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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Nomo.
    „Sollten es wirklich Verdammte sein, so ist ihnen eine Rückkehr in die Stadt verwehrt. So steht es zumindest in den alten Gesetzestexten. Sie dürften also gar nicht hier sein. Wir müssen vorsichtig sein“, gab Hem zu bedenken.
    „Wie wir alle gesehen haben, kennen nicht einmal mehr meine Wesire diese Gesetze“, beruhigte der König.
    „Das ändert nichts daran, dass sie noch gelten“, beharrte Hem, „Außerdem gibt es Wichtigeres als ein paar Verdammte“
    „Mir machen sie Angst. Einer dieser Verdammten spricht in der Sprache der Alten, ist dabei irgendwie abwesend und erinnert sich danach nicht mehr daran. Dann gibt es noch eine Frau mit glühenden Augen. Der Rest scheint normal zu sein, sie schämten sich sogar für die beiden. Erklären wollten aber weder sie noch der Mann und die Frau dieses seltsame Verhalten“, sagte Nomo.
    „Das klingt nach einer interessanten Begegnung“, sagte der König.
    „Sie sollten sich natürlich nicht gleich als Verdammte zu erkennen geben, sondern als Reisende von jenseits der Einöde“, fügte er dann als Reaktion auf Hems gehobene Augenbraue noch an.
    „Ich werde sie in den Palast bringen“, sagte Nomo.
    Hem schüttelte nur leicht mit dem Kopf.
    ***
    Die Hinweise verdichteten sich. Sollte die Rückkehr der Alten tatsächlich bevorstehen? Ganz so wie es einige der älteren Priester behaupteten? Die Neuigkeiten, die Jarol aus der Stadt mitbrachte ließen diesen Schluss zu. Und mit seinem Wissen könnte er selbst eine tragende Rolle dabei spielen. Für einen Moment blieb er stehen und stellte sich vor, wie die Menschen noch in Jahrhunderten seinen Namen in Ehren hielten. Ein junger Priester, der die Zeichen der Zeit richtig deutete und die richtigen Entscheidungen traf. Er schüttelte kurz den Kopf, lächelte versonnen und ging dann weiter. Wen sollte er von diesen Neuigkeiten unterrichten? Den ersten Priester? Das lag nahe, schließlich stand er dem Tempel und damit natürlich auch Jarol vor. Doch er würde den Erfolg für sich verbuchen, Jarol nicht einmal erwähnen, wenn er in einer überschwänglichen Zeremonie die Alten herbeirief. Zurückhaltung, Bescheidenheit, das lehrte sie der erste Priester in seinen Lektionen. Man konnte allerdings nicht behaupten, dass er mit gutem Beispiel voranging. Wer unter den Beseelten Gehör finden will, muss laut sein, behauptete er dann immer. Da er die Interessen des Tempels vertrat, nahm er sich einfach das Recht, die Regeln nach seinem Gutdünken zu beugen. Natürlich riskierte Jarol einige Restriktionen, wenn er den ersten Priester einfach überging – im schlimmsten Fall sogar den Rauswurf aus dem Tempel –, doch mit ein wenig Geschick ließen sich die Auswirkungen vielleicht vermeiden. Wenn er jemanden anderes fände, jemanden, der das Ereignis mit der nötigen Verschwiegenheit vorantrieb, verborgen vor den Ohren und Augen des ersten Priesters, bis es zu spät war. Seine eigene Rolle könnte er als die eines Spions im Dienste des Tempels darstellen. Die Idee erschien ihm stimmig, machbar. Doch wer war geeignet für die Aufgabe? Er könnte die Prinzessin ins Vertrauen ziehen, sie zeigte aufrichtiges Interesse an den Alten. Kleinere Aufgaben, die sie ihm regelmäßig auftrug, zeugten bereits von einer gewissen Vertrauensbasis. Nach kurzem Nachdenken verwarf Jarol diese Option jedoch. Die Alten zu rufen, erschien ihm eine zu große Sache, die Prinzessin zu unerfahren. Ohne die Hilfe anderer mächtiger Beseelter würde sie es nicht schaffen und Jarol wusste nicht, ob Nomo auf derartige Hilfe zurückgreifen konnte. Zu schade. Aber Halt, natürlich konnte sie! Kirai, er war mächtig genug, klug genug und besaß den nötigen Tatendrang. Und die Prinzessin selbst hatte Jarol gegenüber Kirais Interesse an den Alten und ihren Artefakten mehrfach betont. Kirai galt als ein geübter Spieler am Hof, durfte sich berechtigte Hoffnung auf den Posten des Großwesirs machen. Sein Einfluss – so zumindest munkelten viele im Tempel – nahm beinahe täglich zu. Die Gelegenheit, ein Ereignis von derartiger Tragweite herbeizuführen, konnte Kirai einfach nicht verstreichen lassen. Wenn sich Kirai mit der notwendigen Diskretion der Sache annahm, Jarol für ihn die richtigen Informationen sammelte, die nötigen Kontakte in die Stadt herstellte, würde es funktionieren. Er würde Jarols Vorschlag nicht ablehnen. Und jene, die loyal zu ihm standen, hielt Kirai in Ehren. Jarol würde also seinen verdienten Platz in der Geschichte finden.

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