Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
einige ihrer Geheimnisse entreißen. Es sind wertvolle Stücke, die jede Beseelte schmücken dürften. So konnte ich ein ganzes Set wunderschönen Geschirrs retten, aus diesem glatten Material, von dem man hier in der Stadt lediglich noch Bruchstücke findet. Sehr repräsentativ, wenn man Gäste erwartet“
Während Petel bei der Erwähnung von Esrins Namen für eine Weile mit offenem Mund dasaß, ließ sich Kex nichts anmerken. Innerlich wühlte ihn die Nachricht allerdings ziemlich auf. Seine Gefühle schwankten dabei zwischen Genugtuung und Mitleid. Nur mit Mühe verkniff er sich die Frage nach den Details von Esrins Ableben. Es hätte den Händler nur misstrauisch gemacht.
„Sicher würde eine derartige Rarität unserer Auftraggeberin gefallen“, sagte er stattdessen, „Die Erzählung hat mich neugierig gemacht. Könnte ich die Artefakte, die unter so widrigen Bedingungen bis hierher in die Stadt gelangten, einmal sehen?“
„Aber natürlich. Kommt nur mit, meine jungen Freunde“, sagte der Händler, während er sich erhob.
Sie gingen in eine Art Lagerraum. An allen Wänden und sogar mitten im Raum standen Regale. Sie waren derart vollgestopft mit Waren, dass sie jeden Moment zusammenzubrechen drohten. Offensichtlich war der Händler noch erfolgreicher darin, Dinge zu sammeln als sie wieder zu verkaufen. Er führte sie zu einem Tisch, dessen Tischplatte sich unter der Last der darauf aufgestapelten Waren durchbog. Mit einigen geschickten Handgriffen schaffte der Händler dennoch eine freie Fläche auf dem Tisch und drapierte wenig später jenes besagte Geschirrset dort hin. Auch wenn er sich nicht wirklich dafür interessierte, inspizierte Kex es eingehend. Irritiert beobachtete Petel ihn dabei. Bisher hatte es Kex nie so gesehen, doch in diesem Augenblick wurde im klar, dass es ein Privileg gewesen war, dass er Esrin bei einigen seiner Geschäfte begleiten durfte. Ein geschickter Kunde zeigt sein Interesse am eigentlichen Objekt seiner Begierde nicht. Und für eine Dame, noch dazu eine Beseelte, erschien das – zugegeben dekorative – Geschirrset tatsächlich geeigneter als irgendwelche Geräte der Alten. Die galten eher als Spielzeug für Männer. Kex beschloss, mit dem Geschirrset seine Suche nach einem Köder für Kirai zu maskieren, den Händler freigiebig zu stimmen und erst später ein persönliches – und damit in den Augen des Händlers konformes – Interesse an den technischen Artefakten zu zeigen. So wie er es von Esrin gelernt hatte, mäkelte er an dem Set herum, ließ sich erst einmal noch unzählige andere Waren zeigen. Einige seltsame, manchmal sogar lächerlich anmutende Kleidungsstücke führte dabei sogar eine der Töchter des Händlers vor. Letztlich kehrte Kex jedoch zu dem Geschirrset zurück und erwarb es für elf Goldlinge. Ein stolzer Preis und mehr als die Hälfte von dem, was ihm Nomo gegeben hatte. Immerhin legte der Händler noch eines der Kleider gratis dazu. Kex bedankte sich für die Großzügigkeit und nahm dann wie zufällig das erste technische Gerät in die Hand, das er in den Auslagen finden konnte. Es war eine Uhr, früher hatte er dutzende davon für Chak gesammelt. Kex drückte ein paar der Knöpfe, die Anzeige funktionierte nicht mehr.
„Was ist das? Es scheint kaputt zu sein“, fragte er mit gespielter Neugier.
„Ein Gerät der Alten, vollständig erhalten, wie du siehst, mein junger Freund. Es ist also eine hochwertige Arbeit. Welchem Zweck es dient – oder zu Zeiten der Alten diente – kann ich allerdings nicht sagen. Ich bin nur ein Händler, kein Experte. Aber mit den richtigen Handgriffen ließe es sich sicher wieder zu neuem Leben erwecken“, pries der Händler die Uhr.
„Hast du auch ein funktionierendes Gerät. Vielleicht eines aus dieser Stadt der Alten? Erst kürzlich habe ich eines gesehen, welches das Licht der Sonne einfing und damit in der Nacht leuchtete“, fragte Kex, stellte die Uhr zurück und suchte eifrig nach etwas neuem, „Ich habe in letzter Zeit eine Leidenschaft für die Geräte der Alten entwickelt und wenn ich schon einmal hier bin …“
„Ja, das kenne ich. Die Maschinen der Alten faszinieren bisweilen, besonders wenn sie nach all den Jahren noch immer funktionieren. Natürlich habe ich auch Geräte von meiner Expedition mitgebracht. Kommt mit, ich zeige sie euch“, antwortete der Händler und ging zu einem der Regale, „Ich wollte sie eigentlich erst noch ein wenig sortieren, bevor ich sie zum Verkauf anbiete. Doch
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