Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
gesehen? Würdet Ihr mir suchen helfen?“, versuchte Nomo Kex von den Wasserbehältern abzulenken.
Bei jedem neuen „Ihr“, das Nomo stärker betonte, verzog Kex ein wenig das Gesicht. Mittlerweile war er beim letzten Wasserbehälter angelangt. Er war noch nicht ganz leer, mehr als ein paar kümmerliche Tropfen enthielt aber auch dieser Behälter nicht. Kex nahm zwei Schlucke und stellte den Behälter dann zurück.
„Wo ist denn das Wasser geblieben? Die Behälter waren alle voll“, fragte er.
„Ich… ich war schmutzig, ich habe das Wasser zum Waschen gebraucht“, antwortete Nomo.
„Das ganze Wasser? … Und dein Gesicht ist immer noch schmutzig“, sagte Kex ungläubig.
„Ich musste mein Kleid waschen“, sagte Nomo knapp.
„Warum dein Kleid, das verstehe ich nicht“, bohrte Kex weiter.
„Es war blutig“, entgegnete Nomo.
„Blutig? Bist du verletzt?“, fragte Kex.
„Nein, ich bin nicht verletzt. Es ist alles in Ordnung. Das ist… Das versteht Ihr nicht, das ist Frauensache“, sagte Nomo.
Kex blickte Nomo mit leicht geöffnetem Mund an. Er suchte nach einer logischen Erklärung, fand jedoch keine. Und Nomo war offensichtlich nicht gewillt, ihm diese zu liefern.
„Und was trinken wir jetzt?“, fragte Kex schließlich frustriert.
Nomo zuckte kurz mit den Schultern und verzog den Mund zu einem missglückten, schiefen Lächeln.
„Im Palast kommt das Wasser aus der Wand. Es ist immer genügend da. Euer Freund, dieser Esrin lässt uns doch bestimmt nicht verdursten. Ihr selbst habt behauptet, dass ihm einiges an meinem Wohlergehen liegt. Bestimmt schickt er den kleinen Jungen mit neuem Wasser herunter. In der Zwischenzeit könnten wir uns den Keller ansehen. Das heißt, wenn es hier eine Fackel gibt“, verteidigte sich Nomo.
Kex schüttelte mit dem Kopf und ging dann zu den Regalen hinüber und wühlte wild zwischen den halb verfallenen Überresten des Mobiliars herum.
„Das kann Tage dauern. Bis dahin sind wir verdurstet“, murmelte er dabei, „Außerdem ist Esrin nicht mein Freund“
Den Kopf zwischen ihre Schultern gezogen, schaute Nomo Kex eine Weile zu. Bald schon war sein ganzer Körper mit einer dicken Staubschicht überzogen. Die Luft in der Hütte roch zunehmend muffig. Als Nomo vor lauter Staub husten musste, öffnete sie die Tür und ging einen Schritt nach draußen. Nach einer Weile trat Kex neben sie. In seiner Hand hielt er eine alte Laterne, die er eben noch vom Staub befreite.
„Prima, das ist sogar noch besser als eine Fackel. Im Keller zieht es fürchterlich. Wie bekommen wir sie an?“, fragte Nomo.
Anstatt zu antworte, zog Kex eine Streichholzschachtel aus seiner Hosentasche hervor und schüttelte sie kurz, so dass die Streichhölzer im Inneren raschelten.
„Wo habt Ihr die her? Selbst im Palast gibt es davon kaum noch welche, sie werden für ein kleines Vermögen gehandelt“, fragte Nomo erstaunt.
„Ich habe sie in einer Ruine der Alten gefunden“, antwortete Kex.
Dann verschwand er um die Ecke der Hütte. Nomo blickte ihm einen Moment misstrauisch hinterher, bevor sie folgte. Der Eingang in den Keller befand sich neben der Hütte direkt an der Klippe. Eine durch einen Felsvorsprung und einen verwitterten Bretterverschlag geschützte Treppe führte hinab. Kex zündete die Laterne an und ging hinunter. Nomo hatte recht, es zog fürchterlich hier unten. Immerhin war es dadurch angenehm kühl. Der Keller war wesentlich größer als die Hütte hätte vermuten lassen. Ein weitverzweigtes Netz aus kleinen Gängen und Kammern war in den Fels der Klippe gehauen worden. In den einzelnen Kammern befanden sich unzählige Artefakte der Alten, das meiste davon allerdings wertloser Tand, wie Glasscherben, leere Flaschen oder Tüten aus glattem Material. Alles Dinge, die es auch oben in der Stadt noch häufig zu finden gab, selbst die Bettler besaßen das ein oder andere Stück. Dazu stapelte sich jede Menge Papier in Regalen, das allerdings zwischen den Fingern zerbröselte, sobald man es aufhob. Lediglich in einem der hintersten Räume, in zwei Holzkisten versteckt und begraben unter einer dicken Staubschicht, befanden sich einige wenige Geräte der Alten. Kex hob eines nach dem anderen vorsichtig heraus und betrachtete es von allen Seiten. Der Zweck, dem die Geräte dienten, konnte weder Kex noch Nomo erahnen. Mal war es nur ein schlichter rechteckiger Kasten mit zwei breiten Schlitzen auf einer Seite, dann ein recht unförmiges und schweres Gerät mit einer
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