Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
erscheinen. Am liebsten hätte sie sich die Krone wieder aus dem Haar gerissen.
    „Kann ich nicht ohne gehen?“, fragte Nomo.
    „Ich werde nicht zulassen, dass du wie ein Dienstmädchen zu deinem Empfang gehst. Deine Mutter würde mich tagelang den Boden schruppen lassen! Und dazu bin ich nun wirklich zu alt. Jetzt komm, zieh dein Kleid an“, forderte Pelli Nomo auf und hielt ihr dabei das neue Kleid hin.
    Es war ein prächtiges Kleid, purpurrot, Nomos Mutter hatte es extra anfertigen lassen. Bis über die Hüften eng anliegend betonte es Nomos schlanke Silhouette, bei der sich deutlich weibliche Formen abzeichneten. Schultern, Dekolletee und ein großer Teil des Rückens lagen frei. Ein ungewohntes Gefühl für Nomo. Nach unten hin lief das Kleid dann breit aus, ein paar Falten an der rechten Seite und eine kurze Schleppe lockerten die sonst schlichte Form des Kleides auf. Zumindest dieses Kleid war das einer Frau.
    „Du … Entschuldige, Ihr seht phantastisch aus, Prinzessin“, sagte Pelli mit einem Lächeln.
    Etwas unsicher drehte sich Nomo vor dem Spiegel hin und her.
    „Jetzt komm!“, forderte Pelli sie auf, „Sonst muss ich doch noch den Fußboden schruppen“
    Die meisten der anwesenden Gäste drehten sich um, als Nomo wenig später den Empfangssaal betrat. Ihre Mutter kam sogleich – Kirai im Schlepptau – zu ihr gelaufen. Sie war sichtlich erleichtert und erfreut über Nomos Erscheinen. Lebell fasste sie mit beiden Händen an den Schultern und hielt sie eine Armlänge von sich.
    „Lass dich anschauen, Kind. Du siehst prächtig aus“, sagte Lebell.
    „Dem Kompliment Eurer Mutter kann ich mich nur anschließen. Für diesen Anblick hat sich jede Minute des Wartens gelohnt. Ihr seht aus, wie eine gerade erblühte Rose in den königlichen Gärten“, schmeichelte Kirai.
    „Dann gebt acht, dass Ihr Euch nicht an ihren Stacheln verletzt“, sagte Königin Isi.
    Sie hatte soeben – an jeder Hand eines ihrer Kinder – den Saal betreten. Die beiden Jungen rissen sich von ihrer Mutter los und rannten um Nomo herum. Immer wieder zupften und zerrten sie an deren Kleid, bis sie endlich von Lebell davon gescheucht wurden.
    „Kinder!“, sagte Isi und lachte dabei, „Sie sind ja so goldig“
    „Ja, wirklich pfiffige Jungen. Königin Isi, Eure Anwesenheit ehrt dieses Haus“, sagte Lebell und machte dabei einen kleinen Knicks, kaum mehr als ein Kopfnicken.
    „Die Ehre ist ganz meinerseits. Selbst Mutter habe ich die ganze Zeit mit Euch gelitten. Es muss fürchterlich gewesen sein, für Euch. Nicht zu wissen, ob das eigene Kind jemals zurückkehren wird, ob es überhaupt noch lebt. Umso mehr freut es mich, die Prinzessin wohlauf zu sehen. Das verdanken wir nur dem unermüdlichen Einsatz von Kirai. Der König wird dies sicher gebührend honorieren. Wie schändlich von Houst, seine eigene Nicht zu entführen“, sagte Isi.
    „Ja, meine Königin, in der Tat ein schändliches Verbrechen. Ich wollte es anfangs selbst nicht glauben, die Beweise sind jedoch erdrückend. Der Großwesir …“, antwortete Kirai.
    „Das ist nicht wahr! Onkel Houst würde mir so etwas nie antun“, rief Nomo.
    „Kind, wann lernst du endlich, dass dein Onkel nicht das Idol ist, zu dem du ihn erhebst?“, sagte Lebell.
    „Rührend, diese Naivität, Prinzessin. Aber Houst ist ein gutes Stichwort. Vielleicht kann Euch ja Kirai mit ein paar Fakten aufklären, während ich mit Eurer Mutter ebenfalls ein wenig über den Großwesir plaudere. Lady Lebell“, sagte Isi und ging mit Nomos Mutter davon.
    Nomo blieb mit Kirai allein zurück. Sofort entstand zwischen den beiden eine unangenehme Stille. Je öfter sie mit ihm zusammentraf, desto unsympathischer erschien er ihr. Nomos Freundinnen beneideten sie offen um jedes Treffen mit ihm. Sie stierten sich beinahe die Augen aus dem Kopf, wenn Kirai nur vorbeilief. Und sprach er sie an, fielen sie in Ohnmacht. Früher, als sie ihn noch nicht kannte, war ihr das auch passiert. Heute schämte sie sich dafür. Kirai räusperte sich.
    „Ihr glaubt wirklich, Eurer Onkel hätte nichts mit Eurer Entführung zu tun“, sagte er schließlich.
    „Ja, und was Ihr auch sagt, es wird mich nicht vom Gegenteil überzeugen“, entgegnete Nomo und erstickte damit ein Gespräch im Keim.
    Kirai schüttelte verständnislos mit dem Kopf, erwiderte aber nichts. Nachdem er noch eine Weile stumm neben Nomo gestanden war, entschuldigte er sich und mischte sich unter die anderen Gäste. Nomo ließ sich von einem

Weitere Kostenlose Bücher