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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Königs nicht unähnlich. Lediglich die Möbel waren ein wenig verstaubt, sie wurden nicht oft benutzt. Auch Wein gab es keinen, dieser Raum war der Dienerschaft ganz offensichtlich unbekannt. Am Tisch saß bereits ein Mann. Er trug schlichte, gewöhnliche Kleidung, sein Gesicht zeigte keinerlei markante Merkmale, ja seine ganze Erscheinung war derart unauffällig, dass man ihn glatt hätte übersehen können. Als der König eintrat, stand er auf und verneigte sich.
    „Ist sie sicher?“, fragte der König.
    „Sie ist sicher. Ich glaube fast, nicht einmal Hem und sein Geheimdienst würde sie finden. Selbst ich weiß nicht genau, wo sie jetzt ist“, antwortete der Mann.
    Auch seine Stimme hätte die hunderter anderer Männer sein können. Ihr fehlte jeglicher Akzent, jegliche Eigenart.
    „Auf euren Mann ist Verlass? Er wird die Situation auch bestimmt nicht ausnutzen?“, fragte der König weiter.
    „Er hat mich noch nie enttäuscht. Seine Mittel sind manchmal ungewöhnlich, seine Methoden bisweilen etwas grob – man denke nur an Pegul – doch er ist sehr zielorientiert. Ich bin mir sicher, er wird auch diesen Auftrag zu unserer Zufriedenheit ausführen. Außerdem hat der Mann heimlich eine Familie, die Unversehrtheit der Prinzessin liegt ihm genauso am Herzen, wie die seiner eigenen Kinder“, beruhigte der Mann den König.
    „Gut. Sorgt dafür, dass ihm die Beseelten nicht zu nahe kommen. Einige erhoffen sich einen Karriereschub, wenn sie meine Tochter finden. Achtet besonders auf Kirai. Nicht, dass dieser Emporkömmling selbst besondere Fähigkeiten an den Tag legen würde, aber er ist das neue Spielzeug meiner Gattin, und sie ist definitiv gefährlich“, sagte der König.
    Dann verließ er den staubigen Raum wieder und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück. Er kam gerade noch rechtzeitig, bevor es an der Tür klopfte und sein Bruder eintrat. Housts Miene war entschlossen, sie erinnerte den König an frühere Tage, als sein Bruder noch einen direkten, manchmal aufbrausenden Charakter pflegte. Diese Zeiten waren aber eigentlich lange vorbei. Selbst wenn sie allein waren, wirkte Houst mittlerweile äußerst beherrscht. Umso mehr amüsierte den König Housts augenblicklich erregtes Auftreten.
    „Diese Trottel von Wachen haben Nomo immer noch nicht gefunden“, begann Houst, anstatt einer Begrüßung.
    „Ich vermisse sie auch“, antwortete der König.
    „Mit jedem Tag könnte es zu spät sein. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was gerade mit ihr passiert. Lebt sie überhaupt noch? Oder verscharrt sie gerade jemand irgendwo in einem Dreckloch. Ich werde selbst nach ihr suchen!“, sprach Houst weiter.
    „Das ist nicht nötig. Ich habe Hem schon losgeschickt. Ich möchte meinen Bruder nicht auch noch in Gefahr bringen“, entgegnete der König.
    „Unsinn. Ich kann auf mich aufpassen! Und nichts gegen Hem, er ist ein sehr fähiger Mann, aber vier Augen sehen nun mal mehr als nur zwei.  Mein Entschluss steht fest. Ich werde jeden aufspüren, der jemals seine schmutzigen Finger nach Nomo ausgestreckt hat. Ich werde sie solange aus ihren dunklen Löchern scheuchen, bis ich meine Nichte – oder das, was von ihr übrig ist – gefunden habe“, sagte Houst.
    Houst hatte beide Hände zur Faust geballt und ließ sie jetzt auf den schweren Schreibtisch donnern. Der König atmete einmal tief durch. Sein Bruder liebte Nomo beinahe noch mehr, als er selbst es tat. Warum, darüber konnte der König nur spekulieren. Houst würde sich nicht einfach so von der Suche nach Nomo abbringen lassen, und bei den Alten, er war so ziemlich der Einzige, der sie finden könnte. Der König musste ihn wohl oder übel wieder einmal in seine Pläne einbeziehen. Dabei sollte diese kleine Intrige sein eigenes Meisterstück werden.
    „Nomo wird nichts geschehen“, sagte der König.
    „Wie kannst du dir da so sicher sein… Moment, du hast sie selbst weggebracht. Warum? Wo ist sie? Ich dachte immer, du liebst sie“, fragte Houst.
    „Das tue ich. Genau deswegen ist sie nicht mehr hier. Wo sie ist, weiß auch ich nicht. Aber ihr wird nichts geschehen, dafür ist gesorgt. Es gab Andeutungen, Gerüchte, sie war nicht mehr sicher im Palast. Selbst du hättest sie nicht vor allen Intrigen schützen können, nicht auf Dauer. Ganz zu schweigen von ihr selbst, sie hat sich noch nie für die kleinen und großen Ränke am Hof interessiert, das weißt du nur zu gut. Es war die einzige Möglichkeit, sie für eine Weile aus dem Spiel zu nehmen“,

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