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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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sich in Bewegung, die Stufen fuhren von allein nach oben. Ein Geschenk der Alten, im wahrsten Sinn des Wortes. Esrin sprang auf die unterste Stufe, ruderte einen Moment mit den Armen, hielt sich dann wenig elegant am Geländer fest, das sich mit der Treppe ebenfalls nach oben bewegte. Als das Geländer aber oben plötzlich in einem Bogen abknickte, schlug Esrin der Länge nach hin. Auf allen dreien kroch er von der Treppe. Dann stieß er mit dem Kopf gegen die Beine eines Menschen, jemand packte ihn unter dem Arm und half ihm auf. Esrin blickte in das völlig makellose, symmetrische Gesicht einer jungen Frau, große, beinahe kindliche Augen blinzelten ihm entgegen. Die Frau sprach ihn an, die Bewegungen ihres Mundes passten jedoch nicht ganz zum Gesagten. Aber was wusste Esrin schon. Vielleicht hätten sie doch noch ein wenig nach Houst suchen sollen. Der wühlte schließlich den ganzen Tag in Schriften der Alten herum, der würde die Frau jetzt verstehen.
    „Ungemein freundlich von Euch, einem alten Krüppel aufzuhelfen. Wenn Ihr mir jetzt noch eine neue Krücke besorgen könntet, das wäre wundervoll“, sagte Esrin und klopfte dabei kurz die abgebrochene Krücke gegen seinen Beinstumpf.
    Die Frau musterte Esrin von oben bis unten und wieder nach oben. Es folgte ein kurzer Satz und ihre Hand griff Esrin unter die Achsel, trug mühelos sein Gewicht. So blieb die Frau stehen.
    „Was ist das jetzt schon wieder“, wollte Esrin wissen.
    Er hopste einige Male auf seinem Bein, entkam dem festen Griff der Frau jedoch nicht. Wenig später rollte ein Stuhl auf großen, dünnen Rädern um die Biegung und stoppte direkt hinter Esrin. Die Frau beugte sich nach vorn, so dass Esrin gar nichts anderes übrig blieb, als sich in den Stuhl zu setzen. Die Frau ließ Esrin endlich los, doch bevor er sich aus dem Stuhl erheben konnte, fuhr dieser mit ihm davon. Vor Schreck fiel Esrin auch noch seine kaputte Krücke aus der Hand.
    „He, stehen bleiben. Sofort! Dafür werde ich dir dein schönes Gesicht massakrieren!“, schimpfte er.
    Der Stuhl setzte seine Fahrt mit ihm unbeirrt fort. Esrin wand sich, griff sogar mit den Händen auf die Räder. Die Lauffläche sauste durch seine Handfläche, eine dicke Brandblase war alles, was ihm diese Aktion einbrachte. Er sah im Augenwinkel, wie der Karawanenführer die Treppe hinaufgerannt kam, sich die Frau vor ihm leicht verbeugte. Vor ihm tauchte eine Tür auf, der Stuhl raste geradewegs darauf zu. Doch die Tür war geschlossen. Esrin hielt sich die Arme schützend vor das Gesicht, die Tür schwang im letzten Moment von allein auf und schloss sich gleich hinter ihm wieder. Der Karawanenführer und zwei seiner Männer kamen zu spät. Für sie öffnete sich die Tür nicht. Der Stuhl fuhr durch ein paar Gänge, weitere Türen, bog hier und da ab. Ein menschlicher Arm kroch entgegen, zog sich mit den Fingern voran. Der Stuhl rollte einfach über den Arm hinweg, Esrin wurde dabei beinahe von seinem Platz geschleudert. Augen inmitten eines Netzes aus grauschwarzen Linien glotzten Esrin von der Wand an. Die Alten mussten ein seltsames Kunstverständnis haben. Eine letzte Biegung und der Stuhl stoppte endlich in einem Raum, vollgestopft mit Gerätschaften, die Esrin noch nie zuvor gesehen hatte. In der Mitte thronte so etwas wie ein Altar oder eine Liege. Hatten die Alten eigene Götter? Wollten sie ihn opfern?
    „Au!“
    Etwas stach in Esrins Arm. Kurz darauf wurde ihm schummrig, die Augen fielen ihm zu. Er kämpfte dagegen an, bäumte sich in seinem Stuhl auf. Doch seine Muskeln gehorchten ihm nicht mehr. Sein Bewusstsein schwand.
    ***
    Sie stemmten sich gemeinsam gegen die Tür, einer der Männer rannte sogar mit aller Wucht dagegen, brach sich dabei beinahe die Schulter. Die Tür blieb geschlossen.
    „Das hat keinen Zweck. Der Krüppel wird sich selbst helfen müssen“, sagte schließlich der Karawanenführer.
    „Ihr gebt die Euren sehr schnell auf“, monierte einer der Verdammten.
    „Der Krüppel gehört nicht zu meinen Männern. Macht Ihr mich für ihn verantwortlich? Ich werde nicht noch einmal Stunden mit Suchen vertrödeln. Weder ihn noch Houst habe ich geheißen, sich von der Gruppe zu entfernen, sie haben sich selbst in diese Lage gebracht“, entgegnete der Karawanenführer scharf.
    „Männer, wir bleiben ab jetzt dicht zusammen. Schaut nach Verwertbarem, ich möchte nicht mit leeren Händen zurück. Aber seid vorsichtig, die Alten halten mehr Überraschungen bereit, als uns lieb

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