Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
Kopf kommen, weiß ich nicht. Vielleicht hat sie mir dieser Georg eingepflanzt. Manchmal weiß ich nicht einmal mehr, was ich tue. An den Weg durch Nadamal erinnere ich mich zum Beispiel nicht mehr“
„Aber du hast uns den ganzen Weg geführt“, sagte Beo.
„Scheiße, hat dieser Georg das mit jedem von uns gemacht?“, fragte Tikku.
„Ich merke keine Veränderung“, beruhigte ihn Preido.
„Ich wollte, ich könnte das auch von mir behaupten“, sagte Mo, „Nichts ist wie früher. Ich habe Ilbi nie so recht geglaubt, als sie sagte, sie sähe Dinge, die gar nicht da sind, behauptete, sie könne unsere Gedanken lesen. Aber sie hatte recht. Ständig drängen sich mir Bilder, Ereignisse, fremde Menschen in den Kopf, zeigen mir etwas, sprechen mit mir, fast wie Lektionen, nur dass ich sie selten verstehe. Am schlimmsten ist es aber in Zemals Nähe, wenn ich seine Gedanken sehe. Nein, sehen trifft es nicht genau, ich erlebe seine Gedanken. Das ist, als würde jemand das Leid tausender Menschen auf dir abladen. Wie hältst du das nur aus? Und es lässt sich nicht einfach abschalten, hört nicht auf, wenn man die Augen öffnet, die Wirklichkeit betrachtet. Im Gegenteil, wenn ich mich umdrehe und auf Nadamal blicke, vermischt sich die Ansicht mit alten Erinnerungen. Die Ruinen wandeln sich zu intakten Häusern. Menschen und seltsame Maschinen wuseln zwischen ihnen umher. Es ist laut, hektisch. In meinen Augen eine verstörende, jedoch intakte Welt. In Zemals Gedanken stürzt sie in mörderisches Chaos“
„Es ist dieser Ort, Nadamal. Wir müssen einfach nur weg von hier … Aber ich trage auch eine Verantwortung, die Menschen müssen erfahren, was geschehen ist“, sagte Zemal.
Dabei blickte er starr in die Ferne. Mo war sich nicht einmal sicher, ob er mit ihnen oder nur mit sich selbst sprach.
***
Sie lag in ihrem Zelt, hatte die Augen geschlossen, Schlaf fand sie nicht. Jemand flüsterte in ihrem Hinterkopf, Mo wehrte sich dagegen. Doch die Stimme war hartnäckig, hörte nicht auf. Es half wenig, sich die Ohren zuzuhalten, das Flüstern wurde dadurch eher noch lauter. Die Stimme rief ihren Namen. Woher kannte sie den? Mo ignorierte sie tapfer. Doch es strengte an, verursachte Kopfschmerzen.
„Mo? Mo, hörst du mich? Ich bin es, Ilbi“
Ilbi war mit Skio in Nadamal geblieben, ein gutes Dutzend Kilometer entfernt. Die Stimme log, entschied Mo.
„Was willst du? Lass mich schlafen“, antwortete sie dennoch mürrisch.
„Zemal ist krank, er wird sterben. Und mit ihm vielleicht diese ganze Welt. Jene, die er mit sich trägt, wollen alles zerstören. Ihr müsst umkehren, nach Nadamal zurückkommen. Georg kann Zemal helfen“, sagte Ilbi eindringlich.
„Zurück nach Nadamal, das ist nicht dein Ernst. Was dein Georg bisher mit meinem Kopf angestellt hat, reicht mir. Wenn Zemal krank ist, dann doch durch ihn!“, entrüstete sich Mo.
„Hör zu Mo, Georg hat mir Bilder gezeigt, schlimme Bilder. Menschen, die alles um sich herum zerstören, die andere Menschen einfach töten. Du hast doch Zemals Gedanken gesehen, diesen Irrsinn in seinem Kopf. Er wird sich selbst verlieren, so werden wie die Alten von einst. Es ist nur eine Frage der Zeit“, warnte Ilbi.
„Dieser Georg ist doch selbst einer der Alten, wie kannst du ihm glauben. Wieso ist er nicht längst tot? Wir werden niemals nach Nadamal zurückkehren!“, widersprach Mo.
„Dann hilf wenigstens Zemal. Er darf nicht zu einem der Alten werden, muss Zemal bleiben. Das Geschenk, das Georg uns beiden gemacht hat, hilft dir dabei. Du musst seine Gedanken kontrollieren, ihn vor den Erinnerungen der Alten in seinem Kopf schützen“, bettelte Ilbi.
„Ich passe auf Zemal auf“, entgegnete Mo.
„Versprichst du es?“, forderte Ilbi.
„Wenn du mich dann endlich schlafen lässt“, erwiderte Mo.
„Gut, ich melde mich später wieder“, verabschiedete sich Ilbi.
***
Es ging endlich nach Hause, der Karawanenführer sah seinen Männern die Freude an. Auch sein Herz sehnte sich zurück in die Stadt, zurück zu seiner Frau und den drei Kindern. Die Zelte waren zusammengepackt, die Kamele beladen. Zwar hatte es ihn einiges gekostet, diese alten Schachteln vom Rat der Ältesten zu besänftigen, dennoch, mit leeren Händen kehrte er nicht heim. Neben einigen Artefakten aus der Stadt der Alten, hatte er es geschafft, auch den Verdammten die eine oder andere Probe ihres handwerklichen Könnens abzuschwatzen. Ein letztes Mal machte der Karawanenführer seine
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