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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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– aber ihr müßt noch mehr tun. Ihr müßt eure Kameraden schützen, wo ihr nur könnt, denn kein Krieger kann sich gegen ein Schwert in den Rücken wappnen. Ich möchte, daß jeder von euch sich einen Schwertbruder sucht. Auch wenn ihr noch keine Freunde seid – das kommt schon. Aber ihr braucht Verständnis und müßt dafür arbeiten. Ihr werdet den Rücken des anderen schützen, wenn die Angriffe kommen, also trefft eure Wahl gut. Wer seinen Schwertbruder verliert, wenn die Kämpfe beginnen, sucht sich einen neuen. Wem das nicht gelingt, tut für die, die in seiner Nähe sind, was er kann. Ich bin seit mehr als vierzig Jahren Krieger – doppelt so lange, wie die meisten von euch auf dieser Welt sind. Vergeßt das nicht. Was ich euch sage, ist von Wert – denn ich habe überlebt.
    Und es gibt nur einen Weg, im Krieg zu überleben – indem man bereit ist zu sterben. Ihr werdet schon bald feststellen, daß gute Schwertkämpfer von ungehobelten Wilden niedergemetzelt werden können, die sich blutige Finger holen würden, wenn sie Fleisch aufschneiden sollten. Und warum? Weil der Wilde zu allem bereit ist. Schlimmer noch, er ist vielleicht ein Berserker.
    Der Mann, der vor einem Nadir einen Schritt zurückweicht, macht einen Schritt in die Ewigkeit. Ihr müßt ihnen von Angesicht zu Angesicht begegnen, als Wilder einem Wilden gegenüber. Ihr habt viele Leute sagen hören, daß dies ein verlorenes Unterfangen ist, und ihr werdet es noch öfter hören. Ich habe es schon tausendmal in hundert Ländern gehört.
    Meist hört ihr es von Angsthasen. Dann könnt ihr es getrost ignorieren. Oft hört ihr es aber auch von kampferprobten Veteranen. Doch letztendlich sind solche Unkereien sinnlos.
    Die Nadir haben eine halbe Million Krieger. Eine ungeheure Zahl. Eine Zahl, die einen ganz schwindlig macht. Aber die Mauern haben nur eine bestimmte Breite und Länge. Die Feinde können nicht alle gleichzeitig herüberkommen. Wir werden sie dabei töten, und wir werden noch Hunderte von ihnen töten, während sie klettern. Tag um Tag werden wir sie ausbluten.
    Ihr werdet Freunde verlieren, Kameraden, Brüder. Ihr werdet zu wenig Schlaf bekommen. Ihr werdet Blut verlieren. In den nächsten Monaten wird nichts einfach sein.
    Ich rede hier nicht von Patriotismus, Pflichten, Freiheit, der Verteidigung der Unabhängigkeit – denn das ist alles Dreck für einen Soldaten.
    Ich will, daß ihr ans Überleben denkt. Und das geht am besten, wenn ihr auf die Nadir herabseht, sobald sie kommen, und euch denkt: Da sind fünfzig Mann ganz für mich allein. Und, bei allen Göttern, ich werde einen nach dem anderen fertig machen!
    Was mich angeht … nun, ich bin ein kampferprobter Krieger. Ich nehme hundert.« Druss holte tief Luft und machte eine kurze Pause, damit seine Worte wirken konnten.
    »Und jetzt«, sagte er schließlich, »könnt ihr an eure Arbeit zurückgehen – mit Ausnahme von Gruppe Karnak.« Als er sich umdrehte, sah er Hogun, und als die Männer sich erhoben, ging er mit dem jungen General zurück zum Kasino bei Mauer Eins.
    »Nette Ansprache«, sagte Hogun. »Klang wie die, die du heute morgen an Mauer Drei gehalten hast.«
    »Du hast nicht richtig aufgepaßt, mein Freund«, entgegnete Druss. »Ich habe diese Rede gestern sechsmal gehalten. Und ich bin dreimal niedergerungen worden. Ich bin durstig wie ein Pferd.«
    »Ich gebe dir eine Flasche vagrischen Roten aus«, bot Hogun an. »In diesem Teil der Dros servieren sie keinen Lentrier – er ist zu teuer.«
    »Das wird’s auch tun. Ich sehe, du hast deine gute Laune wiedergefunden.«
    »Ja. Du hattest recht mit dem Begräbnis für den Grafen. Du hattest nur so verdammt schnell recht, das ist alles.«
    »Was soll das heißen?«
    »Was ich gesagt habe. Du hast die Fähigkeit, Druss, deine Gefühle einfach an- und abzuschalten. Die meisten Menschen können das nicht. Darum erscheinst du ihnen so, wie Mendar dich genannt hat – kaltherzig.«
    »Der Ausdruck hat mir nicht gefallen, aber er paßt«, sagte Druss und stieß die Tür zur Kantine auf. »Ich habe um Delnar getrauert, als er im Sterben lag. Aber sobald er tot war, war er eben nicht mehr. Und ich bin immer noch da. Und ich habe noch einen verdammt langen Weg vor mir.«
    Die beiden Männer setzten sich an einen Fenstertisch und bestellten bei einem Kellner etwas zu trinken. Er kam mit einer großen Flasche und zwei Bechern zurück. Beide Männer sahen eine Zeitlang schweigend dem Training zu.
    Druss war tief in

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