Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
kleinen Nebenraum in der großen Halle, in dem die Pumpen standen.
„Fragt mich bitte nicht, welche der Pumpen zuletzt noch funktioniert hat. Ich weiß es nämlich nicht“, sagte Dilo.
Houst lief langsam um die Pumpen herum, inspizierte sie eingehend. Später drückte er an allen Schaltern herum, die er finden konnte. Als auch das nichts half, klemmte er die Fackel zwischen ein Kabel und die Wand, um beide Hände frei zu haben, öffnete eine Seitenklappe. Staub rieselte ihm entgegen. Ein Wirrwarr dünner Kabel zeigte sich. An der Innenseite der Klappe befand sich eine Zeichnung. Allerdings war diese in den Jahren derart verblasst, dass Houst kaum etwas erkennen konnte, zumal bei dem spärlichen Licht. Dennoch fummelte er an den Drähten herum, blies so gut es ging den Staub zur Seite, zog einige heraus und steckte sie wieder fest. Zweimal gab es einen deutlich hörbaren Knall, einige Funken stoben aus dem Ende eines der Drähte. Ein kleiner Schalter kippte wie von Geisterhand um. Houst brachte den Kippschalter in seine ursprüngliche Position. Die Maschine surrte müde, verstummte nach wenigen Augenblicken jedoch wieder. Houst betätigte den Kippschalter noch einige Male. Als der Erfolg ausblieb, widmete er sich der nächsten Pumpe und wiederholte dort die Prozedur. Dilo schnarchte inzwischen zusammengesunken in einer Ecke. Für Stunden fummelte Houst an den Maschinen der Alten herum. Doch keine der Pumpen rührte sich noch einmal. Frustriert gab er schließlich auf, setzte sich neben Dilo und schlief nach kurzer Zeit erschöpft ein. Ein leichtes Vibrieren im Boden und das gleichmäßige Surren aller drei Pumpen, weckten ihn am nächsten Tag. Im selben Moment tauchte Älteste Piri in der Tür zum Nebenraum auf.
„Was ist denn hier los?“, verlangte sie zu wissen.
***
Das grelle Licht blendete ihn, als er erwachte. Ein paar kleine, weiße Wolken zogen über den blauen Himmel. Doch er spürte keinen Wind. Immer wieder fielen ihm die Augen zu, sein Körper schien taub und gefühllos. Da wo die Decke an die Wände des Raumes stieß, hörte der Himmel abrupt auf. Eine Projektion, ein Trick der Alten gaukelte ihm die Szene vor. Zemal lag auf einem Bett, ein Schlauch hing an seinem Arm. Der gleichmäßige Pulsschlag pochte in seinen Schläfen. Im selben Rhythmus piepte eine Maschine neben ihm. Beim Versuch sich aufzurichten, versagten seine Arme den Dienst. So sehr er auch zerrte und rüttelte, sie ließen sich nicht bewegen. Mühsam hob er den Kopf und blickte nach unten. Seine Handgelenke waren ans Bett gefesselt. Eine der Maschinen der Alten rollte heran, sprach mit ihm, beruhigte ihn. Die Stimme, die Sprache erschien ihm fremd und vertraut zugleich. Ein Teil von ihm verstand die Worte, doch er schaffte es nicht in sein Bewusstsein. Zemal erinnerte sich nicht, wie er hierhergekommen war, seine Gedanken ließen sich nicht klar ordnen, entzogen sich ihm. Fremde Bilder überlagerten sich mit eigenen, vermischten sich zu einem grotesken Brei. Tausende Stimmen flüsterten in seinen Gedanken. Er ließ den Kopf zurück aufs Kissen sinken, verfolgte die Wolken am künstlichen Himmel. Getrieben von einem imaginären Wind zogen sie ihre Bahn. Die Stimmung änderte sich mit der Zeit, das Licht wurde schwächer, wärmer. Abenddämmerung. Irgendwann schlief Zemal ein.
***
„Was hat er mit dir gemacht?“, wollte Beo wissen, „Deine Augen flimmern wie Ilbis. Wo warst du überhaupt?“
„Ich spüre, was Mo denkt“, mischte sich Ilbi in das Gespräch ein, „Viel stärker als früher“
„Woher soll ich das wissen, fragt den Alten! Er hat an meinen Gedanken herumgespielt. Ständig sehe ich irgendwelche Bilder oder Zeichen. Selbst wenn ich allein bin … oder vor allem wenn ich allein bin, höre ich Stimmen in meinem Kopf. Auch deine Ilbi. Manchmal ist es so schlimm, dass ich mit der Stirn gegen eine Wand schlagen möchte, nur damit es aufhört. Wo ist eigentlich Zemal? Ich habe ihn doch vorhin noch gesehen“, entgegnete Mo.
„Langsam mache ich mir wirklich Sorgen. Die Maschine hat dich vor mehreren Tagen geholt. Tikku und Zemal wollten es verhindern. Tikku stöhnt jetzt noch unter den Schmerzen, die ihm diese Roboter, wie Ilbi sie nennt, zugefügt haben. Zemal ist seither verschwunden“, sagte Beo.
„Georg hat Zemal in einen anderen Raum gebracht, damit er uns nicht gefährdet. Es geht ihm gut, er wird bald wieder hier sein“, erklärte Ilbi.
„Wieso in einem anderen Raum, er war draußen in der Einöde,
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