Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
möchte wissen, was an den Gerüchten dran ist, dass du deinem Bruder in die Einöde nachreisen möchtest. Und ich werde nicht gehen, bevor ich darauf eine Antwort habe“, antwortete sie, „Wer sind die da?“
Unverhohlen musterte sie dabei die anwesenden Gäste. Als sie den König erreicht hatte, stellte sie sich demonstrativ neben ihn.
„Abgesandte von … sehr weit her“, sagte der König.
„Mein Name ist Beo. Das sind Zemal, Mo und Ker“, stellte sich Beo freundlich vor, „Wir sind Verdammte aus der Einöde“
Der König verzog missbilligend das Gesicht, auch Nomo atmete deutlich hörbar aus. Beo blickte irritiert von den beiden zur Königin und zurück. Isi musterte die Verdammten noch intensiver. Besonders an Mos schimmernden Augen blieb ihr Blick länger haften.
„Verdammte? Ihr meint die Verdammten aus den Schauermärchen für kleine Kinder? Für Gespenster der Einöde sehen sie ziemlich gut genährt aus. Hast du sie kommen lassen, um nach Houst zu suchen?“, sagte sie dann.
Zemals Lippen verengten sich zu einem schmalen Strich, er ballte die Fäuste. Mussten sie sich tatsächlich als Gespenster beschimpfen lassen. Es bestärkte ihn in seiner Entscheidung, in die Einöde zurückzukehren, wenn es sein musste allein.
„Wir sind keine Gespenster!“, platzte es aus Ker heraus.
Nomo schüttelte leicht den Kopf und legte den Zeigefinger an den Mund.
„Ich muss mich für meine Gattin entschuldigen, ihr Taktgefühl lässt bisweilen zu wünschen übrig. Sie instrumentalisiert euch lediglich für Angriffe gegen mich“, entschuldigte sich der König, „Was meine Pläne bezüglich meines Bruders angeht … Mag sein, dass ich nach ihm suchen werde, mag sein, dass ich es nicht tue. Gerüchte sind erst einmal nur Gerüchte, meine Liebe. Sollte ich mich zu einem derartigen Schritt entschließen, erfährst du es frühestens bei meiner Abreise. Schließlich könntest du sonst – nur um mich zu quälen – auf die Idee kommen, mich zu begleiten“
„Mama, Mama, der da hat mich geschlagen“, quäkte plötzlich einer der Jungen, klammerte sich an Isis Bein fest und zeigte auf Ker.
„Ist gut, mein Schatz, beruhige dich“, sagte Isi und strich ihm über den Kopf.
„Lass ihn in die Grube werfen“, verlangte der Junge.
„He du da, Wache“, befahl der König, „Bring meine Söhne nach draußen!“
Die Wache schrak auf, machte große Augen und zögerte.
„Was ist?“, wollte der König wissen.
„Nichts, mein König. Jawohl, mein König“, antwortete die Wache und schritt zögerlich auf die beiden Kinder zu.
„Meine kleinen Lieblinge, kommt, geht mit dem Mann spielen“, sagte Isi.
Die Wache lieferte seine Lanze bei einem Kollegen ab, der ihn dabei mitleidig ansah, nahm dann die beiden Jungen bei der Hand und zerrte sie aus dem Saal. Im Vorbeigehen steckten diese Ker die Zunge heraus.
„Junge Dame, Mo nicht wahr, wie macht Ihr das eigentlich mit Euren Augen? Ist dieses Leuchten eine Laune der Natur oder der brennenden Sonne in der Einöde geschuldet?“, wandte sich Isi plötzlich an Mo.
„Ein Andenken an Nadamal und die Alten“, antwortete Mo kurz.
„Nadamal? Die Alten? Das klingt nach einer spannenden Geschichte. Oh, ich muss mich bei Euch für meine Bemerkung von vorhin entschuldigen. Ich war tatsächlich ein wenig aufgebracht. Wenn Ihr mir dies nachsehen könnt, würde ich gern mehr von Euch erfahren, Mo. Kommt mich doch besuchen, sobald diese offizielle Audienz beendet ist. Auf gemütlichen Kissen und bei einem Glas Wein lässt es sich viel angenehmer plaudern als in diesem Saal“, säuselte Isi.
Dann wandte sie sich an den König.
„Hast du denn schon Räume für unsere Gäste vorbereiten lassen? Du willst sie doch nicht zurück in die staubige Stadt schicken? … Nein? Das dachte ich mir bereits. Ich werde es veranlassen“
Mit diesen Worten und einem kurzen Kopfnicken in Richtung der Verdammten entschwebte Isi wieder aus dem Saal. Nomo sah ihr noch eine Weile nach, der König schürzte die Lippen.
***
Jarol saß ihnen gegenüber, spielte nervös mit seinem Schal. Bisweilen überspielte er mit einem Lächeln seine Unsicherheit, was ihm allerdings nicht gänzlich gelang. Hinter ihm thronten mit verschränkten Armen und finsterer Miene zwei der bulligsten Männer aus der Bande. Sie sorgten dafür, dass sich die Atmosphäre nicht allzu sehr entspannte. Natürlich hatte Jarol Angst, doch Kex dachte nicht daran, sie ihm zu nehmen. Zumindest einen kleinen Teil der Rechnung
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