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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Pferde für euch«, sagte Degas. »Trotzdem, es ist schade, daß ihr nicht eher gekommen seid, denn vor vier Tagen haben wir dreihundert Mann als Unterstützung nach Dros Delnoch geschickt. Ihr hättet mit ihnen reiten können – das wäre sicherer gewesen. Seit der Bedrohung durch die Nadir sind die Sathuli immer frecher geworden.«
    »Wir werden den Weg schon schaffen«, sagte der große Mann neben Virae. Degas musterte ihn prüfend: ein Soldat, dachte er. Zumindest war er mal einer. Hält sich gut. Degas geleitete die Gruppe zu einem großen Gasthaus und versprach, in zwei Stunden mit den Pferden zurück zu sein.
    Er hielt Wort und kam mit einer Kavallerieabteilung auf zweiunddreißig Pferden zurück. Es waren jedoch keine Pferde von der Art, wie die Reisegruppe sie in Lentria zurückgelassen hatte, sondern für die Arbeit in den Bergen gezüchtete, kräftige Tiere. Als die Pferde verteilt und die Verpflegung verladen war, sprach Degas Rek an.
    »Die Pferde kosten euch nichts, aber ich wäre euch dankbar, wenn ihr dem Grafen diese Schreiben überbringen würdet. Sie sind gestern per Schiff aus Drenan eingetroffen und haben unsere Truppe verfehlt. Das mit dem roten Siegel ist von Abalayn.«
    »Der Graf wird sie bekommen«, versprach Rek. »Vielen Dank für deine Hilfe.«
    »Schon gut. Viel Glück!« Der Offizier ging, um sich von Virae zu verabschieden. Rek steckte die Schreiben in die Satteltaschen seiner Rotschimmelstute, stieg auf und setzte sich an die Spitze der Gruppe. Sie verließen Dros Purdol in westlicher Richtung, entlang der Drenai-Berge. Serbitar trabte zu Rek, als sie in den ersten der tiefen Wälder außerhalb der Stadt gelangten.
    »Du wirkst besorgt«, sagte Rek.
    »Ja. Entlang unseres Weges werden Gesetzlose, Abtrünnige, vielleicht Deserteure und mit Sicherheit Sathuli-Stämme auf uns warten.«
    »Aber das ist es nicht, was dir Sorgen macht, nicht wahr?«
    »Du bist sehr einfühlsam«, sagte Serbitar.
    »Kann sein. Aber schließlich habe ich den Toten laufen sehen.«
    »Allerdings.«
    »Du hast nun lange genug um diese Nacht herumgeredet«, sagte Rek. »Jetzt erzähl mir die Wahrheit. Weißt du, was es war?«
    »Vintar glaubt, daß es ein Dämon gewesen ist, den Nosta Khan gerufen hat. Er ist der oberste Schamane von Ulrics Wolfsschädeln – und damit Herr über alle Schamanen der Nadir. Er ist alt, und es heißt, daß er schon Ulrics Großvater gedient hat. Er ist böse bis ins Mark.«
    »Und seine Macht ist größer als eure?«
    »Als einzelner, ja. Aber zusammen? Ich glaube nicht. Im Augenblick hindern wir ihn daran, nach Delnoch einzudringen, aber er hat im Gegenzug einen Schleier über die Festung geworfen, so daß wir auch nicht hineinkönnen.«
    »Wird er uns wieder angreifen?« fragte Rek.
    »Mit Sicherheit. Die Frage ist nur, welche Methode er wählt.«
    »Ich glaube, ich überlasse es dir, sich darüber den Kopf zu zerbrechen«, sagte Rek. »Ich kann nur ein gewisses Maß Trübsinn pro Tag vertragen.«
    Serbitar antwortete nicht. Rek zügelte sein Pferd und wartete auf Virae.
    In dieser Nacht lagerten sie an einem Gebirgsbach, entzündeten jedoch keine Feuer. Am frühen Abend rezitierte Vintar Gedichte. Seine Stimme war weich und melodiös, die Worte beflügelten die Fantasie.
    »Es sind seine eigenen«, flüsterte Serbitar Virae zu. »Obwohl er es nicht zugibt. Ich weiß auch nicht, warum. Er ist ein guter Dichter.«
    »Aber sie sind so traurig«, meinte sie.
    »Jegliche Schönheit ist traurig«, erwiderte der Albino, »denn sie vergeht.«
    Er verließ sie und zog sich unter eine nahe gelegene Weide zurück und setzte sich, den Rücken an den Stamm gelehnt; ein silberner Geist im Mondlicht.
    Arbedark gesellte sich zu Rek und Virae und reichte ihnen Honigkuchen, die er im Hafen gekauft hatte. Rek blickte hinüber zur einsamen Gestalt des Albinos.
    »Er reist«, erklärte Arbedark. »Allein.«
     
    Als frühmorgens die Vögel zu singen begannen, stöhnte Rek und rollte seinen schmerzenden Körper von den Baumwurzeln, die ihn drückten. Er öffnete die Augen. Die meisten der Dreißig schliefen noch, doch der große Antaheim stand am Fluß Wache. Serbitar saß noch genauso unter der Weide wie am letzten Abend.
    Rek setzte sich auf und reckte sich; sein Mund war trocken. Er schlug die Decke zurück und ging zu den Pferden, holte sein Bündel, spülte sich den Mund mit einem Schluck Wasser aus der Feldflasche aus und ging zum Fluß. Er nahm ein Stück Seife aus seinem Gepäck, zog sein

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