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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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sein können“, kommandierte er dann.
    Die Anweisungen waren klar, für eine Weile streifte die Gruppe Männer gemeinsam durch die Halle. Doch es dauerte nicht allzu lange, bis sich der Erste von einer blinkenden Anzeige ablenken ließ und den Anschluss verlor. Anfangs ermahnte der Karawanenführer die Männer noch, wartete, aber auf Dauer konnte er dies nicht aufrecht erhalten. Und so stöberte bald wieder jeder mehr oder minder allein durch das Gebäude, bestaunte die seltsamen Maschinen der Alten oder ließ sich vom Singsang projizierter Menschen einlullen. Das Gebäude schien unendlich, Stockwerk folgte auf Stockwerk. Allein hier fänden wohl alle Menschen aus der Stadt Platz, inklusive der Besucher an einem Markttag. Wozu benötigten die Alten all die gigantischen Häuser, die sich hinter den Fenstern noch abzeichneten? Waren sie so viele gewesen? Der Karawanenführer blickte über die Balustrade nach unten. Ihm wurde beinahe schwindlig. Große Höhen mochte er nicht, während der Fahrt im Fahrstuhl an der Klippe hatte er die Augen geschlossen gehalten. Bei diesem Gedanken überkam ihn eine gewisse Melancholie, Heimweh. Er wandte sich ab und durchstöberte einige offene Räume. Eine Frau, die der an der Treppe im ersten Stock aufs Haar glich, begrüßte ihn mit einer knappen Verbeugung. Keine echten Menschen, ihre Haut war kalt, die Augen leer. Illusionen, ebenso, wie die bewegten Bilder an den Wänden oder die plötzlich aus dem Nichts auftauchenden Personen. Sie reagierten nur anscheinend auf das Gegenüber, zeigten Pläne, die niemand verstand oder boten Waren an, aus Luft, ebensolche Illusionen, wie sie selbst. Besser man kam ihnen nicht zu nahe, sonst erging es einem noch wie dem Krüppel. Wirkliche Gegenstände gab es nur selten, meist Geschirr, das hinter einer Theke stand. Sicher besser erhalten als die meisten Stücke selbst im Palast, doch heikel zu transportieren. Nichtsdestotrotz befand sich bereits eine kleine Sammlung im Rucksack. Eine Tür erregte die Aufmerksamkeit des Karawanenführers, einige dünne, graue Linien zogen sich von einem Spalt an der Wand entlang. Im Raum dahinter zeigte sich nur noch wenig von der beinahe sterilen Welt in der Halle. Ein zerbrochener Stuhl lag auf dem Boden, Staub wirbelte auf, machte die Luft stickig. Die grauen Linien liefen hier über sämtliche Wände, bildeten ein feines Netz, das auf dem Boden vor einer weiteren Tür besonders dicht erschien. Durch die zweigeteilte Tür lugte die metallene Spitze einer Axt, neben der Tür blinkte ein Schalter. Als der Karawanenführer den Schalter drückte, öffnete sich die Tür. Die Axt fiel zu Boden, bohrte sich dort schmatzend in einige menschliche Überreste. Das Netz aus Linien pulsierte für einen Moment. Im Gang dahinter spann sich das Netz noch viel dichter, einige der Fäden hingen sogar in der Luft. Die menschlichen Überreste an der Tür waren nicht die einzigen. So entdeckte der Karawanenführer ein ausgemergeltes Bein, die Andeutung eines Armes, die Pupille eines Auges zuckte und der Finger einer Hand krümmte sich leicht, als der Karawanenführer ihm den goldenen Ring abstreifte. Berührte er zufällig die grauen Fäden, hörte er Stimmen in seinem Kopf, Bilder blitzten auf. Er schreckte zurück, duckte sich dann unter den Fäden hindurch. In einem Raum am Ende des Ganges klaffte ein Loch in der Wand, ein Wirrwarr bunter Kabel  und einige Rohre zogen sich in einem Schacht dahinter entlang. Ein unscheinbares Kästchen klebte an einem der Rohre. Der Karawanenführer zog daran, drückte auf das Tastenfeld an der Oberseite. Ein heller, extrem lauter Ton erklang, schmerzte in den Ohren, bohrte sich unangenehm in den Kopf und verursachte Schwindel und Übelkeit. Das Netz aus dünnen Linien zappelte frenetisch. Schreie – mehr gedacht, als wirklich zu hören – bebten durch das Gebäude, die wirklichen Schreie seiner Männer aus der Halle stimmten ein. Mit einer Hand schlug der Karawanenführer nach dem Kästchen, mit der anderen hielt er sich den Bauch, während er sich übergab. Plötzlich hielt der Karawanenführer das Kästchen in seiner Hand, es hatte sich vom Rohr gelöst. Der Ton verstummte abrupt. Der Karawanenführer sank auf die Knie, vor seinen Augen drehte sich alles. Er atmete schwer, nur langsam ebbte die Übelkeit ab. Mühsam rappelte er sich vom Boden auf, betrachtete das Kästchen von allen Seiten. Wie konnte eine so kleine unscheinbare Schachtel eine derart große Wirkung entfalten? Damit konnte

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