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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Minuten später fuhren sie weiter, das Rad quietschte noch immer, Lichter an der Decke … Houst schlummerte ein.
    Als ihn jemand wachrüttelte, kam er schließlich wieder zu sich.
    „Na endlich“, sagte Esrin, „Ich dachte schon, Ihr würdet gar nicht mehr aufwachen. Ein lustiges Gesichtstuch haben Euch die Alten – oder besser ihre Maschinen – verpasst. Wo habt Ihr Euch eigentlich herumgetrieben? Sieht aus, als hätte Euch jemand ziemlich verprügelt. Na ja, das verheilt wieder, denke ich. Ihr entschuldigt meine Euphorie, aber die Unterhaltung mit Tessi gestaltete sich etwas einseitig. Und vielleicht schaffen wir es zu zweit aus diesem Zimmer heraus. Immerhin solltet Ihr Tessi ja verstehen“
    Houst musste sich erst einmal sammeln. Irgendwie hatte er den Faden verloren. Die Arme vor der Brust verschränkt stand Esrin neben ihm, erwartete wohl eine Antwort.
    „Ihr wart auch schon mal gesprächiger“, beschwerte sich Esrin, „Vielleicht sollte ich es doch noch einmal mit dem Blechkasten versuchen“
    „Wo sind wir hier?“, fragte Houst schließlich und blickte sich um.
    „In einem Zimmer, in einem Haus, in einer Stadt der Alten. Und wir sind Tessis Gefangene“, antwortete Esrin.
    „Tessi?“, fragte Houst.
    „Der Blechkasten dort, ich habe ihn Tessi getauft. Er oder besser sie wacht über uns, bringt uns dreimal am Tag einen undefinierbaren Brei ans Bett und verlangt, dass ich für sie tanze. Zumindest sehen die Übungen, die sie mir zeigt, verdammt nach tanzen aus. Mittlerweile bin ich ganz gut darin, zumindest auf einem Bein. Das zweite macht aber seit gestern erstaunliche Fortschritte. Dafür leide ich an Halluzinationen“, entgegnete Esrin.
    Housts Kopf hämmerte, Esrins Worte verklärten sich zu einem Rauschen. Er vermochte es nicht, ihnen zu folgen. Auch seine Sicht verschwamm. Als er die Augen schloss, döste er schließlich ein.
    ***
    Beinahe schon routiniert bewegte sich Mo durch Zemals Gedanken. Sie folgte jeder noch so kleinen Erinnerung von ihm, allem, das ihr irgendwie vertraut erschien. Dennoch benötigte sie eine gefühlte Ewigkeit, bis sie ihn endlich fand. Sie nahm ihn bei der Hand, zog ihn mit sich. Einige der umstehenden Alten bedrängten sie, schubsten, schimpften. Andere lockten. Mo konzentrierte sich ganz auf Zemal, schob die Alten und ihre Erinnerungen zur Seite, kämpfte gegen Zemals Widerstand. Zwar wurden die Momente, in denen die Alten Kontrolle über Zemal erlangten weniger, ganz verschwanden sie aber nicht. Mo hielt deshalb beinahe immer Kontakt zu ihm, wachte am Rand seiner Wahrnehmung, auch wenn er sich stets darüber beschwerte. Sie drückte ihm einen kräftigen Kuss auf die Lippen, etwas, das bisher beinahe immer half, ihn zurück in sein eigenes Bewusstsein zu bringen.
    Wenig später traten die Einöde und das kleine Lager der Karawane an die Stelle uralter Erinnerungen. Zemals Gesichtszüge entspannten sich, verloren diese wilde Verbissenheit. Zur Begrüßung küsste Mo ihn auch in der Wirklichkeit. Sie empfand das wohlige Gefühl dabei intensiver als bei den Ausflügen in Zemals Gedanken. Objektiv gesehen, bildete sie sich dies aber wohl nur ein. Gefühle entstanden im Kopf, ob man die Ereignisse dafür nur dachte oder tatsächlich tat, spielte zumindest für Mo kaum noch eine Rolle. Manchmal hatte sie schon Schwierigkeiten, ihre Gedanken von der Realität zu trennen. Dieser Georg und alle Alten sollen verflucht sein.
    „Wie lange war ich weg?“, fragte Zemal nachdenklich.
    „Nur ein paar Minuten“, beruhigte ihn Mo, „Es war ganz leicht, dich zu finden. Die Erinnerungen der Alten in deinem Kopf werden schwächer. Denke ich zumindest“
    „Mag sein, aber ich kann sie immer noch nicht kontrollieren. So sehr ich mich auch mühe, es gelingt mir nicht. Sie ergreifen Besitz von meinem Körper, drängen mich selbst in die hinterste Ecke meines Kopfes, sperren mich ein. Und hinterher erinnere ich mich nicht einmal daran“, sagte Zemal.
    Dabei drehte er die kleine metallene Kugel aus Nadamal versonnen in seiner Hand. In regelmäßigen Abständen verlangte Mo, er solle sie wegwerfen, erntete dafür zumeist nur ein spöttisches Lächeln. Es sei doch nur eine Kugel, pflegte er zu sagen. Mo sah dies anders. Es war eine Maschine der Alten und weder sie noch Zemal wusste, was sie beinhaltete, was sie bewirken konnte. Heute verkniff sie sich eine Bemerkung darüber.
    „Es sind keine schönen Erinnerungen. Schmerz, Leid und unendlicher Hass ist alles, was sie beinhalten.

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