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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Woche ausgegangen. Und was Essen anlangt … Na ja, wir haben gerade nicht allzu viel im Haus. Der Bursche hier war in den letzten Wochen sozusagen meine Haupteinnahmequelle.«
    »Ach nein, ich bin ganz wunschlos«, erwiderte Eir. »Wirklich. Ich wusste ja gar nicht, wie … nun, es ist sehr hart für Euch, nicht wahr?« Sie setzte sich an den Tisch und stützte die Ellbogen auf das schmierige Holz.
    »Freilich, Miss.« Denlin setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Die Zeiten sind hart, und in diesem Teil der Stadt gibt es wenig Arbeit. Es gibt hier zwar Kaufleute und Schmiede. Und natürlich Lederschneider, Bäcker, und überhaupt Handwerker aller Art. Viel Glücksspiel, zumal Hundekämpfe. Und in den richtig alten Höhlen geschehen noch seltsamere Dinge. Dort gibt es Kultisten, aber nur den Bodensatz und Einzelgänger – Typen, die an ihre Relikte gefesselt sind wie an eine Droge. Hier verdienen sie ihren Lebensunterhalt ganz gut damit, Menschen zu betrügen. Die Leute kaufen ja alles Mögliche mit ihren letzten Münzen, solange sie nur glauben, es werde ihnen vielleicht helfen. Aber ich weiß nicht, wie lange das alles noch geht, wenn die Winterstarre einsetzt. Bis jetzt finden die Leute noch Gelegenheitsarbeiten, und so landet auch immer etwas Geld hier unten. Meist gibt es Dinge, die dringend erledigt werden müssen, auch wenn das nicht ganz legal ist.«
    Er blickte einen Moment lang schweigend auf den Tisch und stupste mit den Fingern vorsichtig an die Tischkante, als könnten ihm so Lösungen einfallen.
    Dann fuhr er fort: »Manche Leute verzweifeln und machen sich durch die Höhlen zu den alten Bergwerksstollen auf. Manchmal verschwinden sie tagelang, vor allem ältere Männer, die sich der alten Tunnel erinnern. Wenn sie zurückkehren, sind sie ganz schwarz, umklammern aber ein Stück kostbares Metall oder einen Edelstein, den sie da oder dort gefunden haben.« Er grinste. »Das ist natürlich eher im übertragenen Sinne gemeint. In Zeiten wie diesen verliert Geld rasch an Wert. Die Leute beginnen zu schachern und tauschen Dinge gegen Gefälligkeiten. Was das angeht, gibt es viele Huren – ob Frauen oder Männer. Es gibt eine Gruppe von Anarchisten, die sehr darauf aus sind, diese Verhältnisse zu beenden, und sie haben die Unterstützung vieler Frauen, die echte Gleichheit fordern.« Gedankenverloren legte er seine Hand auf ein Flugblatt namens Gemeinwohl . »Die Leute kommen sich denen gegenüber, die ihnen Arbeit geben, allmählich wie Sklaven vor. Ich sollte das nicht sagen, Mylady, aber wenn Ihr wissen wollt, wie es in der Welt wirklich zugeht, dann … Na ja, da oben ist alles schön und schick, doch man kann sich zweifellos von all dem funkelnden Schmuck blenden lassen.« Wieder herrschte Stille, und Randur war erstaunt, wie angespannt das Schweigen war. Denlin fuhr fort: »Jedenfalls kamen früher vom Hafen Waren in die Höhlen, und man hat so manchen exotischen Schatz von Randurs Insel und von Blortath, Tineag’l und Y’iren bekommen. Um ehrlich zu sein, werden die meisten Waren in Villiren umgeschlagen. Noch immer gibt es dann und wann ein religiöses Schmuckstück von den Südfjorden, und mitunter kommen Jorsalir-Priester zum Missionieren vorbei. Viele bauen allein auf Astrid und Bohr, um durch die Nacht zu kommen. Dann gibt es Banden, in denen Menschen nur deshalb gegen junge Rumel kämpfen, um gewisse Waren konkurrenzlos anzubieten. In manchen Nächten hören die Banshees gar nicht auf zu klagen; in anderen hört man nicht das Geringste und muss sich fragen, ob das nicht schlimmer ist.«
    Eir lauschte jedem Wort.
    »Aber es ist nicht alles schlecht! Ich male Euch hier ein wirklich scheußliches Bild Eurer schönen Stadt. Nein, Ihr sollt auch nette Dinge hören. Zum Beispiel gibt es hier unten einen viel besseren Gemeinschaftsgeist. Hier wird oft an den Straßenecken getanzt. Trommeln werden geschlagen, Feuer entzündet, die Leute machen eine gute Figur und lachen bei etwas Essen und Trinken. Hier kann man sonst nicht viel unternehmen, müsst Ihr wissen.«
    Randur sah ihn an. »Wann ist das wieder mal so weit?«
    »Wenn den Leuten danach ist. Ich gebe Euch Bescheid, sobald ich von der nächsten Feier höre.«
    »Ja, dann kommen wir wieder und mischen uns unter die Feiernden«, sagte Randur. »Bald gibt es einen schicken Ball oben im Balmacara, wisst Ihr. Es würde uns guttun, mal inmitten anderer ein bisschen zu üben.«
    »Oh, es wird nicht so prächtig sein wie eure schicken Bälle da

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