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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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zwischen den Maschinen hindurch auf die andere Straßenseite. Manchmal  hielt eine der Maschinen an, Türen öffneten sich und Leute stiegen aus. Er lief weiter, vor ihm lag ein großer Platz in dessen Mitte eine Fontäne Wasser in die Höhe schoss. Einige Kinder planschten im Becken drum herum. Niemand störte sich daran. Wer sollte das Wasser noch trinken, in dem jemand vorher herumgetollt ist? Verschwendung, mitten in der Einöde. Die Sonne am Himmel verschwand ganz hinter dicken, ungewöhnlich dunklen Wolken. Nadamal wirkte plötzlich düster und grau. Ein ohrenbetäubender Knall folgte, unweit zerbarst der untere Teil eines Hauses. Trümmer und Staub verteilten sich auf der Straße davor. Ein Kind schrie über den blutverschmierten Körper einer Frau gebeugt. Menschen rannten panisch durcheinander, Rauch stieg nun auch aus anderen Häusern auf. Einige Leute kämpften gegeneinander, unvermittelt, ohne jegliche Anzeichen einer Provokation. Andere saßen lethargisch am Straßenrand. Vor seinen Füßen zerschellte ein Mann. Teile des Körpers spritzten auf seine Kleidung. Für einen Moment blieb er stehen, zitterte leicht. Dann zuckten die ersten Blitze aus den Wolken, Wasser platschte ihm ins Gesicht. Wie kann Wasser vom Himmel fallen? Die Anzahl der Blitze nahm zu, in schneller Folge prasselten sie auf die Erde herab. So schlimm müssen die Stürme im Süden sein, so erzählt man es sich zumindest unter den Verdammten. Aber er war nicht im Süden, er war in Nadamal. Passanten wurden von Blitzen getroffen, verbrannten augenblicklich zu Staub. Er rannte, suchte nach Schutz. Das große Gebäude am Ende des Platzes, er kannte es, fürchtete es. Menschen drängten sich am Eingang, wurden nicht hineingelassen. Jemand rief ihn.
    „Zemal … Zemaaal“
     War das sein Name? Er folgte den Rufen. Eine junge Frau winkte von einem Seiteneingang. Er erkannte sie, freute sich. Doch wie hieß sie? Nicht nachdenken! Er musste aus dem Sturm, bevor ihn die Blitze trafen. Er rannte zu der Frau, sie hielt ihm die Tür auf. Ein Stich in seinen Arm. Mo, die Frau hieß Mo. Vor ihm verschwamm alles, seine Sinne schwanden. Dunkelheit.
    ***
    Sie mussten nicht lange warten, bis die ersten neugierigen Besucher am Rande ihres Lagers herum streiften. In kleinen Grüppchen wagten sie sich vor, inspizierten ausgiebig die Kamele oder beobachteten kritisch den Aufbau der Zelte. Zumeist waren es Kinder und Jugendliche, ihr Forscherdrang siegte über die Angst. Der Karawanenanführer hatte jeden seiner Männer dazu angehalten, die Verdammten möglichst wenig zu beachten, einfach weiter dem Tagwerk nachzugehen und die Besucher nicht zu verschrecken. Es verfehlte seine Wirkung nicht, nahm der Karawane die Bedrohlichkeit. Wenig später wagten sich die Mutigen bereits bis ins Lager vor, stellten die ersten Fragen. Besonders Esrins Töchter begrüßten die Abwechslung. Bald schon tobten sie zusammen mit den fremden Kindern umher, immer unter den wachsamen Augen ihrer Mutter. Einer der Kameltreiber bot kleine Reittouren an, nach zögerlichem Beginn hatte sich inzwischen eine Schlange gebildet. Die Szenerie glich beinahe einem Jahrmarkt. Houst versuchte, einige der Jugendlichen in ein Gespräch zu verwickeln. Er interessierte sich für ihre Kultur, ihre Geschichte. Wurden sie tatsächlich von diesen alten Frauen regiert? Doch gegen Kamele sowie die vielen Werkzeuge und Waffen aus Metall kam er nicht an. Die Verdammten beantworteten seine Fragen einsilbig, wollten ihrerseits eher praktische Dinge von Houst wissen und ließen ihn – da er weder vom Schmiedehandwerk noch von Kamelen etwas verstand – schnell einfach stehen. Irgendwann gab Houst auf und zog sich in sein Zelt zurück. Dort brütete er dann wie so oft über seinen Karten, rechnete zum wiederholten Mal die Entfernung bis zur nächsten Stadt der Alten aus und prüfte die Optionen.
    „Besuch für Euch“
    Esrin schob mit seiner Krücke die Zeltplane am Eingang zur Seite. Eine alte Frau, jene, die sich Dilo nannte, trat ein. Für einen Moment blickte sie sich im Zelt um, dann löschte sie die kleine Laterne, die sie in der Hand hielt.
    „Entschuldigung, ich hoffe, ich störe Euch nicht. Darf ich eintreten?“, fragte Dilo.
    „Nun, Ihr seid bereits im Zelt“, antworte Houst, lächelte aber dabei.
    „In der Tat, die falsche Frage. Ich würde Euch gern ein wenig Gesellschaft leisten. Klingt das besser?“, entgegnete Dilo.
    Houst machte eine einladende Geste und zeigte mit der Hand auf den

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