer Seite des Alten war, sprangen sie vor. Druss ließ sich auf ein Knie fallen, duckte sich unter einem weit ausholenden rechten Schwinger, rammte dem Mann eine Hand in die Leisten, packte sein Hemd mit der anderen Hand und schleuderte ihn gegen seinen Kameraden. Beide Männer gingen ineinander verschlungen zu Boden.
    Aus der Gruppe Bilad kamen laute Verwünschungen, die jedoch im Hohngelächter der anderen untergingen.
    »Gorbadac als nächste!« befahl Druss. Die beiden Krieger gingen vorsichtiger voran als ihre Vorgänger; dann duckte sich der größere mit ausgestrecktem Arm und zielte auf Druss’ Mitte. Das Knie des Axtschwingers kam ihm entgegen, traf ihn, und er sackte ins Gras. Der zweite griff fast im selben Moment an – nur um sich einen geradezu verächtlichen Rückhandhieb quer übers Gesicht einzuhandeln. Er stolperte über seinen gestürzten Kameraden und ging schwer zu Boden. Der erste war bewußtlos und mußte aus dem Ring getragen werden.
    »Jetzt Falke!« sagte Druss. Diesmal beobachtete er, wie die Gegner vorrückten, stieß dann mit lauter Stimme einen Schrei aus und griff an. Dem ersten blieb vor lauter Überraschung der Mund offenstehen, der zweite machte einen Schritt zurück und stolperte. Druss traf den ersten mit einer linken Geraden. Der Mann ging zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    »Karnak?« fragte Druss. Gilad und Bregan traten in den Kreis. Druss hatte den Dunklen schon einmal gesehen und mochte ihn. Ein geborener Krieger, hatte er gedacht. Es gefiel ihm, daß der Junge ihm jedesmal einen haßerfüllten Blick zuwarf, wenn er über ihn lachte, und es hatte ihm auch gefallen, wie er sich hatte zurückfallen lassen, um Orrin zu helfen. Druss warf einen raschen Blick auf den zweiten. Das war doch bestimmt ein Irrtum? Dieses Dickerchen war kein Kämpfer und würde es auch nie sein – er war gutmütig und stark, aber niemals ein Krieger.
    Gilad warf sich nach vorn und ging in Deckung, als Druss die Fäuste hob. Druss drehte sich, um ihn im Auge zu behalten, hörte dann hinter sich ein Geräusch, fuhr herum und sah, wie der Dicke angriff, stolperte und ihm vor die Füße fiel, alle viere von sich gestreckt. Kichernd drehte er sich wieder zu Gilad um – in einen Fußtritt, der ihn wuchtig gegen die Brust traf. Er machte einen Schritt zurück, um sich wieder zu fangen, aber der Dicke hatte sich genau hinter ihn gerollt, so daß Druss mit einem Grunzen stolperte und zu Boden ging.
    Wildes Geschrei erhob sich aus zweihundert Kehlen. Druss grinste und kam geschmeidig auf die Füße; dann hob er, um Ruhe bittend, die Hand.
    »Ich möchte, daß ihr darüber nachdenkt, was ihr heute gesehen habt, Jungs«, sagte Druss, »denn das war nicht einfach nur Spaß. Ihr habt gesehen, was ein einzelner ausrichten kann, und auch, was man mit ein bißchen Zusammenarbeit zu erreichen vermag.
    Wenn die Nadir über die Mauern schwärmen, werdet ihr alle sehr damit beschäftigt sein, euch selbst zu verteidigen

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