Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
Weile. Dann stand er auf, ging zum Fenster und starrte hinaus. Er atmete einmal tief durch.
    „Du hast recht. Sie wollen ein Tribunal, sie sollen eines bekommen! Eines, dass sie nie vergessen werden“, sagte er dann.
    ***
    Ihre Mutter klopfte nicht einmal an der Tür, bevor sie eintrat. Als sie Nomo erblickte, legte sie erschrocken beide Hände an ihre Wangen.
    „Bei den Alten, Kind, du bist ja noch nicht einmal angezogen! Die ersten Gäste sind bereits eingetroffen“, sagte Lebell.
    Nomo saß zusammengesunken an ihrer Kommode. Widerwillig strich sie noch einmal mit der Bürste durch ihr Haar. Gehörte dieses Gesicht im Spiegel wirklich ihr? Die Sonne hatte ihre Haut gebräunt, ein paar noch dunklere Sommersprossen zeigten sich auf ihrer Nase. Es war mehr das Gesicht eines Kindes, als das einer jungen Frau. Sie hatte versucht, sich die Farbe zusammen mit dem Staub der Einöde abzuwaschen, es war ihr nicht gelungen. Alle wichtigen Beseelten der Stadt würden heute Abend kommen, alle bis auf Onkel Houst natürlich. Der Empfang galt ihr, die Prinzessin war zurückgekehrt, das sollte gefeiert werden. Sie hörte schon ihre angeblichen Freundinnen oder – noch schlimmer – Königin Isi hinter ihrem Rücken kichern. Eine Prinzessin, die aussah wie ein kleines Straßenmädchen. Nicht einmal die einfachen Wachen respektierten sie, die Wärter hatten sie regelrecht aus dem Kerker geworfen. Wie sollte sie Kex da jemals herausholen.
    „Jetzt beeile dich doch ein bisschen, Kind. Kirai wartet ebenfalls schon seit einer halben Stunde auf dich“, mahnte Lebell.
    Kirai… Bei diesem Namen zuckte Nomo regelrecht zusammen. Wenn sie an seinen Auftritt beim Tribunal dachte, stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Ein Grund mehr, einfach hier sitzen zu bleiben. Nomo lachte innerlich bei dem Gedanken, wie aufgeregt alle wären, wenn sie – als Hauptperson – gar nicht auf dem Empfang erschiene. Ein hypothetischer Gedanke, eher würde ihre Mutter sie an den Haaren aus ihrem Zimmer schleifen.
    „Ich sehe fürchterlich aus. Können wir den Empfang nicht ein paar Wochen verschieben?“, startete Nomo trotzdem einen Versuch.
    „Ach Kind, ich erinnere ich mich an eine Zeit, da hast du dein Gesicht extra in die Sonne gehalten. Du warst stolz, nicht so blass auszusehen wie die anderen. Den wenigsten Gästen wird es überhaupt auffallen“, beruhigte sie Lebell.
    Warum machte sie sich jetzt so viele Gedanken über ihr Aussehen? Nomo konnte es nicht sagen. Noch vor wenigen Monaten fand sie ihren bisweilen leicht gebräunten Teint chic, sie hob sich damit von den anderen ab. Allen Warnungen ihrer Mutter vor der Sonnenkrankheit zum Trotz ist sie damals ohne Schleier im Garten herumgelaufen. Es war kindisch gewesen. Aber sie war kein Kind mehr, wollte keines mehr sein. Ihr Gesicht erschien ihr daher als ein Relikt aus längst vergangenen Tagen.
    „Nomo Kind, du träumst!“, rief Lebell.
    „Ich bin kein Kind!“, protestierte Nomo.
    „Das weiß ich, Kind. Aber jetzt beeile dich bitte. Wir können unsere… deine Gäste nicht ewig warten lassen“, antwortete Lebell.
    Dann öffnete sie die Tür und rief nach draußen, „Pelli?“
    Eine untersetzte Frau, älter als Nomos Mutter kam hastig angelaufen. Sie trat ins Zimmer und machte einen tiefen Knicks.
    „Lady Lebell… Prinzessin“, sagte sie.
    „Pelli, hilf der Prinzessin beim Ankleiden“, sagte Lebell.
    „Ja, Lady Lebell“, sagte Pelli  und machte dabei noch einen Knicks.
    Lebell verließ das Zimmer.
    „Ach und Pelli, es eilt. Lass dich von der Stimmung meiner Tochter nicht aufhalten“, rief sie Pelli noch zu, bevor sie die Tür schloss.
    Nomo ließ die Schultern noch ein wenig tiefer sinken. Jetzt gab es endgültig keine Hoffnung mehr, dem Empfang zu entgehen. Pelli war das Zimmermädchen ihrer Mutter, zu einem Gutteil hatte Pelli Nomo großgezogen. Sie würde sich von Nomos Laune nicht beeinflussen lassen, das hatte sie noch nie getan. Mit tausendfach geübter Effizienz trat Pelli hinter Nomo, nahm ihr die Bürste aus der Hand, richtete hier und da noch eine Locke zurecht und band ihr schließlich eine Schleife ins Haar.
    „Mit der Schleife sehe ich aus wie ein kleines Mädchen“, protestierte Nomo.
    „Mmh, da hast du recht. Es wird Zeit, dass du deine Krone trägst. Halt still!“, antwortete Pelli.
    Mit wenigen Handgriffen hatte Pelli die Schleife mit Nomos kleiner Krone ersetzt. Nomo verzog das Gesicht. Das polierte Silber der Krone ließ ihr Gesicht noch dunkler

Weitere Kostenlose Bücher