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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Zemal schlüpfte hindurch, sie fiel hinter ihm ins Schloss. Er stand im Dunkeln, nur von Zeit zu Zeit blitzte aus dem Gang gegenüber helles Licht. Zemals Haare stellten sich auf, die Luft kribbelte auf der Haut. Die Maschine hatte die Tür ebenfalls erreicht, Zemal hörte sie sprechen. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen die Tür, doch die Maschine versuchte nicht, diese zu öffnen. Inzwischen hatten sich Zemals Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Er befand sich in einem Treppenhaus. Eine dicke Staubschicht bedeckte die Stufen, hier war schon seit Jahrhunderten niemand mehr entlang gelaufen. Die Tür gegenüber war aus den Angeln gerissen, schummriges Dämmerlicht füllte den Gang dahinter, aufgehellt durch Blitze. Dumpfes Grollen drang herein. Draußen wütete ein Sturm. Zemal ging nach unten, Treppen führten zu einem Ausgang. Diese jedoch nicht. Nach drei Stockwerken endeten die Stufen im Staub, der stete Wind der Einöde hatte den Ausgang begraben. Resigniert setze sich Zemal auf eine der letzten Stufen, vergrub das Gesicht in den Händen. Kurz darauf flüsterten wieder Stimmen in seinem Kopf, lauter als jemals zuvor. Zemal blickte auf, lauschte … nichts. Dann stieg er die Treppe wieder nach oben, lief hinein in den schummrigen Gang. Dieser Teil des Gebäudes glich viel mehr einer Ruine, die Blitze gaben ihm etwas Gespenstisches. Nirgends brannte eines der Lichter der Alten, die Augen über den Türen waren zerstört. Im ersten Raum standen Maschinen, die kaum noch als solche erkennbar waren. Die staubigen Fenster dämpften das Licht zusätzlich, schemenhaft zeichnete sich dahinter bei jedem Blitz die Stadt Nadamal ab. Unterhalb des Fensters zog eine filigrane Struktur Zemals Aufmerksamkeit auf sich. Winzige Kleckse an der Wand, über feine, kaum sichtbare Linien miteinander verbunden. Einzelne Ausläufer reichten bis hinauf zum Fenster. Immer wieder zuckten von da aus kleine Blitze auf. Dann schien sich die Struktur zu bewegen, neue Linien wuchsen aus einigen Klecksen, suchten andere Kleckse, mit denen sie sich verbinden konnten. Im Gegenzug lösten sich anderswo Linien auf. Zemal trat näher, das Spiel der Linien faszinierte ihn. Sein Blick folgte den Linien bis zu ihrem Ursprung. Sie wuchsen aus einem menschlichen Kopf heraus, der auf dem Boden lag. Der Rest des Körpers war beinahe vollständig zu Staub zerfallen, auch die eine Wange des Kopfes fehlte bereits. Bisweilen bewegten sich die Augen, zuckten einige verbliebene Muskeln. Innerlich schreckte Zemal zurück, doch der Reflex, einfach davon zu laufen, wurde von etwas stärkerem verdrängt. Seltsame Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, Namen, die er nie zuvor gehört hatte. Wie ferngesteuert näherte sich seine Hand einem der Kleckse, berührte ihn. Es kitzelte in den Fingerspitzen. Die Gedanken wurden stärker, Bilder Blitzten auf. Zemal tauchte ein in eine ihm völlig fremde Welt.
    Er sprang durch ein Fenster auf die Straße. Passanten wichen erschrocken zur Seite. Neben ihm klirrten noch einige Scherben auf den Steinboden. Rechts und links wuchsen Häuser in den Himmel, ließen die Straße wie eine Schlucht erscheinen. Ihre gläsernen Fassaden glänzten im Sonnenlicht. Er blickte sich kurz verwirrt um, lief dann die Straße entlang. Andere Menschen in seltsamen Kleidern, kamen ihm entgegen oder überholten ihn, stießen mit ihm zusammen und liefen einfach weiter. Noch nie hatte er derartig viele Menschen gesehen. Oder doch? Sie hetzten die Straße entlang, aneinander vorbei, sahen sich nicht an. Sie trugen keine Gesichtstücher, bedeckten nicht einmal den Kopf. Waren die Alten an der Sonnenkrankheit gestorben, weil sie nicht wussten, wie man sich davor schützt?  Ein lächerlicher Gedanke. Wo kam er überhaupt her. Schatten fiel auf sein Gesicht, er blickte nach oben. Die Sonne wurde von einer Wolke verdeckt. Wolken, das gab es in der Einöde nur an wenigen Tagen im Jahr. Dann zogen sie fern im Norden am Horizont entlang. Wolken hoch am Himmel? Das gab es nicht. Jemand stieß mit ihm zusammen, er hatte nicht bemerkt, dass er stehen geblieben war. Der Fremde entschuldigte sich. Er verstand den Sinn der Worte, die Worte selbst waren ihm völlig fremd. Es war laut, unglaublicher Lärm erfüllte die Luft. Hinter einigen Kübeln voll mit bunten Pflanzen, drängten sich Maschinen, knatterten, stießen schrille Töne aus, bewegten sich langsam vorwärts. Autos, natürlich. Wieso erkannte er sie nicht? Immer wieder schlängelten sich einige Menschen

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