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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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als ihr plötzlich die Gedanken vieler, weit entfernter Menschen auffielen. Das mussten sie sein. Sofort hielt sie Ausschau nach Zemals vertrauter Signatur, die Suche der berühmten Nadel im Heuhaufen. Stets wenn sie dachte, ein Anzeichen von ihm gefunden zu haben, spülten es dutzende Gedanken anderer Menschen davon. Es frustriete sie zunehmend. Dennoch suchte sie weiter. Dann endlich spürte sie ihn, kurz nur, aber deutlich. Er war dort. Mo konzentrierte sich noch stärker, sie vergaß darüber sogar ihre Kopfschmerzen. Jeder noch so schwachen Andeutung hastete sie hinterher. Wie stets fand sie mit der Zeit immer mehr von Zemals Gedanken, sie knüpften aneinander an. Doch es blieb nur ein schmaler Trampelpfad, dem sie folgen konnte, oft genug riss der Kontakt ganz ab. Eigentlich viel zu schwach für einen lebenden Menschen. Nur weil sie diesen Pfad schon so oft gegangen war, verlor sie die Spur nicht. Fast machten die kleinen Gedankenfetzen den Eindruck eines Hilfeschreis auf Mo. Letztlich erreichte sie Zemal. Einige wenige Erinnerungen aus seinem eigenen Leben umgaben ihn noch. Sie waren alles, was ihm blieb. Und sie vermischten sich bereits mit den Erinnerungen der Alten. Nicht mehr lang und er würde auch diese vergessen. Zemal würde aufhören zu existieren. Mos Augen wurden feucht bei diesem Gedanken. So durfte es nicht enden. Sie musste ihm etwas geben, an dem er sich orientieren konnte, zu sich selbst zurückfand. Sie projizierte ihre eigenen Gedanken in seine, nahm ihn bei der Hand. Es strengte an und funktionierte nicht sofort. Immer wieder verschwammen die Szenen, zeigten sich unvollständig. Aber sie erlangte seine Aufmerksamkeit, er folgte ihr willig.
    „Mo, was machst du hier?“, fragte er überrascht, „Du solltest doch in der Siedlung sein. Wenn uns jemand sieht, scheitert meine Initialisierung!“
    Ein Anfang war gemacht, Mo hielt die Erinnerung für ihn fest, schmückte sie aus. Sie brauchte mehr davon. Szene um Szene baute sie vor Zemal auf, führte ihn durch die letzten Monate seines Lebens. Mehr und mehr seiner eigenen Erinnerungen fanden den Weg zurück in sein Bewusstsein. Und plötzlich sah sie durch seine Augen in die Einöde. Er hatte die Kontrolle über seinen Körper zurück. Wie ein staunendes Kind sah er auf die Menschen, die ihm durch den Regen folgten. Wo war er? Was tat er hier? Warum war er hier? Seine Gedanken versuchten, das Puzzel zusammen zu setzen, doch die meisten Teile fehlten. Die verstreuten Felsen erinnerten ihn an die Einöde, sahen vertraut aus. Doch den Raum zwischen den Felsen füllten Schlamm, sowie Pfützen und kleine Seen anstatt des gewohnten Staubes. Die Sonne versteckte sich hinter tiefen, grauen Wolken. Wasser fiel unentwegt vom Himmel. Am Horizont zeichneten sich die Ruinen von Nadamal ab. Unbehagen ergriff ihn bei dessen Anblick. Wie konnte sich die Einöde derart verändert haben? Wie lange hatten die Alten Besitz von ihm ergriffen?
    „Mo?“, rief er und drehte sich im Kreis.
    Sie war nah, er spürte sie als stände sie direkt neben ihm. Er sah sie schemenhaft vor seinem inneren Auge.
    „Ich bin bei dir, in deinen Gedanken“, suggerierte sie ihm, „Frage nicht, wie das geht. So ganz verstehe ich es selbst nicht“
    „Wie lange war ich nicht bei mir? Was ist geschehen?“, wollte Zemal wissen.
    „Älteste Beo sagt, du hast diese Kugel der Alten benutzt. Das war vor mehr als einer Woche. Die Menschen sind dir dann einfach gefolgt. Kommst du zurück?“, fragte Mo.
    Bevor er antworten konnte brach die Verbindung zusammen. Mos Bewusstsein wurde zurückgeschleudert, zurück in die Stadt. Vor dem Fenster tobte ein heftiges Gewitter. Beo tupfte ihr den Schweiß von der Stirn.
    ***
    Ein Fahrstuhl. Was sollte er mit dieser Information anfangen? Der große Fahrstuhl an der Klippe zur Einöde war der einzige Fahrstuhl den er bisher kannte. All die Fahrstühle in den Häusern der Alten hatte er bisher gar nicht als solche wahrgenommen. Für Esrin waren es immer nur enge Räume gewesen. Dieser Fahrstuhl aber war offensichtlich anders. Denn gegen die Kapsel dieses Fahrstuhls glichen die bisherigen einem Ballsaal. Er konnte ja nicht einmal die Arme frei nach oben bewegen. Zusätzlich engten ihn die Gurte ein. Wieso hatte er sich darauf nur eingelassen. Wenn Ilbi wenigstens mit in dieser Kapsel wäre, die Enge würde ihn da nicht stören. Im Gegenteil, könnte sie doch hier nicht einfach davon laufen. Aber Ilbi war in eine andere Kapsel gestiegen, bereits

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