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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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»Wenn du das denkst, bist du ein Idiot! Ich bin nur nicht so geübt wie du, schöne Lügen zu erzählen.«
    »Harte Worte, meine Dame. Würde ich dich je belügen? Du würdest mir die Kehle durchschneiden.«
    »Das würde ich allerdings. Wie viele Frauen haben dich schon sagen hören, daß du sie liebst?«
    »Hunderte«, antwortete Rek, schaute ihr in die Augen und sah, wie das Lächeln darin schwand.
    »Warum sollte ich glauben, daß du mich liebst?«
    »Weil du es tust.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Doch, natürlich. Du bist nicht irgendein dummes Milchmädchen, das sich durch ein Lächeln täuschen läßt. Du erkennst die Wahrheit, wenn du sie hörst. Warum zweifelst du plötzlich daran?«
    »Ich bezweifle nicht, daß du mich liebst, du Hornochse! Ich wollte nur wissen, wie viele Frauen du schon geliebt hast.«
    »Mit wie vielen ich geschlafen habe, meinst du?«
    »Wenn du es so grob ausdrücken willst.«
    »Ich weiß es nicht«, log er. »Ich pflege nicht mitzuzählen. Und wenn deine nächste Frage lauten sollte: Wie schneide ich im Vergleich ab?, dann wirst du feststellen müssen, daß du allein bist, denn dann werde ich nach unten gehen.«
    Sie war es. Und er ging nicht.
    Der Maat am Ruder beobachtete sie, hörte ihr leises Lachen und lächelte mit ihnen, obwohl er nicht wußte, woher ihre gute Laune kam. Zu Hause hatte er eine Frau und sieben Kinder, und es gab ihm ein gutes Gefühl, den jungen Mann und seine Frau zu beobachten. Er winkte ihnen zu, als sie unter Deck gingen, aber sie sahen ihn nicht.
    »Schön, jung und verliebt zu sein«, sagte der Kapitän, der lautlos aus dem Schatten vor seiner Kabine gekommen war und sich zu dem Rudergänger gesellte.
    »Schön, alt und verliebt zu sein«, antwortete der Maat grinsend.
    »Eine ruhige Nacht, aber der Wind frischt auf. Die Wolken im Westen gefallen mir nicht.«
    »Sie werden an uns vorbeiziehen«, sagte der Maat. »Aber wir bekommen bestimmt schlechtes Wetter. Und zwar von hinten. Es wird uns vorantreiben. Vielleicht machen wir ein paar Tage gut. Wußtest du, daß sie auf dem Weg nach Delnoch sind?«
    »Ja«, antwortete der Kapitän, kratzte sich den roten Bart und prüfte am Stand der Sterne ihren Kurs.
    »Traurig«, sagte der Maat mit aufrichtiger Teilnahme. »Sie sagen, Ulric hat versprochen, Delnoch dem Erdboden gleichzumachen. Hast du gehört, was er in Gulgothir getan hat? Er hat jeden zweiten Mann und ein Drittel der Frauen und Kinder getötet. Hat sie in einer Reihe aufstellen und von seinen Kriegern niedermetzeln lassen.«
    »Ich habe davon gehört. Es geht mich nichts an. Wir haben seit Jahren mit Nadir Handel getrieben, und sie sind als Menschen ganz in Ordnung – wie alle anderen.«
    »Da hast du recht. Ich hatte mal eine Nadir-Frau. Sie war eine wahre Furie und ist mit einem Kesselflicker durchgebrannt. Später hörte ich, daß sie ihm die Kehle durchgeschnitten und seinen Wagen gestohlen hat.«
    »Höchstwahrscheinlich wollte sie nur das Pferd«, sagte der Kapitän. »Für ein gutes Pferd konnte sie sich einen richtigen Nadir-Mann kaufen.« Beide kicherten; dann schwiegen sie und genossen die Nachtluft.
    »Warum gehen sie nach Delnoch?« fragte der Rudergänger nach einer Weile.
    »Sie ist die Tochter des Grafen. Von ihm weiß ich nichts. Wenn sie meine Tochter wäre, hätte ich dafür gesorgt, daß sie nicht wiederkommt. Ich hätte sie zum südlichsten Punkt des Reiches geschickt.«
    »Über kurz oder lang werden die Nadir auch dorthin kommen – und noch weiter. Das ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Ja, aber in dieser Zeit kann viel geschehen. Die Drenai werden sich mit Sicherheit schon lange vorher unterwerfen. Sieh mal! Der verdammte Albino und sein Freund. Sie machen mir eine Gänsehaut.«
    Der Maat schaute über das Deck und erkannte Serbitar und Vintar, die an der Backbordreling standen.
    »Ich weiß, was du meinst – sie sagen nie ein Wort. Ich bin froh, wenn ich sie nur noch von hinten sehe«, sagte der Maat und schlug das Zeichen der Klaue vor der Brust.
    »Das wehrt diese Art von Dämonen auch nicht ab«, sagte der Kapitän.
    Serbitar lächelte, als Vintar pulste: »Wir sind nicht gerade beliebt, mein Junge.«
    »Ja. Es ist immer so. Es ist schwer, die Verachtung zu unterdrücken.«
    »Aber du mußt.«
    »Ich sagte schwer, nicht unmöglich.«
    »Wortspielerei. Selbst zu bemerken, daß es schwer ist, ist ein Zugeständnis an die Niederlage«, sagte Vintar.
    »Immer der Lehrmeister, Abt Vintar.«
    »Solange es Schüler auf der

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