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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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auf, schlug zu. Er hob schützend die Arme vor das Gesicht, nichts passierte. Als er die Arme wieder senkte, befand er sich plötzlich in einem nur spärlich beleuchteten Raum. Die Menschen drängten sich noch dichter als vorhin. Nicht weit von ihm entfernt, auf einer kleinen Bühne, standen vier Männer und ein Frau. Die Männer erzeugten Töne auf sonderbaren Geräten. Die Frau sang dazu. Viel zu laut für seine Ohren. Sogar im Bauch spürte er die Musik. Er presste beide Hände an seinen Kopf, hielt sich die Ohren zu, kein Unterschied. Die anderen Menschen schien die laute Musik nicht zu stören. Im Gegenteil, sie hüpften im Takt, streckten die Arme nach oben. Einer der Männer kam an den Rand der Bühne, sprang direkt auf ihn zu. Er duckte sich, erwartete das Gewicht des Mannes. Es blieb aus. Für einen Moment hallte der Lärm noch in seinen Ohren nach, dann endlich Stille. Der Ort faszinierte ihn, rings um ihn ein Meer aus grünen Pflanzen. Einige waren so hoch, dass sie teilweise den Blick zum Himmel verdeckten. Kleine Wesen mit bunten Flügeln flatterten neben ihm durch die Luft. Er rannte nun, spürte seinen gleichmäßigen Atem. Der Luftzug strich kühl über seine nackten Arme und Beine, sein Busen wippte leicht. Wieso hatte er einen Busen? Von Zeit zu Zeit kamen ihm andere entgegen, rannte so wie er, trugen alle dieselbe enge Kleidung, nur in anderen Farben. Einige Männer lächelten ihm zu, nickten kurz. Einer rief etwas und lachte. Flirteten sie mit ihm? Verwirrt sah er sich um, schüttelte leicht den Kopf. Als er wieder nach vorn blickte, stand er vor einer Wand, Wasser prasselte auf ihn herab, warmes Wasser. Vor Schreck hätte er beinahe aufgeschrien, vielleicht tat er es wirklich. Das Wasser kam aus einer kleinen, runden Scheibe direkt über ihm. Der kleine Raum füllte sich mit Dampf. Hände strichen ihm über den Rücken, raue Hände und doch zärtlich. Jemand schmiegte sich an ihn, ein Mann. Er blickte zur Seite in den Spiegel, sah sich selbst hinter der jungen Frau stehen, jener Frau, die ihn vor kurzem aus dem Sturm gerettet hatte. Was machte er in ihrem Körper? Warum erinnerte er sich schon wieder nicht an ihren Namen.
    „Raus aus meinem Kopf! Das geht dich nichts an“, empörte sich die Fra … Mo!
    Entsetzt riss Zemal die Augen auf. Über ihm zogen die künstlichen Wolken unbeirrt ihre Bahn.
    ***
    Die Warnungen der Verdammten schienen nicht übertrieben. Je weiter sie nach Süden vordrangen, desto rauer gebärdete sich die Einöde. Der Wind blies ihnen mit Orkanstärke entgegen, wirbelte derart viel Staub auf, dass sie selbst am Tag kaum noch etwas sehen konnten. Die Sonne schimmerte nur noch als schwach leuchtende Scheibe am trüben Himmel. Das Atmen fiel schwer. Staub klebte in den Augenwinkeln, scheuerte auf der Haut, knirschte zwischen den Zähnen. Zumindest schützte er sie ein wenig vor der Hitze, ein schwacher Trost. Sie konnten nur noch am Tag gehen, das Licht der Sterne schaffte es nicht mehr bis zu ihnen. Damit fehlte ihnen nachts die Orientierung. Die Einöde stieg hier stetig an, kein harter Schnitt, wie die Klippe, sondern eine schier unendlich langgezogene Rampe. Nur manchmal ragte ein größerer Felsen auf. Doch es war jeweils nur ein kümmerlicher Abklatsch der Klippe, kaum zehn Meter hoch und selten mehr als fünfzig Meter breit. Über die Kante trieb der Wind den Staub, irgendwann würden auch diese Reste darin versinken.
    „Schnell, ein Sturm zieht auf. Wir müssen uns eingraben“, schrie einer der beiden Nachtjäger gegen den Wind an.
    „Wenn der Sturm erst kommt, was ist das jetzt dann?“, monierte Esrin.
    Eingraben, das klang noch immer grotesk. Der Staub würde sie begraben. Insgeheim zweifelte Houst am Verstand der Verdammten. Aber sie lebten schon seit Generationen unter diesen Bedingungen, sie wussten sicher, was sie tun. Vor ihnen zuckten erste Blitze vom Himmel herab. Die beiden Verdammten trieben sie zu noch mehr Eile an. Houst war die schwere Arbeit nicht gewöhnt, das Loch, in das er sein Zelt schließlich stellen wollte, war eher eine flache Kuhle. Er hätte sein Zelt ebenso gut daneben auf den Grund stellen können, der Unterschied wäre marginal gewesen. Einer der Verdammten kam herbeigeeilt, führte ihn zu einer natürlichen Vertiefung. Dann half er Houst noch mit seinem Zelt, bevor er zu seinem eigenen zurückrannte. Als Houst in sein Zelt kriechen wollte, krachte nur wenige Meter neben ihm ein Blitz in die Erde. Er wurde mitsamt seines Zeltes ein

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