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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Kirais Soldaten in das Haus. Sie drängten die beiden Wachen zur Seite. Einen Moment später schritt Kirai durch die Tür, sein tiefrotes Gewand glänzte leicht im Licht des Morgengrauens. Wegen des Lärms hatten sich inzwischen auch die restlichen Hausangestellten in der Eingangshalle versammelt. Teils neugierig, Teils ängstlich beobachteten sie die Szene.
    „Euer Herr hat sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht. In meiner Funktion als Blutrichter durchsuche ich heute dieses Haus. Einige von euch werde ich auch verhören. Wer Beweise oder Informationen vor mir verbirgt, wird hart bestraft werden. Je kooperativer ihr euch zeigt, desto schneller wird es vorbei sein. Dies gilt natürlich auch für den Hausherrn“, skandierte Kirai.
    Bei seinen letzten Worten nickte er Houst kurz zu. Houst stand mit verschränkten Armen oben an der Treppe und blickte gelangweilt auf Kirai hinab. Lediglich das Zucken der Finger seiner rechten Hand verriet seine Nervosität.
    „Ihr habt den Blutrichter gehört. Geht ihm bestmöglich zur Hand, ich habe nichts zu verbergen“, befahl Houst und zog sich dann in sein Arbeitszimmer zurück.
    Es dauerte nicht lange, bis Kirai ebenfalls in Housts Arbeitszimmer auftauchte, zwei der Soldaten an seiner Seite. Houst blickte nur kurz von seinem Schreibtisch auf, ein Puzzle aus alten Papierfetzen lag darauf. Einige Teile hatte Houst bereits wieder zusammengesetzt. Es sah aus wie eine Karte.
    „Tretet ruhig ein. Ihr entschuldigt, dass ich Euch nicht persönlich durch mein Anwesen führe, Blutrichter, aber wie Ihr seht, bin ich gerade beschäftigt“, sagte Houst.
    Kirai trat an den Schreibtisch und stützte sich mit beiden Händen darauf. Für einen Moment betrachtete er interessiert die Karte. Ein Netz aus Strichen verband unförmige, verwaschen rote Kleckse. Einen der Kleckse Hatte Houst mit einem Stift umrandet, etwas daneben hatte er noch eine Linie gezogen, unter der Einöde stand. Es handelte sich eindeutig um eine Karte aus der Zeit der Alten und sie zeigte ganz offensichtlich das Gebiet der heutigen Stadt und der Einöde. Die weiteren roten Kleckse mussten die Städte der Alten sein. Da sich Houst von Kirai nicht stören ließ, schlug dieser plötzlich mit der flachen Hand auf den Tisch. Einige der Kartenschnipsel wurden dabei wieder durcheinander gewirbelt. Houst lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte milde. Dabei kniff er allerdings seine Augen leicht zusammen und ballte eine Hand zur Faust.
    „Eure Arroganz wird Euch noch vergehen“, zischte Kirai.
    Dann drehte er sich zu den beiden Soldaten um.
    „Durchsucht das Zimmer! Jeden Winkel! Nehmt alles mit, das euch verdächtig erscheint“, befahl er.
    Während die Soldaten sämtliche Schränke und Regale im Arbeitszimmer durchwühlten, lief Kirai vor dem Fenster auf und ab. Houst saß wie versteinert in seinem Sessel. Lediglich ab und an, wenn die Soldaten wieder eines der vielen Geräte oder eines seiner Bücher achtlos auf den Boden warfen, zuckte er kurz mit einem Auge. Einige Geräte und Bücher – auch sehr wertvolle Stücke aus der Zeit der Alten – wanderten in einen Sack. Aus manchen Büchern rissen die Soldaten einzelne Seiten heraus. Nach mehr als einer Stunde zog Kirai mit seinen Soldaten endlich ins nächste Zimmer weiter. Houst erkannte sein Arbeitszimmer kaum mehr wieder. Überall auf dem Boden lagen Einzelteile zerbrochener Geräte, Papierbögen und Bücher herum, eines der Regale hatten die Soldaten einfach umgeworfen. Die Vorhänge an den Fenstern – eine prunkvoll bestickte Arbeit aus den fernen Landen – waren halb heruntergerissen, an einigen Stellen hing die aufgeschlitzte Tapete von der Wand herab. Die von Houst mühevoll zusammengesetzte Karte lag verstreut um den Schreibtisch herum. Es würde Jahre dauern, dies alles wieder in Ordnung zu bringen. Houst saß zusammengesunken inmitten dieses Chaos. Er saß so bis zum Abend. Kirai hatte das Haus längst wieder verlassen. Schließlich schrie Houst laut auf. Es waren Schreie voller Wut und Verzweiflung. Für eine Weile tobte Houst durch sein Arbeitszimmer, schleuderte einen Stuhl an die Wand und kippte den Schreibtisch um. Die Hausangestellten stoppten  in ihrer Arbeit und zogen erschrocken die Köpfe ein.
    ***
    Seit mehreren Stunden versorgte der Heiler Kos nun schon, wusch die unzähligen Wunden aus, richtete und schiente gebrochene Knochen. Kos war die meiste Zeit nicht bei Bewusstsein, wachte nur für kurze Augenblicke auf, stöhnte oder

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