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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Kopf.
    Stimmen vor der Tür kündigten Besuch an. Eine der Stimmen gehörte zu Kex, die andere, eine Frauenstimme, kannte Zemal noch nicht. Auch Mo hörte sie bereits und erhob sich von ihrem Lager. Die restlichen Verdammten blickten fragend zu ihr hinüber.
    „Kex kommt in Begleitung einer Frau“, erklärte Mo.
    „Ich hoffe, er bringt uns endlich wie versprochen zu diesen Beseelten“, meldete sich Beo zu Wort, „Dieses untätige Warten hat mich bereits in Nadamal gestört. Hier unter all diesen Menschen, die ihrem Tagwerk nachgehen, ist es noch schlimmer“
    „Wenigstens bereiten wir unser Essen selbst zu“, sagte Mo.
    „Mit Zutaten, die uns dieser Kex bringen lässt“, monierte Beo.
    Offensichtlich befand sie sich in keiner sonderlich guten Stimmung. Sie war einer der Ältesten, gewohnt Entscheidungen zu treffen. Derzeit durfte sie nicht viel entscheiden, ihr Schicksal lag mehr oder minder in den Händen anderer. Das – so mutmaßte Zemal – war der wahre Grund für Beos schlechte Laune. Wie immer zeigte sich Kex ein wenig überrascht, dass ihn die Verdammten zu erwarten schienen. Noch vor ihm trat eine junge Frau ins Zimmer. Ihr Blick verriet Neugier und Furcht zugleich.
    „Kex sagte, ihr wollt mit den Beseelten sprechen“, fragte sie anstatt einer Begrüßung.
    Waren denn alle Menschen in dieser Stadt derart unhöflich? Zemal trat vor sie, zeigte seine offenen Handflächen und verbeugte sich, so wie es unter den Verdammten Brauch war. Die Frau wich ein wenig zurück, beobachtete ihn misstrauisch. Letztlich erschloss sie sich wohl aber den Sinn seiner Geste, neigte ihrerseits ein wenig den Kopf und ging leicht in die Knie.
    „Entschuldigung, wie unhöflich von mir. Die Alten mögen diesen Abend segnen. Mein Name ist Nomo. Ihr müsst Zemal sein. Kex berichtete mir auf dem Weg bereits von Euch“, stellte sich die Frau sich vor.
    „Ja, mein Name ist Zemal. Wegen unseres Anliegens solltet Ihr aber mit Beo sprechen, sie ist eine vom Rat der Ältesten“, antwortete Zemal.
    „Nun, ich war ein Mitglied im Rat der Ältesten“, ergriff Beo das Wort, „Könnt Ihr uns zu den Beseelten bringen?“
    „Ich selbst bin eine der Beseelten“, antwortete Nomo.
    „Steht Ihr der Stadt vor?“, fragte Beo ungläubig und – ob der unspektakulären Abordnung – wohl auch enttäuscht, „Gibt es denn keinen Rat der Ältesten?“
    „Nein, einen solchen Rat haben wir nicht. Das Königreich wird von meinem Vater, dem König und seinen Wesiren regiert. Einige der Wesire sind schon sehr alt aber nicht alle. Ich möchte euch keine falschen Hoffnungen machen, das Leben einfacher Leute ist für meinen Vater wie auch für die Wesire von untergeordnetem Interesse. Aber Kex sagte mir, ihr seid Verdammte aus der Einöde. Lebt ihr in den Städten der Alten, von denen die Legenden berichten?“, antwortete Nomo.
    Leben in den Städten der Alten, allein der Gedanke daran trieb Zemal einen Schauer über sein Genick. Die wenigen Wochen in Nadamal reichten für mehr als ein Leben. Und doch, zur Zeit der Alten mochte eine solche Stadt durchaus ihren Reiz gehabt haben.
    Einige Kinder spielten um den Springbrunnen vor dem Institut, der laue Wind trieb einen feinen Schleier aus Wasser herüber. Im Straßencafe gegenüber waren beinahe alle Plätze besetzt, die Menschen genossen den ersten warmen Frühlingstag. Auch einige der Wissenschaftler aus dem Institut saßen dort, diskutierten miteinander, lachten. Machten sie sich über all jene lustig, die wegen ihren Erfindungen starben? Einst war er einer von ihnen gewesen, genauso sorglos und arrogant. Eine menschliche Attitüde sollte man meinen, doch konnte man diese Leute – vollgestopft mit ihren eigenen Nanosonden – überhaupt noch Menschen nennen oder waren es bereits Roboter? Er entschied sich für das Letztere, es erleichterte ihm seine Mission. 
    „Latte Macchiato, wie immer?“, fragte die Bedienung, noch bevor er einen der Tische erreichte.
    Dass sie sich nach einem Jahr noch an ihn und sein Lieblingsgetränk erinnerte. Er gehörte nicht mehr zu denen, er war wieder Mensch! Dennoch lächelte er und nickte kurz. Er wartete noch, bis die Bedienung im Inneren des Cafés verschwunden war, dann drückte er auf den kleinen Knopf in seiner Hosentasche. Kurzer heftiger Schmerz zerriss seine Körpermitte, Donner dröhnte in seinen Ohren.
    Sein Blickwinkel änderte sich plötzlich. Er saß an einem der Tische, dachte an die bevorstehende Hochzeit. Ein versonnenes Lächeln huschte

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