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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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bereit, ihm so viel Geld zu geben und ihm so sehr zu helfen? Das machte ihn ausgesprochen argwöhnisch. Für jemanden, der so von der Wirklichkeit nur seines Ichs überzeugt war, mangelte es ihm nämlich oft am Glauben an eben dieses Ich.
    »Verzeiht«, sagte sie, »aber ich verstehe nicht, warum Ihr Euch die Schuld an ihrer Krankheit gebt?«
    »Weil ich mich amüsiert habe, statt ihr beizustehen und für sie da zu sein. Ich war zu jung und selbstsüchtig, um ihr Leiden zu bemerken.«
    »Ihr dürft Euch das nicht vorwerfen … «, begann Eir.
    »Das tue ich aber. Und ich muss sie retten. Nur darum bin ich in diese elende Stadt gekommen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Dann seid Ihr also gar nicht mein echter Fecht- und Tanzlehrer?«
    »Nein, ich bin nicht der echte Randur Estevu.« Dann erklärte er ihr, wie es ihm gelungen war, in die Stadt zu kommen.
    »Und wie heißt Ihr wirklich?«, fragte Eir.
    »Viel schlimmer als der Name, dessen du dich bedienst, kann es nicht werden«, steuerte Denlin bei.
    »Ich würde vorläufig lieber weiter als Randur Estevu gelten.«
    »Gut. Und Ihr bleibt mindestens bis zum Schnee-Ball mein Tanzlehrer?«
    »Sicher, wenn ich zuvor nicht wegen Diebstahls gehängt werde. Allerdings muss ich nach dem Ball aufbrechen, sobald ich das Heilmittel bekomme, und zu meiner Mutter reisen.«
    Randur wusste in diesem Moment nicht, was er empfinden sollte. Jamur Eir saß ihm in einer schäbigen Taverne im übelsten Viertel der Stadt gegenüber. Nicht nur war es seltsam, dass sie ihm hierher gefolgt war, sondern dass sie ihm nun auch noch all das Geld geben wollte, mit dem er Dartun Súr würde bezahlen können.
    Er hatte damit gerechnet, viel länger zu brauchen, um die Summe zusammenzubekommen. Was empfand er nun also? Dankbarkeit? Erleichterung?
    »Warum seid Ihr so nett zu mir?«, fragte Randur.
    »Was Ihr tut, finde ich ausgesprochen tapfer – vor allem, da Ihr es nur Eurer Mutter wegen unternehmt. Und ich weiß nun wirklich, wie wichtig die Mutter im Leben ist. Sollte ich Euch obendrein ersparen, jeder reichen Witwe Villjamurs zu Willen zu sein, dann ist mir das … dann ist das gut so.«
    Randur wollte sich seine Verwirrung über diese Worte nicht anmerken lassen. Er würde das weibliche Denken nie verstehen. »Das weiß ich wirklich zu schätzen, oh ja!«
    »Eine Bedingung habe ich allerdings.«
    »Nämlich?«
    »Dass ich Euch nach Folke zurückbegleiten darf. Ich möchte das Kaiserreich kennenlernen und war viel zu lange behütet. Mein Fechtlehrer wäre in den Augen der Mächtigen im Balmacara sicher ein akzeptabler Wächter.«
    Er lächelte. »Einverstanden. Sollten wir jetzt nicht besser in den Palast zurückkehren?«
    Eir nickte.
    Denlin schien eingeschlafen. Der Kopf des Alten war nach hinten gesunken, sein Mund ein wenig geöffnet.
    »Den!«, rief Randur und klatschte mit der Hand auf den Tisch.
    »Hoppla … Oh, ich muss eingedöst sein.« Er schlug sich auf die Wangen, um wach zu werden. »Was ist passiert? Seid ihr zwei verarztet und verknallt?«
    »Wir sind wieder Freunde.« Randur erhob sich. »Und jetzt verschwinden wir. Die Sonne dürfte gleich aufgehen.«
    »Gut. Jetzt, wo die Lady deine Schulden bezahlt, wirst du also wohl nicht mehr hier runterkommen, was?«
    Hat er wirklich die ganze Zeit geschlafen? »Jedenfalls nicht so oft wie früher.« Randur war etwas verlegen. Obwohl Denlin ungehobelt und unausstehlich sein konnte, standen sie sich doch nahe, denn sie hatten nicht wenige gute Nächte trinkend und lachend miteinander verbracht. »Danke für alles! Wir hatten hier unten eine schöne Zeit.«
    »Und wie! Lass von dir hören, ja!« Denlin streckte die Rechte aus. »Du bist mir auch daheim stets willkommen. Unsere Kartenspiele dort ohne das ganze Gesindel habe ich sehr genossen.«
    Die beiden gaben sich die Hand, und Randur merkte, dass der Alte ihm die beiden Ringe von Lady Iora heimlich wieder zusteckte.
    Er schüttelte den Kopf. »Mach’s gut, Denlin! Ich komm bald wieder runter – dann aber nur auf ein paar Drinks.«
    »Na, du wirst mich hier bei der einen oder anderen Beschäftigung antreffen.« Er warf Eir einen kurzen Blick zu. »Kümmert Euch um den Burschen!«
    »Er braucht mehr Hilfe, als ich ihm geben kann.« Sie erhob sich rasch und verließ die Taverne.
    An der Tür drehte Randur sich um und warf Denlin einen der Ringe zu. »Kauft Euch was Hübscheres zum Anziehen.«
    »Statt gutem Bier? Du hast noch viel zu lernen«, rief Denlin und sah in seinen leeren

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