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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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drohenderen Ton an. »Ich weiß, dass ihr Orden euch streitet, aber bisher habt ihr eure Auseinandersetzungen untereinander ausgetragen, und das ist in Ordnung. Jetzt aber zieht ihr uns andere mit hinein und gefährdet das Leben von kaiserlichen Soldaten. Und Bohr allein weiß, was ihr einfachen Leuten auf dem Land antut.«
    »Ich tue gar nichts«, fuhr Papus ihn an. »Hier werden zweifellos magische Kenntnisse missbraucht, und gewiss sind auch Relikte im Spiel. Doch nun habt vielen Dank, mich auf diese Dinge hingewiesen zu haben.« Sie wandte sich ab.
    »Wie? Ihr geht einfach?« Brynd war erstaunt darüber, wie ärgerlich sie wurde.
    »Was habt Ihr denn erwartet, Kommandeur?« Sie sah finster drein. »Ich habe Euch doch gesagt, dass es sich hier um ein Ritual handelt, von dem ich nichts weiß.«
    »Könnt Ihr uns denn gar nicht helfen?«, fragte Brynd. »Ich muss demnächst die Stadt verlassen und werde für einige Zeit nicht in Villjamur sein. Es wäre mir lieb, wenn diese Angelegenheit derweil untersucht würde, da ich keine Ahnung habe, ob wir diesen Wesen nicht erneut begegnen. Die Horde hier mag recht gutmütig wirken, doch diese Geschöpfe können zu wüsten Killern werden. Man darf sie nicht auf die leichte Schulter nehmen.« Er packte einen der Stäbe und musterte die Draugr erneut. »In letzter Zeit geschehen zu viele seltsame Dinge – als würde das Eis einen gewissen Wahnsinn mit sich bringen.«
    »Ich werde tun, was ich kann, Kommandeur Lathraea, aber nicht um Euretwillen oder der Stadt wegen. Diese Angelegenheit hat viel weitgespanntere Folgen, falls Dartun wirklich Zugang zu Leben und Tod gefunden hat. Es gibt Dinge, die die Welt verändern können. Denkt darüber nach, Kommandeur! Überlegt, was es bedeutet, falls sich solche Mengen von Leuten wieder zum Leben erwecken lassen!« Papus schlang sich den Umhang um den Leib und stieg schweigend die Treppe hinauf.

KAPITEL 26
    Der ungemeinen Hysterie wegen, die die Ankunft der neuen Kaiserin in Villjamur ausgelöst hatte, war Eir auf einen festlicheren Abschluss eingestellt gewesen. Die Beisetzung ihres Vaters lag schon Tage zurück, doch über diesen letzten Abend der Feiern war von den Ratsmitgliedern bis zu den Dienern viel und mit größter Vorfreude gesprochen worden. Die Stadtbewohner hatten nach einem Anlass gesucht, ihre Laune trotz der bevorstehenden Eiszeit zu bessern, und Rikas Amtseinführung war ihnen da natürlich nur recht gewesen.
    Doch als der festliche Abend ausklang, saß Eir an einem Tisch und musste sich Vorträge darüber anhören, wie sich die Sitten der Damenwelt Villjamurs in letzter Zeit verschlechtert hätten. Lord Dubek war der Stiefvater eines Cousins, ein ruppiger alter Mann, der stets die gleichen langweiligen blauen Sachen trug. Obwohl er stark auf die fünfzig zuging, hieß es, er werfe ein scharfes Auge auf jüngere Frauen. Als sein Blick über Eirs nackte Schultern glitt, zog sie ihren grünen Samtumhang höher und funkelte ihn böse an.
    »Die Sache ist die«, sagte er und stürzte einen Becher Rotwein herunter, »dass wir in einem Zeitalter leben, in dem es kaum Kriege gibt. Das hat die junge Generation verdorben. Ihr alle seid groß geworden, ohne mehr als ein-, zweimal echte Angst in den Augen eurer Eltern gesehen zu haben … « Er wischte sich den Schnurrbart und beugte sich etwas weiter zu ihr herüber.
    Als sie sich im Saal nach interessanterer Gesellschaft umsah, blieb ihr Blick an Randur Estevu hängen, ihrem Lehrer. Er hatte es sich inmitten einer Gruppe von Damen aus dem Balmacara gemütlich gemacht und verwöhnte sie zweifellos mit unwahrscheinlichen Anekdoten. Von Wellen weiblichen Gelächters umgeben, stand er da, und ob er sie nun am Arm berührte oder zu dem, was sie sagten, ernsthaft nickte: Seine Vertrautheit mit ihnen war unübersehbar. Sein lange verweilender Blick, seine Handküsse, sein Lächeln – all das wirkte so einstudiert wie sein Tanz.
    Sie war sich nicht sicher, was sie von ihm halten sollte.
    Dieser Mann besaß mehr als nur einen Anflug von Geheimnis, zumal er oft spätabends in die Stadt abstieg, in die Höhlen sogar. Was er dort wohl suchte? Und doch war er ein guter Fecht- wie Tanzlehrer, von dem sie viel gelernt hatte, obwohl sie das nur ungern zugeben würde.
    Das Frauengeschnatter zerstob, und nun stand Randur nur noch mit einer Dame da, mit Lady Iora, die doppelt so alt war wie er. Das ließ Eir die Stirn runzeln. Obwohl Lady Iora attraktiv war, fehlte ihr doch längst jeder

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