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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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rasch!
    Im Namen von Bohr und Astrid
    schreibt Euch, dem Kaiserreich Jamur sowie dem Rat
    Euer Diener
    Lutto Fendor, Bürgermeister von Villiren auf der Insel Y’iren.
    Brynd überflog das Pergament zweimal und bemerkte, dass es neben dem Stern des Kaiserreichs unauffällig in den Ecken auch das Symbol Jorsalirs trug, die beiden Monde nämlich. Also war es ein amtliches, mit Priestersegen verfasstes Dokument, doch Brynd ignorierte solche Absegnungen gern. Er ächzte. Also macht der Dicke Lutto tatsächlich mal seine Arbeit. Er gab Urtica das Schreiben zurück. »Das sind wirklich schlechte Neuigkeiten. Und wen genau soll ich in den Norden mitnehmen?«
    »Mindestens einige Dragonertruppen und zudem jemanden vom Orden der Dawnir. Und Eure restlichen Nachtgardisten natürlich. Ich glaube allerdings nicht, dass wir im Moment weitere Männer entbehren können, da wir uns gegen Varltung angemessen verteidigen müssen. Bedenkt, dass diese Leute vor sechshundert Jahren ihre Freiheit errungen und die Truppen des Kaiserreichs schon einmal besiegt haben. Dort leben genug Menschen, um einige Hunderttausend Kämpfer auszuheben, sofern es gelingt, die Stämme zu vereinen. Ich würde sie gern zur … Unterwerfung bewegen, ehe die Winterstarre zu heftig wird. Deshalb lege ich diese Sache in Eure fähigen Hände.« Urtica schwieg ein Weilchen und betrachtete die vor ihm ausgebreiteten Landkarten.
    »Meint Ihr nicht, dass diese Angelegenheit wichtiger ist als der Feldzug gegen Varltung?«
    »Ihr kennt Lutto doch. Er ist mitunter … ungenau in dem, was er sagt. Und er ist fett, faul, eine Spielernatur und ein Krimineller.«
    »Aber er hat in einer großen Stadt das Sagen und ist in Panik«, widersprach Brynd.
    »Das Sagen hat er, weil er die Wahlergebnisse fälscht. Aber wie dem auch sei – ich denke, unserem gegenwärtigen Informationsstand zufolge liegt die größte Herausforderung im Osten. Solltet Ihr mehr Männer brauchen, könnt Ihr Verstärkung anfordern. Ach, übrigens – Euer Dawnir-Freund hat gemault, er wolle Euch unbedingt begleiten.«
    »Jurro?«, fragte Brynd verblüfft. »Warum will der denn mitkommen?«
    »Vielleicht hilft das seinem lausigen Gedächtnis auf die Sprünge, und wir erfahren endlich mal etwas Verwendbares von ihm. Wozu ist ein Überlebender aus der Vorzeit sonst gut, wenn er sich auf nichts besinnen kann? Ich will nicht, dass er weiter vor sich hin vegetiert, generationenlang ein Buch nach dem anderen liest und mit seinem Elend vorliebnimmt. Nehmt ihn mit und lasst ihn etwas von der Welt sehen, ehe die Eiszeit ausbricht.«
    Brynd überlegte, wie er einen von den Alten auf eine Erkundungsmission mitnehmen sollte. Zweifellos würden ihn überall Dörfler umlagern und eine Art Orakel in ihm sehen, einen Retter vor der Eiszeit. Genau aus diesem Grund hatte Jurro ja so lange im Verborgenen gelebt.
    »Was ist mit dem Feuerkorn?«, fragte er. »Sind die verbliebenen Vorräte erfasst worden? Und das Erdöl?«
    »Natürlich«, erwiderte Urtica. »Außerdem gibt es noch viel Wald auf Jokull und den anderen Inseln. Damit können die Soldaten sich warm halten. Und die anderen Städte auch. Es war einfach verrückt von Kaiser Johynn, Euch überhaupt nach Feuerkorn auszuschicken. Sollen wir nun Einzelheiten der Krisen erörtern, mit denen es das Kaiserreich zu tun hat? Unsere schlauen Köpfe dürften einige treffliche Analysen zuwege bringen, meint Ihr nicht?«
    »Doch.« Die Zeiten waren wirklich heikel. Er hätte es vorgezogen, die Angriffe auf Varltung zu leiten oder der Kaiserin hilfreich zur Seite zu stehen, doch die Bedrohung in einem Randgebiet des Reichs schien akut zu sein. Was mochte sie bloß verursacht haben?
    »Warum dieser Aufwand, um Varltung ausgerechnet jetzt zu unterwerfen? Die Winterstarre kann über dreißig Jahre dauern, und wir wissen aus Erfahrung, dass sich danach ein Großteil des Kaiserreichs von Grund auf geändert haben wird. Vielleicht gibt es nicht einmal mehr ein Reich, wenn der Winterschlaf vorbei ist!«
    Als Urtica ihm in die Augen blickte, änderten die flackernden Schatten ihre Umrisse an den Wänden. »Kommandeur Lathraea, anscheinend versteht Ihr den Daseinszweck des Kaiserreichs Jamur nicht ganz?«
    »Ich weiß nicht recht, was Ihr meint.«
    »Das hatte ich auch nicht angenommen. Was tut ein Reich? Wir dehnen uns aus und gewinnen Gebiete hinzu. Wir übernehmen dort die Herrschaft. Wir wachsen. Wir machen Fortschritte. Wir nehmen die Welt für unsere Landsleute in Besitz und

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