Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
Schmerz und er zuckte zurück. Nachdem auch dieser Sturm abgezogen war, bauten sie die Zelte ab und gingen weiter.
Sie überstanden noch drei weitere Stürme, ehe sie in der Ferne dunkle Silhouetten erkannten. Mittlerweile ebbten die Stürme nicht mehr völlig ab. So gab es auch dazwischen immer wieder Blitzeinschläge. Der Himmel über den Silhouetten war ein einziges Lichtermeer. Permanent zuckten Blitze über den Horizont. Die Luft war nun feucht, der Staub unter ihren Füßen verwandelte sich mehr und mehr zu Schlamm. Wenig später entdeckten sie erste Ruinen. Vor dem nächsten Sturm versteckten sie sich in einem Keller. Als der Sturm abflaute, wagten sie sich noch ein Stück weiter nach Süden vor. Erste Tropfen peitschten ihnen ins Gesicht. Die beiden Verdammten quittierten dies mit Erstaunen, Regen kannten sie nicht. Die Männer liefen nicht mehr, sie watschelten nun. Klein machen, winzige Schritte, den Boden so wenig wie möglich berühren. Alle bis auf Esrin, er konnte nicht watscheln, ragte aus der Reihe heraus, wie ein Turm. Das unangenehme, bisweilen schmerzhafte Kribbeln bei jedem größeren Schritt, schien ihm nichts auszumachen. Zumindest ließ er sich nichts anmerken. Die Silhouetten entpuppten sich wage als Gebäude, gigantische Gebäude. Doch schon verstärkten sich die Blitzeinschläge wieder. Es blieb keine Zeit, die Zelte aufzubauen. Das nächste dunkle Loch musste genügen. Halb verschüttet ließ der Eingang gerade einmal so viel Platz, dass ein einzelner Mann hindurchkriechen konnte. Esrin mussten sie an seinem gesunden Bein hindurch ziehen.
„Wenn ihr mir mein Bein ausreißt, werde ich jedem von euch die Eier abschneiden!“, fluchte er.
In der hinteren Ecke des Kellers war die Wand aufgebrochen. Ein grob in den felsigen Untergrund gehauener Gang führte weiter. Neugierig erkundeten sie den Gang. Immer wieder stützten Metallstangen die Decke ab. Bald reichte das spärliche Licht nicht einmal mehr für die beiden Verdammten. Nicht ohne einen gewissen Stolz zog Esrin eine Fackel aus seinem Rucksack hervor.
„Manchmal ist es gut, skeptisch zu sein und nicht auf die seltsamen Fähigkeiten anderer zu vertrauen. Ich habe noch zwei mehr“, meinte er, als Houst die Augenbrauen hob.
Nach einer Weile ersetzten betonierte Wände den naturbelassenen Stein. Schließlich landeten sie in einem großen Tunnel. Lichter der Alten säumten den Weg, flackerten bisweilen, erhellten den Tunnel aber ausreichend. Fackeln waren nun nicht mehr notwendig. Maschinen der Alten, mit Rädern, große und kleine – Houst hatte sie schon einmal auf Bildern in den Schriften der Alten gesehen – drängten sich dicht an dicht. Nur wenige Lücken blieben, um zwischen den Maschinen hindurch zu laufen. In eine Richtung wurden die Lücken bald schon mit dem Staub der Einöde ausgefüllt. Als Schlamm hatte er die Maschinen umspült und war inzwischen zu einer harten Kruste getrocknet, die irgendwann bis zur Decke reichte. In der entgegengesetzten Richtung jedoch blieben die Lücken frei. Schmutz und die durch die Zeit milchig gewordenen Scheiben versperrten den Blick ins Innere der Maschinen. Houst wischte an einer der Scheiben, kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen.
„Tretet ein Stück zur Seite“, sagte Esrin und stieß dann mit aller Wucht seine Krücke gegen die Scheibe.
Beim zweiten Schlag zerbarst die Scheibe in lauter kleine Splitter, die anschließend zu Boden bröselten. Das Innere der Maschine war ebenfalls mit dem Staub der Jahrhunderte bedeckt. Es gab zwei Sitze vorn, eine Sitzbank dahinter. Vor einem der vorderen Sitze befand sich eine Art Rad. Es war kleiner und viel dünner als die auf denen die Maschine stand, zudem auch nicht ganz rund. Daneben zeichneten sich noch einige Schalter und Instrumente ab, einige erkannte Houst von den Bildern wieder. Die Überreste von Schuhen vor dem Sitz deuteten an, dass hier einst einer der Alten gesessen hatte. Eine feine, kaum noch sichtbare netzartige Struktur erstreckte sich über die Rückenlehne. Auf dem Sitz daneben blitze etwas Metallenes aus dem Staub, Esrin fischte es mit seiner Krücke aus der Maschine, hielt es ins Licht. Es entpuppte sich als breites, goldenes Band, so wie es einige der Beseelten in der Stadt trugen. An einer Stelle befand sich ein flacher Zylinder, bedeckt von einer Scheibe und mit einem kleinen Rädchen an der Seite. Esrin drehte an dem Rädchen, pfiff dann leise, die Augen weit aufgerissen.
„Die Alten nannten diese
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