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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Arbeit und die Wachen rechneten wohl nicht mit Dieben innerhalb der Palastmauern. Und so erreichten Esrin und Bartar den Eingang zu dem großen Gebäude unbehelligt. Im rechten Torflügel befand sich noch einmal eine normale Tür. Durch diese traten sie ein. Im Anschluss an einen kleinen Vorraum gelangten sie in eine Halle. Die Fenster an beiden Seiten reichten über mehrere Stockwerke, die Decke war im Dunkeln nicht einmal zu sehen. Weit hinten, am anderen Ende der Halle flackerten zwei winzige Lichter. Dorthin steuerte Esrin, das Geräusch der auf dem Steinboden aufsetzenden Krücke hallte wider. Bartar zuckte bei jedem von Esrins Schritten ein wenig zusammen und schaute sich immer wieder nach allen Richtungen um. Die beiden Lichter waren Kerzen auf einem Altar. Esrin nahm den Sack von seiner Schulter, öffnete ihn und zog einen abgeschlagenen Kopf an den Haaren heraus. Das Gesicht war blutverschmiert, die Augen ausgestochen, der Mund halb geöffnet. Die Hälfte der Zähne fehlte. Bartar musste sich bei dem Anblick übergeben. Esrin ignorierte es. Er drapierte den Kopf mitten auf dem Altar zwischen den Kerzen.
    „So Pegul, du wolltest unbedingt in den Tempel zurückkehren, hast mich sehr eindringlich darum gebeten. Dem letzten Wunsch eines Sterbenden will auch ich mich nicht verschließen“, murmelte Esrin und grinste dabei.
    Dann drehte er sich um und versetzte Bartar wieder einen Schlag mit der Krücke.
    „Du solltest deinen Mageninhalt nicht derart leichtfertig hergeben. Wer weiß schon, wann du wieder etwas zu essen bekommst. Los jetzt, wir haben noch eine Prinzessin zu entführen“, sagte er.
    ***
    Prinzessin Nomo war eine der ersten, die im Ballsaal ankamen. Die Musiker bauten eben erst ihre Instrumente auf. Wie immer gab es eine große Tafel an der Stirnseite des Saales für den König und die höhergestellten Beseelten und viele kleinere Tische rings um die Tanzfläche. Regelmäßig gab es Streit darüber, wer sich an die Tafel des Königs setzen durfte, wer an den Tischen in der Nähe Platz nahm und wer mit einem der Tische ganz hinten Vorlieb nehmen musste. Bisweilen prügelten sich einige Beseelten sogar um die Plätze, bis sie von den Wachen aus dem Saal geworfen wurden. Nomo fand diese Streitereien albern. Ihr selbst war es völlig egal, wo sie saß, obwohl ihr Vater natürlich immer den Platz zu seiner Rechten für sie frei hielt. Sobald die Musik spielte, hielt Nomo sich sowieso die meiste Zeit auf der Tanzfläche auf. Nomos Vater, der König saß bereits an der großen Tafel und unterhielt sich mit ein paar anderen Beseelten. Neben ihm saß Königin Isi, der Königin gegenüber Kirai. Dieser Platz war weit über seinem Status und Streit damit vorprogrammiert. In seinem Fall freute sich Nomo sogar darauf. Nach den Ereignissen am Nachmittag konnte sie ihn noch viel weniger leiden, als vorher. Wenn sie daran dachte, dass er einen kleinen Jungen für die Diebstähle verantwortlich gemacht hatte, ihn gar in die Grube werfen lassen wollte, kochte in ihr wieder die Wut hoch. Kein Bitten und Betteln ihrerseits hatte ihn davon abgebracht. Er war ein herzloser Mensch und verdiente es, von der Tafel des Königs vertrieben zu werden. Nomo ging um die Tafel herum zu ihrem Vater. Sie begrüßte ihn mit einem perfekten Hofknicks, den sie allerdings nicht vollständig beenden konnte. Denn wie immer war ihr Vater inzwischen aufgestanden, hatte sie in seine Arme geschlossen und dabei einige Zentimeter vom Boden hochgehoben. Dabei lachte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    „Das ist wohl nicht die richtige Begrüßung für eine junge Dame“, kommentierte Königin Isi.
    „Ach was, Weib. Wenigstens bei meiner Tochter erspare ich mir dieses höfische Getue, junge Dame hin oder her! Wie geht es dir Nomo? Ich habe schon gehört, es gab einen kleinen Zwischenfall in der Stadt heute. Ich habe mir Sorgen gemacht. Die Diebe sind allesamt davongekommen?“, fragte der König Nomo.
    „Es war nicht so schlimm, mir ist nichts passiert Vater. Es waren sicher nur ein paar arme Jungen. Wahrscheinlich haben sie nicht einmal ein Zuhause. Wir sollten dafür sorgen, dass alle genug zu essen haben, dann muss niemand stehlen“, antwortete Nomo.
    „Ah, meine Tochter und ihr Idealismus. Diese armen Diebe könnten genauso gut für ihr Essen arbeiten, so wie die ehrbaren Bürger. Dann bräuchten sie ebenfalls nicht stehlen. Politik kann man nicht mit einem weichen Herzen machen, Nomo. Dein Mitleid ist hier fehl am Platz. Wenn

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