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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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jemanden, der besser hierher passt Georg“, entgegnete Wim Kluge.
    Georg Waldberger kaute an seiner Unterlippe und starrte aus dem Fenster, Wim Kluge schaute ihn ein wenig ratlos an. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen den beiden Männern aus.
    „Nun, ich muss noch ein wenig Schriftkram erledigen. Wir sehen uns später“, sagte Wim Kluge schließlich.
    Er wartete noch einen Moment auf eine Antwort, als diese ausblieb, verließ er das Labor. Georg Waldberger starrte noch immer aus dem Fenster.

Die Entführung
    Die Mauer des Palastviertels baute sich vor der Diebesbande auf, im Dunkel der Nacht wirkte sie noch bedrohlicher als am Tage. Weit oben auf der Mauer patrouillierten die Wachen, hinter ihr wohnten die Beseelten. Hinter ihr befand sich auch die Grube. Ein gefährlicher Ort, jeder schlaue Dieb hielt sich von ihr fern. Blutrünstige Monster lauerten dort, so hieß es. Und auch wenn es Gerüchte gab, man könne die Grube überleben, würde nach einem furiosen Kampf begnadigt, zurückgekehrt war bisher niemand. Das letzte tuschelnde Gespräch zwischen den Jungen der Bande war längst verstummt, ängstlich schlichen sie hinter Esrin her. Der alte Drecksack hatte sie mit Fußtritten unsanft aus dem Schlaf geholt und hierher geführt. Was sie hier zu tun hatten, wussten sie nicht. Ein wichtiger Auftrag der keinen Aufschub duldete. Vielleicht hing es mit dem Sack zusammen, den Esrin über seiner Schulter trug. Etwas rundes, etwa so groß wie eine Melone, rollte darin hin und her. In der Nähe eines Seiteneingangs stoppten sie.
    „Du kommst mit“, sagte Esrin zu Bartar, „Die anderen warten hier. Sollten die Stadtwachen vorbeispazieren, lasst ihr euch etwas einfallen. Ich möchte bei meiner Rückkehr nicht in deren Arme laufen, verstanden!“
    Er schaute von einem der Jungen zum anderen. Dann fixierte er Petel, einen schlaksigen Jungen, der selten den Mund aufmachte, und bohrte ihm seinen Zeigefinger in die Brust.
    „Du bist mir dafür verantwortlich“, sagte Esrin.
    Anschließend drehte er sich um, murmelte etwas über den vermaledeiten Kex, der nie da sei, wenn er ihn bräuchte, stieß Bartar kurz mit seiner Krücke an und humpelte in Richtung des Seiteneingangs.  Bartar lief an seiner Seite, nicht ohne sich mehrfach nach den anderen umzusehen. Am Seiteneingang angekommen stoppten die Beiden kurz, Bartar trat nervös von einem Bein auf das andere. Die Wachen am Eingang musterten sie für einen kurzen Moment. Schließlich traten sie zur Seite. Esrin verbeugte sich leicht, stieß Bartar erneut mit der Krücke an und zusammen gingen sie durch den kleinen Torbogen in den dahinter liegenden Gang. Der Gang führte nicht auf direktem Weg durch die Mauer, vielmehr wand er sich in zwei Schleifen hindurch. Er war so eng, dass Bartar vor Esrin herlaufen musste. Wenige Fackeln tauchten den Gang in ein diffuses Licht, manche Abschnitte waren stockfinster. Bartar stolperte mehrmals, bevor sie am anderen Ende wieder ins Freie gelangten. Esrin fluchte jedes Mal und missbrauchte seine Krücke reichlich als Schlagstock. Die Häuser im Inneren des Palastviertels unterschieden sich signifikant von denen in der Stadt, selbst von denen in besseren Gegenden. Sie standen frei und waren nicht in Häuserzeilen angeordnet. Außerdem brannte in vielen Fenstern Licht. In der Stadt konnten sich das nur Wirtshäuser und einige wenige reiche Händler leisten. Sicher waren auch alle Häuser aus Stein und nicht aus Lehm oder Holz gebaut, das konnte man aber in der Dunkelheit nicht genau erkennen. An den Wegen zwischen den Häusern brannten Fackeln. In deren Schein flanierten herausgeputzte Leute, sicher Beseelte. Zwischen den Beseelten flitzten Diener umher, in regelmäßigen Abständen patrouillierten Wachen. Entfernt erklang Musik. Esrin deutete auf ein riesiges Gebäude in der Mitte. Es war eines der wenigen Häuser, in dem kein einziges Licht brannte, vielleicht war es unbewohnt. Allerdings führte ein breiter Weg zu seinem immensen Eingangstor. Esrin und Bartar vermieden die Wege, sie huschten lautlos von Schatten zu Schatten. Dabei staunte Bartar über die Geschmeidigkeit von Esrin. Beinahe glaubte er, dem Krüppel sei ein neues Bein gewachsen. Dennoch waren sie ein ums andere Mal knapp davor, erwischt zu werden, sei es, weil plötzlich jemand aus einem der Häuser trat, oder weil gerade eine Wache um die Ecke bog. Die Beseelten schienen aber mit sich selbst beschäftigt zu sein, Bedienstete konzentrierten sich auf ihre

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