Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
salutierte.
    »Sind sie da?«
    »Jawohl, Kommandeur. Unten.«
    Es handelte sich um ein Militärgefängnis, und die zwei Besucher betraten einen ungefähr fünfzig Schritt langen, von vier Laternen erhellten Raum. Auf der einen Seite befanden sich lauter Metallkäfige, hinter denen die Gestalten warteten, die Brynd herzubringen befohlen hatte.
    »Das sind sie«, sagte er zu Papus. »Draugr.«
    »Draugr sind reine Legende«, erwiderte sie und trat näher heran.
    Im schwachen Licht waren die Gefangenen schlecht zu erkennen, zumal alle sich an die rückwärtige Wand drängten.
    »Wir haben sie hier auf Jokull entdeckt, wo sie ziellos herumstrichen. Eine andere Gruppe allerdings hat vor Kurzem meine Einheit angegriffen. Und eins dieser Wesen habe ich in Dalúk bemerkt, obwohl mir damals noch nicht klar war, worum es sich handelte.« Er trat neben Papus und umfasste mit der Rechten einen Gitterstab. Auf dem Boden war eine schwarze Flüssigkeit zu sehen, die vermutlich aus einer Wunde gesickert war. »Einer meiner Männer hat sie als Draugr bezeichnet, und er ist Experte in diesen Dingen. Jedenfalls scheinen die Geschöpfe, die uns damals angegriffen haben, schon tot gewesen zu sein. Dieser Haufen dagegen wirkt recht harmlos.«
    Papus reagierte nicht, sondern musterte die Gruppe nur eine Zeit lang und sagte dann: »Schafft einen näher heran! Ich kann kaum glauben, dass diese legendären Gestalten auf Jokull überlebt haben.«
    Brynd gab den entsprechenden Befehl. Drei Frauen in Uniform schlossen die Tür auf und geleiteten eins der Wesen vorsichtig nach draußen. Es stand reglos da, während Papus es genau untersuchte und sich mühte, Antworten herzuleiten. Brynd folgte ihrem Blick, während sie die Laterne nach oben und unten und zur Seite bewegte und verschiedene Teile des nackten Körpers flüchtig beleuchtete. Dieses Geschöpf, das inzwischen ungewöhnlich bleich war, dürfte einst eine Frau gewesen sein; die Haut spannte über den Knochen, und die Rippen traten hervor, als wäre es verhungert. Doch trotz gewisser Zeichen von Verwesung lebte es noch .
    »Könnt Ihr mir etwas dazu sagen?«, fragte Brynd.
    »Nun, dieses Geschöpf wirkt zweifellos tot.« Papus hängte die Lampe an die Wand zurück. »Mausetot«, wiederholte sie.
    Die drei Soldatinnen brachten den Draugr wieder in die Zelle und zogen sich nach oben zurück, wo sie von dem Gespräch zwischen Brynd und Papus nichts mehr mitbekamen.
    »Ich glaube nicht, dass es sich tatsächlich um einen Draugr handelt«, fuhr Papus fort, »jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne.«
    »Nein?« Brynd verschränkte erwartungsvoll die Arme.
    »Nein, ich denke, diese Wesen wurden auf andere Weise wieder zum Leben erweckt.«
    »Aber wie? Und von wem?« Brynd bemerkte, dass sich in Papus’ Gesicht Verwirrung breitmachte. Da ging ihm auf, dass sie nicht die geringste Idee hatte. Für jemanden mit so umfassendem Wissen war das beunruhigend.
    »Ich weiß nicht, wie das zustande gekommen ist, aber ich habe so meine Vermutungen, wer dahintersteckt.«
    »Nämlich?«
    »Dartun Súr vom Orden der Tagundnachtgleiche.«
    Das erstaunte Brynd, da dieser Kultist Villjamur sehr nahe stand. »Normalerweise ist er doch unauffällig, oder?«
    »Stimmt, aber das sieht sehr nach seinem Werk aus. Ich habe sagen hören, er könne Leben konservieren; diese Art Wissen ist allerdings nicht verbreitet, nicht einmal unter uns Kultisten.«
    Überhebliche Kuh – du bist auch nur ein Mensch wie wir alle. »Ihr verkehrt in ganz anderen Kreisen als unsereiner, Papus«, erwiderte Brynd, »klärt mich also bitte auf!«
    Papus ging über seinen Sarkasmus hinweg. Vermutlich beunruhigte es sie zu sehr, bei diesem Thema so unwissend zu sein wie er. »Nun, es ist nicht richtig, diese Geschöpfe dazu zu missbrauchen, andere … zu töten.«
    »Und wenn die Mistkerle erst damit begonnen haben, sind sie schwer aufzuhalten«, murmelte Brynd. »Wir mussten die Geschöpfe, die uns angegriffen haben, in Stücke hauen und verbrennen, um sicher zu sein, dass sie uns nicht erneut angreifen. Falls wirklich Euer Freund Dartun dahintersteckt, dann züchtet er sie, damit sie andere umbringen.«
    »Denkt Ihr, wir seien alle miteinander befreundet?«, fragte Papus. »Ihr solltet es besser wissen, Kommandeur. Wie dem auch sei – ich vermute, er hat etwas Ernstes vor.«
    »Etwas, von dem ich wissen sollte?«
    »Nein, das ist allein eine Sache der Kultisten; darum können auch nur wir sie lösen, Kommandeur.«
    Brynd schlug einen

Weitere Kostenlose Bücher