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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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auszuliefern?«
    »Er würde meinem Vater niemals einen solchen Befehl geben.«
    »Aber wenn doch?« drängte Rek.
    »Die Frage stellt sich nicht. Warum stellst du immer Fragen, die ohne Bedeutung sind?«
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Hör mir zu. Was hätte er getan?«
    »Er hätte sich geweigert. Abalayn weiß, daß mein Vater Herrscher von Dros Delnoch ist, der Hohe Hüter des Nordens. Er kann von seinem Kommando entbunden werden, aber man kann ihn nicht dazu zwingen, die Festung aufzugeben.«
    »Dann nimm einmal an, Abalayn hätte Delnar die Entscheidung überlassen. Was dann?«
    »Er hätte bis zum Letzten gekämpft. Das war nun mal seine Art. Willst du mir jetzt sagen, was das alles soll?«
    »Das Schreiben, das Degas mir für deinen Vater gab. Es ist ein Brief von Abalayn, mit dem er seinen Befehl, bis zum letzten Mann zu kämpfen, zurückzieht.«
    »Wie kannst du es wagen, den Brief zu öffnen?« tobte Virae. »Er war an meinen Vater gerichtet! Er hätte mir gegeben werden müssen! Wie kannst du nur!« Ihr Gesicht war rot vor Wut, und plötzlich schlug sie nach ihm. Als er den Schlag abwehrte, holte sie erneut aus, und ohne zu überlegen, schlug er sie mit der flachen Hand, so daß sie der Länge nach ins Gras fiel.
    Dort lag sie nun; ihre Augen funkelten.
    »Ich werde dir sagen, warum ich es wagen konnte«, erwiderte er, mühsam seine Wut unterdrückend. »Weil ich der Graf bin. Und wenn Delnar tot ist, war der Brief an mich gerichtet. Was bedeutet, daß die Entscheidung zu kämpfen bei mir liegt. Ebenso die Entscheidung, die Tore für die Nadir zu öffnen.«
    »Das ist es doch, was du willst, nicht wahr? Einen Ausweg!« Sie stand auf und schnappte sich ihre Lederweste.
    »Denk doch, was du willst«, sagte er. »Es ist mir egal. Ich hätte es besser wissen müssen, als mit dir über den Brief zu reden. Ich hatte vergessen, wieviel dir dieser Krieg bedeutet. Du kannst es nicht abwarten zu erleben, wie die Krähen ihr Festmahl halten, nicht wahr? Kannst es nicht abwarten, bis die Toten verfaulen und stinken! Hörst du mich?« schrie er ihr nach, als sie davonging.
    »Ärger, mein Freund?« fragte Vintar und setzte sich dem zornigen Rek gegenüber.
    »Das geht dich nichts an«, erwiderte der neue Graf hitzig.
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte Vintar ruhig. »Aber vielleicht kann ich dir helfen. Schließlich kenne ich Virae schon viele Jahre.«
    »Tut mir leid, Vintar. Das war unverzeihlich.«
    »Ich habe in meinem Leben festgestellt, Rek, daß es nur sehr wenige Dinge gibt, die wirklich unverzeihlich sind. Und bestimmt keine Worte. Ich fürchte, es ist das Los eines Mannes, zuzuschlagen, wenn man ihn verletzt hat. Also, kann ich dir helfen?«
    Rek erzählte ihm von dem Brief und Viraes Reaktion.
    »Ein haariges Problem, mein Junge. Was willst du nun tun?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Das ist auch gut so. Man sollte in derart wichtigen Dingen keine vorschnellen Entscheidungen treffen. Sei nicht zu hart mit Virae. Sie sitzt jetzt am Fluß und fühlt sich elend. Es tut ihr schrecklich leid, was sie gesagt hat. Sie wartet nur darauf, daß du dich bei ihr entschuldigst, damit sie dir sagen kann, daß alles ihre Schuld war.«
    »Ich denke nicht daran, mich zu entschuldigen«, sagte Rek.
    »Es wird aber ein ziemlich frostiger Ritt, wenn du es nicht tust«, meinte der Abt.
    Ein leises Stöhnen kam von dem schlafenden Serbitar. Sofort liefen Vintar, Menahem, Arbedark und Rek zu ihm. Die Lider des Albinos flatterten; dann schlug er die Augen auf … sie zeigten wieder das Grün von Rosenblättern.
    »Danke, Vater Abt«, wisperte er. Vintar strich ihm liebevoll übers Gesicht.
    »Geht es dir wieder gut?« fragte Rek.
    Serbitar lächelte. »Es geht mir gut. Ich bin noch schwach, aber es geht mir gut.«
    »Was ist passiert?« fragte Rek.
    »Nosta Khan. Ich habe versucht, mir den Zugang zur Festung zu erzwingen, und bin in die äußeren Nebel geschleudert worden. Ich war verloren … zerbrochen. Ich sah Zukünfte, die furchtbar waren, und Chaos, das über alle Vorstellungskraft hinausgeht. Ich floh.« Er senkte den Blick. »Ich bin in Panik geflohen. Ich weiß nicht, wohin oder in welche Zeit.«
    »Sprich nicht weiter, Serbitar«, sagte Vintar. »Ruh dich aus.«
    »Ich kann nicht ruhen«, widersprach der Albino und versuchte mühsam, sich aufzurichten. »Hilf mir, Rek.«
    »Vielleicht solltest du ruhen, wie Vintar sagt«, meinte Rek.
    »Nein. Hört mir zu. Ich war in Delnoch, und ich habe dort den Tod

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